Sage Snowdrop | Kapitel 18

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Nachdem die Sendung zu Ende war, schlich ich mich schnell in mein Zimmer. Ich wollte mit niemanden reden und noch weniger mit meinen Bruder und seinen neuen Freunden feiern.

Seufzend und enttäuscht ließ ich mich auf das Bett fallen und ging in Gedanken noch einmal meine Darbietung durch. 

Ich war gut gewesen.

Egal was sie sagten, es war gut! Ich hatte gezeigt, das ich schnell war, mich bewegen konnte und verteidigen, aber anscheinend war dies nicht alles was zählte. Aber ich wusste auch nicht wann und wie ich den Unmut der Spielmacher hätte auf mich gezogen haben könnte.

Über das grübeln schlief ich irgendwann ein und träumte davon zu rennen. Am Anfang war es einfach nur durch endlose Dunkelheit, aber irgendwann kamen die Spielmacher dazu, die im Kreis um etwas standen und sich gegenseitig anlächelten.

Verwirrt blieb ich stehen und ging langsam auf sie zu. Sie schienen mich nicht einmal zu sehen, als wäre ich unsichtbar. Keiner von ihnen reagierte auf mich und ich wollte wissen, was dort in der Mitte war.

Im Inneren wusste ich, dass ich es lieber bleiben lassen sollte, aber wie es so in Träumen war, bekamen meine Beine ein eigenes Leben. Ohne mein zu tun gingen sie immer weiter, drängelten sich durch die Spielmacher, um zu sehen was dort in der Mitte war oder besser gesagt lag.

Als ich darauf nieder sah, konnte ich den Blick nicht abwenden. Ich starrte auf den Leichnam, der verdreht dort vor ihnen lag. Es war aber nicht der Leichnam von Lily, wie ich im ersten Moment vermutet hatte, sondern mein eigener, mit blutüberströmter Körper. Mein Spiegelbild sprang mir aus den angsterfüllten und weit aufgerissen Augen entgegen und das einzige was ich tun wollte war schreien. Doch egal wie hart ich es versuchte, es kam kein Laut über meine Lippen, dafür schauten mich nun die Spielmacher an. Alle mit einen irrsinnigen Lächeln auf ihren Gesichtern. Erst fing nur einer leicht an zu kichern, dann der Nächste. Das Kichern wurde zu lachen und die Lautstärke nahm zu, bis ich mir die Hände auf die Ohren drücken musste.

Endlich konnte ich schreien und...

...schrack in meinem Bett auf, Schweißgebadet und schwer atmend. Ich brauchte ein paar Sekunden um mich zu orientieren, aber dann wusste ich wieder wo ich war. Komischerweise beruhigte sich dadurch mein Herzschlag wieder und das atmen viel leichter.

Alles gut, sagte ich leise vor mich hin, nur ein Traum.

Da die Sonne schon über den Horizont kletterte, beschloss ich aufzustehen und zu Duschen. Zwar würde mein Vorbereitungsteam später am Tag sowieso noch mit allen möglichen Dingen abschrubben aber das war mir im Moment egal. Gerade eben wollte ich selbst bestimmen.

Mich im Zimmer zu verstecken würde nichts bringen, also ging ich nach unten.

Wieder einmal war ich die Erste. Da heute der letzte Tag vor den Spielen waren, hatten wir Vormittags kein Training. Nach dem Mittag würden unsere Stylisten uns noch einmal fein herrichten, damit wir den Kapitolmenschen ein letztes mal lebend präsentiert werden konnten um mit diesen Affen von gestern nett zu plauschen. Nach dem Motto "Und freust du dich schon?"/ "Klar ich wollte schon immer umgebracht werden von anderen Jugendlichen".

Nach und Nach kamen die anderen Tribute nach unten. Die meisten ignorierten mich. Tansy und Valerian kamen wie immer zusammen die Treppe runter und stürmten sofort auf mich zu.

Ich machte mich schon auf das schlimmste gefasst, aber in dem Moment plapperten sie schon los wie aufgeregt sie beide Wegen den Interview waren.

Bamboo kam mit Canola zusammen, die unglaublich müde und traurig aussah. Schweigend ging sie sich etwas zu essen holen und setzte sich an den Tisch.

Sage Snowdrop | Die ersten Hungerspiele Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt