Sage Snowdrop | Kapitel 2

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Wir blieben noch eine ganze Weile schweigend liegen, bevor wir aufstanden um uns fertig zu machen. Mira war anscheinend schon lange wach und hatte jeden von uns dreien Wasser warm gemacht, mit dem wir versuchen konnten, den Schmutz und Staub abzuwaschen. Als ich zurück in mein Zimmer trat, wartete sie schon auf und hielt ein Kleid in der Hand.

"Ich weiß du magst es nicht Kleider zutragen...", fing sie an und schaute traurig zu Boden. Da ich immer mit Peeta und meinen Bruder gespielt hatte, bevorzugte ich Hosen und Hemden, wie ein Junge. Das einzige Zugeständnis an meine Weiblichkeit waren meine langen, roten Haare, die über den ganzen Rücken fiel. Schon immer war mir klar gewesen, dass Mira gern gehabt hätte, das ich etwas mädchenhafter gewesen wäre, aber sie hatte sich nie beschwert. Deswegen ging ich auch jetzt an sie heran, bevor sie anfing zu weinen und lächelte.

"Es ist wunderschön und es wäre mir eine Ehre es zu tragen, Mira." Sie lächelte kurz wie ein kleines Kind, bevor sie mir beim anziehen half. Es war ein schlichtes Kleid, vorne verschnürt und figurbetont. Es war aus einen dunkelbraunen Stoff hergestellt, nur wenige Nuancen heller als meine Augen. Mein Haar und meine weiße Haut schienen durch das Kleid nur um so mehr zu strahlen. Ich hatte schon immer das Glück gehabt, keine Sommersprossen zu haben, wie die meisten anderen hellhäutigen Menschen, wodurch viele meinten, dass meine Haut wie Porzellan schimmern würde. Welch Übertreibung. Wenn ich mich im Spiegel sah, sah ich nur ein zu kleines, zierliches Mädchen mit blasser Haut und feuerroten Haar, die überall auffiel. Mira betrachtete mich jedoch so voller stolz, dass ich erklärte: "Es ist wunderschön, danke dir."

"Immer doch Kleines. Komm lass uns essen gehen, die Jungs warten sicher schon", antwortete sie immer noch lächelnd.

Gemeinsam gingen wir nach unten in den Wohnraum, wo Tomee, Kale und Peeta, sich wirklich schon über das essen hermachten. Peeta und mein Bruder hatten ebenfalls neue Hemden an. Mein Bruder war sogar passend zu mir angekleidet. Seine Hose hatte, das gleiche braun wie mein Kleid, und dazu trug er ein weißes Hemd. 

Ich schaute Kale mit stolz an. Aus dem weinerlichen, kleinen Jungen war ein gutaussehender und starker Mann geworden. Er hatte die Statur unseres Vaters geerbt auch wenn er noch bei weitem schlaksiger war als er aber die Zeit der Rebellion und das letzte Jahr hatten seinen Körper gestählt. Auch wenn er dünn wirkte, war eine unglaubliche Kraft in diesem langen Körper. Sein dunkelbraunes Haar trug er etwas zu lang und meistens hing es ihm ins Gesicht, was ihn jünger und unschuldiger wirken ließ als er war. Die Mädchen im Distrikt mochten ihn. Mit Peeta an seiner Seite, der mit seiner normalen Größe, den breiten Schultern, blauen Augen und blonden Haar nicht nur optisch das genaue Gegenteil von ihm war, waren sie ein unschlagbares Team. Wo immer sie hingingen. Die Mädchen waren nicht weit. Ich konnte dann immer nur belustigt hinterher laufen und dabei zusehen wie die anderen, sie anhimmelten und mich böse beäugten. Ja, der eine war mein Bruder und der andere gehörte mir, so wie ich ihm gehörte. Das störte viele.

Ich setzte mich zwischen die Beiden und begann ebenfalls zu essen. Das Frühstück verlief schweigend. Keiner wusste genau, was nun auf uns zu kam.

Als das erste mal das Horn erklang, das alle sich versammeln sollten, schreckten Mira und ich gleichzeitig zusammen. Peeta legte beruhigend seine Hand auf meine und Tomee tat das gleiche bei seiner Frau.

"Na, das wird lustig.", fing Tomee mit einen nicht wirklich überzeugenden Lächeln an zu sagen. "Wir gehen dahin und schauen es uns an. Dann gehen wir wieder heim und können weiter die Hochzeit vorbereiten."

"Ja, kaum zu glauben, dass meine kleine Schwester bald Mrs. Saltzman ist.", sprang ihn mein Bruder helfend bei und versuchte das Thema zu ändern. Es half. Peeta lächelte mich kurz an, und Mira erklärte stolz: "Oh ja, und dein Kleid ist fast fertig. Du wirst so wunderschön darin aussehen."

Sage Snowdrop | Die ersten Hungerspiele Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt