Freiheit?

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Der Mitte 50-Jährige dimmt das Lich und klettert langsam zu ihr aufs Bett. Er sieht sie ruhig an. "¿Qué tal?" (Wie geht es dir?) , fragt er sie zuckersüß und lässt sich neben sie aufs Bett fallen. Rahel antwortet nicht. Ihr ist das alles suspekt, sehr suspekt. Sie beobachtet ihn argwöhnisch. Was hat er vor? fragt sie sich in Gedanken. Wie als hätte er sie lesen können, beginnt er sich auf sie zu zu bewegen. Er sieht sie gierig an. Vollen Lust. Das rothaarige Mädchen versucht wegzurutsche, doch er hat sie angekettet. Panisch versucht sie sich loszureißen und weg zu kommen. Doch es geling ihr nicht. Ihre Hände sind am Kopfende um das Holz des Bettes mit einem Seil gebunden. Ihre Beine sind frei. Der Mann kommt ihr immer näher. Nuschelt etwas auf spanisch, dann Französich und etwas auf Deutsch. Das versteht sie: "Meins!"
Grinsend zieht er sich von ihre zurück, geht durch den kleinen Raum auf ein altes, marodes Radio zu. Macht es an und stellt laute Musik ein. Hier hört uns eh keiner. Denkt Rahel panisch. Sie muss hier weg. Das weiß sie. Nur wie?
Plötzlich stürzt der Mann sich auf sie und beginnt ihre Klamotten unsaft aus zu ziehen. Mit schnellen Griffen arbeitet er sich vor, bis sie vor ihm liegt. Entblöst. Ängstlich. Sie hat sich versucht zu wehren, so gut sie konnte. Doch es war ihr nicht wirklich gelungen.
Jetzt sitzt er grinsend neben ihr und streicht über ihren Körper. Über ihre Brust, ihre Leiste. Küsst sie zärtlich und haucht immer wieder: "Mi amore! (Meine Liebe)"

Rahel ist angewiedert und versucht es auszuhalten. Gefesselt kann sie nichts tun. Außerdem, wie gut stehen ihre Chancen? Sie knappe 1,60 m er über 1,80 m. Arbeitet sein Leben auf den Hof, hat Kriege miterlebt. Er ist eindeutig stärker als sie.

Mit immer mehr Lust sieht er sie an. Er flüstert in ihr Ohr auf spanisch: "Ich habe es so lange nicht mehr getan. Aber... ich kann warten."

Einen letzten Kuss. Ein letzten Blick. Eine letzte Breührung über ihr Haar, bis hin zu ihren Beinen, zu ihrem Schritt. Zärtlich, vorsichtig berührt er sie, fährt jede Unebenheit ihres Bauches nach, ihre Brust. Dann löst er sich unverwandt. Bindet sie los und geht.
Perplex bleibt Rahel liegen.  Ihre Klamotten hat er mit. Super Chancen denkt sie.
Nackt in einem fremden Haus. Frustriert rollt sie sich unter der Decke zusammen.
Sie hat Angst. Große Angst.
Angst vor dem, zu was er in der Lage ist. Was er tut, wenn sie sich wehrt. Wie lang er wartet und was er  genau vor hat. Angst was danach passiert. In Gedanken geht sie alles durch. Jede einzelne Bewegung von ihm. Das scheinbare freundliche Äußere. Die Gastfreundschaft. Das Essen. Warum Milow nicht mit rein darf. Alles geht sie durch. Und als sie erkennt, das alles ein Fehler war, das sie nie hätte gehen dürfen, kommen ihr die Tränen. Sie weint. Stundenlang. Die Musik übertönt alles. Alles, ihre Gedanken, Gefühle und der sehnlichste Wunsch daheim in ihrem Bett zu liegen. Nicht jeder Mensch möchte dir was gutes. Das weiß sie jetzt. Doch wie kommt sie aus dieser Lage raus? Was kann sie tun? Welche Möglichkeiten hat sie?

Leise steht sie auf und geht durch den kleinen Raum. Dachboden, ein kleines Fenster ziehrt die Frontseite des Zimmer. Da passt sie nicht durch. Nur ein bisschen Licht des Mondes fällt dadurch hinein. Auf der anderen Seite steht ein Regal. Viele Bücher stehen da. Verstaubt. Vergilbt. Alt. Unfähig irgendetwas zu tun geht sie darauf zu und sieht sich die Bücher an. Auch diese werden ihr nicht helfen raus zu kommen. Kein einziges. Sie sitzt in der Falle. Der einzige Ausweg ist die Tür, die schwer veriegelt ist, wie sie feststellen muss, als sie sich mit voller Kraft dagegen lehnt.

Müde von den Ereignissen und den vielen Eindrücken des Tages. Gut. Böse. Freundlich. Boshaft. Alt. Jung. Wunderschön und zu gleich gefährlich. Rahel setzt sich auf das Bett. Sie fühlt den kühlen Stoff auf ihrer Haut. Schaffsfell, dass sich überall verirrt, wo es nicht hingehört. Das Kissen ist ein Stohsack. Nicht gerade bequem. Die Decke. Ein alter Mantel, er riecht nach Regen, Schweiß und was weiß ich, was noch alles.
An die Decke starrend lässt sie sich in den Schlaf gleiten. Sie schhläft unruhig, geplagt von den Ereignissen. Dem Mann, der binnen Sekunden sein wahres Ich zeigt und der Tatsache, das sie bald nicht mehr sie sein wird. Immer wieder wacht sie auf, in der Hoffnung, dass es nur ein Albtraum war. Doch dann holt sie die Gegenwart wieder ein. Die Gerüche. Ein fehlender Milow. Die Tatsache, das sie nackt in einem fremnden, doch ziemlich unbequemen Bett liegt erschreckt sie und macht ihr Angst. Keine Chance raus zu kommen. Weg von ihm



Freitag, 21.06.2019

Als Rahel wach wird, liegt die Decke am Fußende. Neben ihr steht ein Brot mit Aufstrich und ein Glas Ziegenmilch. Nebendran ein Zettel auf spanisch: "Bin auf der Weide... Heute Abend wieder da. Freu mich auf dich!"
Erschaudernd beginnt sie die Milch zu trinken und das Brot zu essen. Ganz langsam. Sie hat großen Hunger, weiß aber, dass sie es langsam essen muss. Außerdem hat sie Zeit. Eingesperrt in ein Zimmer. Klein. Dunkel. Marode. Nach einer Weile schält sie sich aus dem Bett und findet am Fenster einen weiteren Zettel: "Mi amore." Mehr steht nicht drauf. Angewiedert legt sie ihn bei Seite und verwällt in Gedanken.
Mama hatte recht. Ich hätte nicht gehen sollen. Bleiben sollen. Belinda hat es richtig getan. Nicht abhauen, bleiben, dort wo man sicher ist. Wo man hingehört. Wo man umsorgt wird. Und nicht eingesperrt. Wo man sich frei bewegen kann. Menschen hat, die einen Lieben. Jetzt bin ich hier und keiner ist bei mir. Allein. Verlassen. Nackt.
Es regnet. Perfekt. Das passt zu Rahel's Stimmung. Traurig. Seuzend geht sie auf und ab. In Gedanken versunken, bemerkt sie gar nicht wie der Tag vergeht. Viel Zeit zum todschlagen, aber keine Uhr um das zu sehen. Sie sortiert die Bücher nach Alphabet und dann nach Jahreszahlen. Nach Autor und so weiter. Entdeckt Alben von seiner Familie. Sieht sie an und rätzelt. Rätzelt nach den Namen. Dem Familiengrad.
Gelangweilt wartet sie. Wartet auf irgendwas. Auf was, was sie nicht weiß was es ist.
Sie hat sich daran gewöhnt nackt allein zu sein. Findet es okay. Aber auf der andern Seite auch nicht.
Müde vom nichts tun oder vom vielen sortieren legt sie sich ins Bett und wartet auf den Schlaf oder auf sonst was.
Nach gefühlten Jahren ereilt er sie und sie schläft ein.

Allein-der richtige Weg?Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt