Sage Snowdrop | Kapitel 27

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Das erste was ich spürte, war Wärme und Geborgenheit. Unter meinem Kopf lag ein Weiches Kissen und ich war umgeben von einer flauschigen Decke. Wenn das der Himmel war, wäre es gar nicht so schlecht.
Mit einen seufzen drehte ich mich um und kuschelte mich in das weiche Etwas, was auch immer hinter mir lag. Vielleicht war alles nur ein schlechter Traum. Ich würde aufwachen, Peeta neben mir, und die Hungerspiele weit weit weg.
Irgendetwas lag unter mir, und stach mir in die Rippen. Ich murrte ohne die Augen zu öffnen, als es nicht weg ging, sondern eher schlimmer wurde. 
Wenn das der Himmel war, sollte ich mich beschweren.
Wieder drehte ich mich in die andere Richtung und hoffte so die vorherige Position wieder zu finden.
Es wurde nur noch einmal schlimmer aber ich wollte nicht die Augen öffnen. Wollte nicht sehen ob alles vielleicht doch kein Traum war.
Irgendwann zwang mein Körper mich aber dazu. Langsam öffnete ich erst ein, dann das andere Auge. Im ersten Moment sah ich nichts außer Schemen und ich bekam Angst, dass etwas mit meinen Augen geschehen war. Als mein Blick sich klärte, atmete ich erleichtert aus um gleich danach enttäuscht zu seufzen. 
Ich war immer noch in der Hölle. Mondlicht schien durch die Öffnung, durch die ich gebrochen war, und erleuchtete die Höhle nur leicht, wodurch Schatten ihr Eigenleben entwickelten. 
Gerade als ich mich von der Dunkelheit ablenken wollte, hörte ich ein Grunzen hinter mir.
Grunzen? Okay... Ich hatte noch nie eine Decke gehabt, die grunzte.
Ich kuschelte mich wieder an die weiße Pfote, auf der mein Kopf ruhte, und versuchte wieder einzuschlafen.
...
...
Pfote?
Ich riss meine Augen auf, um zu sehen, ob ich wirklich das gesehen hatte, was ich dachte, dass ich gesehen hätte.
Da war sie. Die weiße Pfote, auf der mein Kopf noch wenige Sekunden vorher gelegen war. Eine weitere Pfote lag sanft über meinen Körper. Hinter mir das...Ding, welches die Augen geschlossen hatte und...schnarchte?
Mit einen Kreischen, den ich nicht unterdrücken konnte, krabbelte ich von dem Wesen weg und trat es dabei aus versehen in die Bauchgegend, was ihn wieder Grunzen ließ. Langsam öffnete sich seine Augen und ich verfluchte mich still selber dafür, dass ich mich nicht besser unter Kontrolle hatte.
Der blaue Blick des Wesens war auf mich gerichtet, aber ansonsten zeigte es keine Reaktion. 
Starren also wieder.
Na toll.
"Warum hast du mich nicht gefressen?", fragte ich, als die Stille unerträglich wurde. Das Wesen schaute mich weiter an. Nach ein paar Sekunden legte es den Kopf schief, was mich zum lächeln brachte. 
"War ja klar, dass du nicht reden kannst.", erklärte ich mir selber und versuchte mich nicht verrückt zu fühlen, weil ich mit einer Mutation sprach. Wieder entstand ein Schweigen, welches dieses mal von der Mutation unterbrochen wurde, indem sie langsam aufstand. Ich atmete erschrocken ein als ich wieder sah, wie groß sie wirklich war. Wahrscheinlich ging ich dem Wesen gerade einmal bis zur Schulter.
Gemütlich streckte es erst seine Vorder-, dann seine Hinterbeine, was mich stark an eine Katze erinnerte. Als seine Pfoten sich auf dem Stein langsam auf mich zubewegten, war ich mir nicht mehr so sicher, ob wir Freunde waren. Vielleicht hatte das Wesen auch einfach nur gewartet bis ich wieder wach genug war. Bewusstlose Körper fressen machten ihn möglicherweise keinen Spaß. 
