Ich konnte im nach hinein nicht mehr sagen wie lange ich geweint hatte. Irgendwann war ich in Bamboos Armen vor Erschöpfung eingeschlafen und wachte erst am nächsten Tag wieder auf. Meine Kehle fühlte sich wund an und meine Augen brannten. Wann war das alles endlich vorbei?
Ohne mich von meinen Verbündeten weg zu bewegen, drehte ich meinen Kopf so, dass ich ihn anschauen konnte. Er war wach und starrte mich an.
"Hey", sagte er sanft, nachdem ich ihn einige Sekunden angestarrt hatte.
"Hey", gab ich leise zurück.
Wir waren nur noch vier und wir wussten beide was dies zu bedeuten hatte. Die beiden anderen würden uns jagen. Wahrscheinlich würden die Spiele heute enden. In wenigen Stunden würde nur noch einer von uns am Leben sein. Derjenige würde nach hause gehen können, gefeiert von seinem Distrikt. Die anderen wären tot.
Die ganze Situation war nicht fair aber ich begann mich damit abzufinden. Ändern konnte ich es sowieso nicht mehr.
Schweigend packten wir unsere Sachen wieder zusammen und gingen weiter Richtung Füllhorn. Unsere Chancen standen schlecht, das Vetch und Sylver dort bereits auf uns warten würden. Wir alle brauchten dank der Rauchwolke, die sich immer weiter ausbreitete Wasser und dies war die einzige Stelle an der es dies gab.
Am Waldrand angekommen blieben wir stehen. Bamboo schaute sich sorgfältig um, konnte aber nichts sehen. Da der Rauch noch nicht nah genug bei uns war, beschlossen wir hier auf sie zu warten.
Mein Gefährte ging auf die Suche nach etwas essbaren, während ich das Füllhorn und den dahinter liegenden See im Auge behalten sollte. Wenn wir sie kommen sehen würden, wäre es um so besser für uns zu wissen, was sie genau vor hatten.
Während Bamboo sich wieder aufmachte, kletterte ich auf den nächstbesten Baum und versuchte es mir bequem zu machen.
Dieses mal ging es sogar richtig gut. Ich versuchte für einen kurzen Moment zu vergessen wo ich war. Zu vergessen was ich alles verloren hatte und noch verlieren würde, denn selbst wenn ich gewann, Bamboo würde sterben. Daran ging nun mal kein Weg vorbei. Hier Freundschaften zu beginnen war wahrscheinlich mein größter Fehler und das beste was ich je machen konnte. Selbst wenn ich heute starb, hatte ich zumindest in meinen letzten Tagen Menschen um mich gehabt, die sich etwas aus mir machten.
Valerian, die mich aufmunterte.
Tansy, die immer nur gelacht hatte und mutig war. Nie darüber gesprochen hatte, was vor uns lag.
Canola, die mir Tee gemacht hatte, als es mir nicht gut ging.
Bamboo, der mich vor meinem Mentor beschützte, für was auch immer er gut gewesen war.
Kale... der immer für mich dagewesen war und sich hier entschieden gegen mich gerichtet hatte. Nicht weil er mich hasste, sonder weil er es nicht über sich bringen konnte, mich sterben zu sehen. Ich wusste, dass er mich auf seine Art immer geliebt hatte, auch wenn die meisten unsere Bindung nicht verstanden.
Hier zu sterben, war in vielerlei Hinsicht leichter, als dieses Spiel als Gewinner zu verlassen. Man würde sich immer erinnern. Warum also nicht einfach aufgeben? Auf Vetch und Sylver warten. Warten, dass man getötet wurde.
Als wenn die Spielmacher mich verhöhnen wollten, ertönte in diesem Moment die Kanone erneut.
Gott, dieses Geräusch würde mich noch in meinen Alpträumen verfolgen.
Ich versuchte mich von dem Schrecken zu erholen und gleichzeitig nicht daran zu denken, dass diese Kanone Bamboo gegolten haben konnte. Es durfte aber nicht sein.
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Sage Snowdrop | Die ersten Hungerspiele
FanfictionMein Name ist Sage Snowdrop. Lange, bevor die Rebellion began wurde ich aus Distrikt 13, nach Distrikt 6 gebracht. Nachdem die Rebellion gescheitert ist werden mein Zwillingsbruder und ich, als die ersten Tribute für unseren Distrikt ausgewählt....