Als die Fahrstuhltüren aufgingen, und wir wieder im Wohnbereich ankamen, kämpfte ich krampfhaft gegen einen Klos in meinen Hals.
"Na ja, du kennst dich ja aus.", murmelte Acer und schubste mich mehr aus den Aufzug als alles andere. Die Türen schlossen sich wieder hinter mir und mein Mentor war fort.
Immer noch mit meinem Messer in der Hand, schaute ich mich um. War der Wohnbereich schon immer so riesig gewesen?
Vorsichtig ging ich weiter. Mit jedem Schritt konnte ich wieder mehr wahr nehmen. Die Stimmen der anderen, wenn sie hier zusammen gesessen waren. Vetch Stelle auf dem Sofa. Er hatte immer auf der Rückenlehne gesessen um über uns alle aufzuragen. Erst jetzt verstand ich, dass auch dies einfach nur ein Zeichen von Unsicherheit war. Sanft strich ich über die Stelle. Mir war bewusst, dass er zwar allen weisgemacht hatte, dass er sich freiwillig gemeldet hatte, weil sein kleiner Bruder unfähig gewesen wäre aber in Wahrheit wollte er ihn wohl nur retten. Ich hoffte inständig, dass es dieses Opfer wert gewesen war.
Kale hatte immer neben ihn gesessen und als ich ihn förmlich vor mir sitzen saß, drehte ich mich weg. Ich konnte das jetzt nicht. An Vetch und die anderen denken war okay. Es tat weh, Bamboos sanften Blick regelrecht spüren zu können, oder Valerians helles Lachen, aber es war okay.
Erinnerungen an Kale nicht. Sie würden mich wahrscheinlich nur zerbrechen und ich wusste, dass wenn ich dies zu ließ, würde mich nichts wieder reparieren können. Nicht einmal Peeta.
Deswegen wandte ich mich Richtung Essensbereich und bemerkte erst jetzt die zwei Avoxmädchen die eifrig Dinge auf den Tisch stellte. Als sie bemerkten, dass ich sie anstarrte, zuckten sie ängstlich zusammen. Sie verbeugten sich aber noch schnell, bevor sie davoneilten, ohne mich noch einmal anzusehen.
Okay...
Würde das ab jetzt mit allen Menschen so sein oder wurden sie einfach nur angewiesen mich in Ruhe zu lassen, bis herausgestellt war ob ich komplett verrückt geworden war?
Innerlich lachte ich bitter auf. War ja nicht so, dass davor alle meine Freunde sein wollten.
Als der Duft des Essens zu mir trat, fing mein Magen an sich lautstark zu beschweren. Damit ich nicht mehr nachdenken musste, beschloss ich, mich erst einmal um dieses Problem zu kümmern.
Ich war nicht dumm und fing langsam an zu essen. Schließlich hatte ich die letzten Tage nichts außer Schlange gegessen. Allein bei diesen Gedanken wollte sich mein Magen schon umdrehen aber ich zwang ihn mit Suppe und Brot zur Ruhe.
Viel mehr brachte ich auch nicht herunter. So hungrig ich auch war, mein Magen musste sich erst langsam wieder daran gewöhnen.
Da ich die Stille nicht mehr aushielt, ging ich die Treppe rauf zu meinem Zimmer. Ohne nach links oder rechts zu schauen, ließ ich mich, so wie ich war, aufs Bett fallen.
Als ich die Augen, gefühlte fünf Minuten später, wieder öffnete, stand mein Vorbereitungsteam mit entrüsteter Miene vor mir.
Ohne weiter darauf einzugehen, was passiert war, scheuchten sie mich ins Bad und versuchten diese "Katastrophe", wie sie sie nannten, wieder hinzubekommen. Sie redeten nicht über die Spiele, sondern über alltägliche Kaptiolgeschichten, die mich zwar nicht interessierten aber ablenkten. Ich war ihnen dankbar dafür. Glückwünsche oder auch traurige Blicke konnte ich jetzt nicht gebrauchen. Ich wollte einfach nur vergessen.
Irgendwie schafften sie es auch meine Haut wieder samtig glänzend zu bekommen, genau wie mein Haar nicht mehr stumpf, verkohlt und voller Rauch waren, sondern wieder feuerrot strahlten.
Zufrieden begutachteten sie kurz ihr Werk, bevor sie, immer noch mit einander quasselnd mein Bad und Zimmer verließen.
Mein Herz machte einen Sprung, als kurz darauf eine kleine Gestalt lachend in den Raum gerannt kam. Ich drehte mich herum und fing Jassun auf. Fest drückte ich seinen kleinen warmen Körper an mich, im Wissen, dass ich ihn nicht halten würde, bis er stirbt, sondern wenn ich ihn loslassen würde, er mich weiter anlächelte.
"Wenn ihr euch nicht heute noch los lasst, wirst du ohne Kleid zu deinen letzten Interview müssen." Claytons Stimme lief mich aufschauen und ich begann zu lächeln. Langsam ließ ich seinen Sohn los und ging zu ihm. Kurz nahm er mich in den Arm, bevor er mich in mein Zimmer schob. Auf meinen Bett lag ein langes, weißes, ärmellose Kleid mit einen schön geschwungen V-Ausschnitt. Es war einfach gerade gehalten, auch wenn der untere Bereich wieder aus mehrerer verschiedenen Stoffen bestand. Der oberste wieder nur ein leichter, durchsichtiger Stoff, bis hin zu komplett dichten Stoff, aber alles sehr weich und leicht fallend. Nur der obere Teil war mit silberne Stickereien verziert. Angezogen band Clayton noch ein weißes Samtband um meinen Bauch, um meine Figur zu betonen und gab mir weiße schlichte Schuhe ohne Absatz. Meine Haare ließ er offen, ließ sie nur sanft über meine Schultern fallen. Genau wie er nur wenig Make up benutzte. Der Schlaf, der laut meinem Vorbereitungsteam über zwei Tage gegangen war, hatte mir gut getan. Trotzdem waren die Anstrengungen noch zusehen und Clayton überdeckte sie.
Als ich mich wieder einmal im Spiegel betrachtet und staunte, was mein Stylist alles aus mir herausholen konnte, stellte er sich dicht hinter mich.
"Du hast es geschafft", flüsterte, "Noch haben sie dir nicht dein Feuer genommen. Die Distrikte sind in hellem Aufruhr deinetwegen." Ich drehte mich zu ihm um und schaute ihn verwirrt an. Was meinte er?
"Deine Zeit mit Ghost", erklärte Clayton, als er meinen Blick bemerkte. "Die Menschen waren bewegt davon und es zeigte, das selbst eine Kreatur, die vom Kapitol geschaffen wurde, durch dich Gefühle entwickeln konnte und dich liebte. Du bist ein Zeichen für die Distrikte und ein Dorn im Auge des Präsidenten." Sein Blick wurde düsterer und ich ahnte, dass nun etwas kommen würde, was ich nicht hören wollte.
"Deine Eltern", begann er leise, "Offiziell war es ein Unfall. Eine Gasleitung ist explodiert. Kurz nachdem du dich mit Ghost verbündet hattest."
"Nein...", flüsterte ich nur kurz. Ich wollte es nicht hören, doch Clayton hatte kein Mitleid. "Deine Eltern und Peeta sind Tod. Man hat nur ihre Überreste gefunden."
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Sage Snowdrop | Die ersten Hungerspiele
FanfictionMein Name ist Sage Snowdrop. Lange, bevor die Rebellion began wurde ich aus Distrikt 13, nach Distrikt 6 gebracht. Nachdem die Rebellion gescheitert ist werden mein Zwillingsbruder und ich, als die ersten Tribute für unseren Distrikt ausgewählt....