In meinem Kopf entstand immer unschönere Bilder, während das Wesen weiter auf mich zu kam und mich so zwang, meinen Kopf in den Nacken zu legen. Über mir blieb es kurz stehen, bevor es langsam seinen Kopf senkte...
Und an meiner Wange rieb. 
Schnurrte es gerade?
Bildete ich mir das nur ein? Wahr ich mittlerweile einfach ganz verrückt geworden?
Langsam, ohne hastige Bewegungen, streckte ich meine Hand aus. Vorsichtig streichelte ich durch das weiße, weiche Fell und das Schnurren wurde sogar noch lauter.
Eine weile saßen wir so beisammen, bevor sich das Wesen aufrichtete und auf seine Pfoten legte, wodurch ich höchstens nicht mehr nach oben starren musste.
"Und jetzt?", fragte ich und das Wesen schaute mich von unten herab an.
"Du verstehst mich, oder?", versuchte ich es noch einmal und das grunzen was es von sich gab, nahm ich als ein ja.
"Bist du ein Mädchen?" Ich wusste nicht einmal warum ich das fragte, aber irgendwie wollte ich es nicht mehr als "es" sehen. Als Antwort bekam ich ein abfälliges schnauben und verdrehte Augen.
Okay, kein Mädchen.
"Wie wäre es dann, wenn ich dich Ghost nenne?", Die Augen wandten sich wieder zu mir und das mir mittlerweile bekannte grunzen kam wieder.
"Gut Ghost.", erklärte ich, streichelte meinen neuen Gefährten noch einmal über den Kopf und stand auf, um auf die Suche nach meiner Ausrüstung zu gehen, die sich bei meinem Sturz in der ganzen Höhle verteilt hatte. Es dauerte eine Weile bis ich in der Dunkelheit alles gefunden hatte und mich schwer atmend an Ghost Seite lehnte. Ich wischte mir über das Gesicht, schaffte aber nur, den Staub, der an mir klebte, noch weiter zu verteilen. Dann schaute ich wieder auf die Flasche, die Valerian für uns besorgt hatte. Beim Sturz musste sie undicht geworden sein, wodurch sie nun leer war. Ich machte mir Vorwürfe, dass ich das Wasser nicht hatte nutzen können, auch wenn es nicht wirklich meine Schuld gewesen war. Um so fester drückte ich jedoch den Bogen und den Köcher, mit den vier verbliebenen Pfeilen, an meinen Körper. Das letzte was ich von meiner jungen Verbündeten hatte.
Ich seufzte frustriert und hörte Ghost unter mir, ein seltsames Geräusch brummen. Meinen Kopf legte ich so auf seinen Rücken, dass wir uns ansehen konnten. 
"Du weißt nicht zufällig wo wir hier Wasser finden?" Er war meine letzte Chance. Ich hatte seit mindestens zwei Tagen nichts mehr getrunken und wenn ich nicht bald etwas finden würde, müsste mich niemand mehr umbringen. Zu meinen erstaunen schaute Ghost mich mit glücklichen Gesicht und heraushängender Zunge an.
"Du weißt etwas?", fragte ich hoffnungsvoll. 
Ghost sprang so schnell auf, dass ich fast nach hinten weg gekippt wäre, wenn ich mich nicht mit meinen Ellbogen abgefangen hätte. Die Wolfsmutation ging zu den Gang, den ich schon kurz nach meinem Sturz gesehen hatte, und schaute mich erwartungsvoll an. Skeptisch ging ich zu ihm. Der Gang war tiefschwarz. Kein Licht war da und ich würde wahrscheinlich nicht einmal die Hand vor Augen sehen. Konnte ich diesen Wesen, welches vom Kapitol erschaffen wurden war, wirklich trauen? 
Die Spotttölpel kamen mir in den Sinn und ich schaute zu meinen Gefährten auf, der meinen Blick hechelnd erwiderte. Diese blauen Augen erinnerten mich an Peeta. Was immer dieses Wesen war oder für was es geplant gewesen war, es war nicht böse. Diese Augen waren gut und wollten mir helfen. Wollten nicht mehr einsam sein.
Lächelnd griff ich vorsichtig in Ghosts Fell. 
"Dann los Großer."

Sage Snowdrop | Die ersten Hungerspiele Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt