Das Messer

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Es wird langsam dunkel und am Himmel zeigt sich ein düsteres Bild. Es würde bald regnen, denkt sie. Aber Tag zehn ist gekommen und ich werde es tun. Auch wenn es regnet. Entschlossen überlegt sie wie sie es schlussendlich tun wird. Im Kopf geht sie mehrere Szenarien durch, überlegt, wie sie die Tiere rausholen kann, wie sie rauskommt. Wird er es merken? Wir sie unbemerkt fliehen können? Wohin wird sie gehen? Weiter? Zurück? Was wird sie noch alles erleben? Wir sie es ÜBERleben? Oder, wird er sich auf sie stürzen? Was passiert, wenn es sie entdeckt? Wird sie noch mehr leiden? Sie hat Angst, aber noch mehr Angst hat sie davor hier zu bleiben.
Auf dem Bett liegt das Buch, das sie seid Tagen immer wieder liest und dessen Inhalt ihr immer wieder entgleitet. Sie versteht es einfach nicht. Es ist halt. Sein Einband ist schwarz und von alter leicht braun geworden. Die Schrift ist kaum leserlich. Kein Klappentext verrät, um was es geht. Man kann es nur erahnen, was auf dem Einband steht. "Ni... .i. b.. R..b..s" mehr ist von den Buchstaben nicht mehr übrig geblieben. Und auch diese sind schon alt und von Wetter und Händen gekennzeichnet. Die Seiten im inneren sind schon leicht gelb und sehr empfindlich. Wenn man sie zu feste berührt spürt man, wie der Stoff zerfällt.
Vorsichtig nimmt Rahel es in die Hand. Irgendetwas sagt ihr, dass dieses Buch noch wichtig sein wird und sie den Inhalt irgenwann vertsehen wird. Irgendwann. Vielleicht noch nicht jetzt.

Leise setzt sie sich hin und sieht durch das kleine Fenster zu, wie die Sonne immer mehr am Horizont verblasst und es dunkel wird. Bald würde er kommen. Seine Spiele abziehen, es tun wollen und gehen. Dann häbe sie die Chance. Danach holt er ihr immer was zu essen, ohne ab zu schließen... Grinsend wartet sie. Wartet darauf, dass er kommt. Und tatsächlich. Er kam. Wie immer leicht angedrunken mit einer guten Fahne.
Laut öffnet er die Tür, kommt rein und lässt sich aufs Bett fallen. Die Tür steht offen.
Jetzt?, fragt sich Rahel, entschließt sich allerdings dagegen. Zu riskant. Er würde es merken, zu schnell und dann einfach eingreifen. Eingreifen, bevor sie auch nur einen Fuß in die Freiheit  gesetzt haben konnte.

Ruhig sieht sie ihn an. Er ist so berechenbar. Doch er sitzt nur da. Schaut sie an, schaut auf ihren geschundenen Körper. Auf das ehmals  hübsche Mädchen, dass jetzt einige Kilos weniger wog, dessen langen, roten Haare zerzaust und unordentlich auf ihren Schulter ruhten. Das Mädchen, dass immer lacht, dessen Lachen verschwunden ist und einer Wut gewichen ist. Ihre Augen wunkeln ihn an. Angewiedert. Verabscheuend. Sie fühlt so viel und doch so wenig. Minuten verstreichen. Aus den Minuten werden Stunden. Aus den Stunden wird eine gefühlte Ewigkeit.
Dann, plötzlich stürtzt er sich auf sie. Er ist nackt. Sie auch. Sie versucht ihm nicht in die Augen zu sehen. Um die Gier darin nicht sehen zu müssen, die Freude ihr Leid zu zu fügen. Doch er zwingt sie. Zwingt sie es im Wachen Zustand zu tun. Zwingt sie Freude und Spaß zu empfinden. Er droht ihr Schläge an. Wenn sie es nicht tut. Wenn sie ihn nicht lässt.
Voller Angst lässt sie alles zu. Lässt ihn gewähren und machen. Er schlägt sie immer wieder und ist brutel. Sie schreit. Oft und lang. Keiner hört sie. Keine nimmt auch nur Notiz von dem, was in diesem Zimmer auf diesem Bett seid Tagen passiert. Immer anders.
Im Kopf geht sie immer wieder alle Beleidigungen durch, die sie kennt: Arsch. F*ck dich! Verzieh dich! Versucht einen klaren Kopf zu berwahren und nicht zu zeigen, wie sehr er sie kaputt macht. Warum ich? Es tut so weh! Ich will nicht mehr! Geh runter von mir! Hör auf! Nein! Ich will das alles nicht! Sie erinnert sich an alles wieder. An die Schläge der letzten Tage und Nächte, an die Worte, die noch mehr schmerzten als alles andere. An das, was er ihr angetan hatte. Sie schreit. HÖR AUF! LASS DAS! FINGER WEG! GEH RUNTER! Doch er macht weiter. Stopft ihr den Mund mit einer Socke.
Geschlagen lässt sie es über sich ergehen.
Sie weint. Weint in sich hinein. Voller Hass. Trauer. Verzweiflung. Ekel. Sie ist im ausgeliefert.

Irgendwann löst er sich und tarkelt durch den Flur um ihr eine Belohnung zu besorgen. Brot mit Aufstrich und Milch.

Das ist meine Chance! Jetzt oder nie!, unter Schmerzen steht sie auf. Sie stöhnt und sucht das Buch. Sie möchte es mitnehmen. Leise geht sie die Treppe hinunter und beobachtet ihn. Sie überlegt, was sie machen soll. Es ist dunkel und sie braucht ihre Sachen.
Wo hat er sie hingestellt?, überlegt sie und sieht sich um.
DA! In einer Ecke steht ihr Rucksack. Neben dran hängen ihre Klamotten. Alles, was sie braucht ist da. Und. Proviant gibt es auch. Grinsend schleicht sie sich an den Mann ran. Nimmt eine Pfanne und will sie ihm gran über den Kopf ziehen, als er sich um dreht, sie ansieht und sie an schreit: " Was wird das? Du wirst hier nie wieder raus kommen!" Ruhig nimmt er ihr der erstarrten Rotharrigen die Pfanne weg. Nimmt ihre Hände in seine und küsst sie lang und intensiv. Er weiß genau, was er tun muss. Genau, wo er hinfassen muss. Er zieht sie an sich und tut sein Bein zwischen ihre und setzt sie so auf seinen Schoß. Unfähig sich zu bewegen, wie gelähmt sitzt sie auf seinem Schenkel. Sein Bein zwischen ihren. "Na?", höhnt er. "Noch eine Runde oder bist du schon müde? Hast du Hunger?" Er beginnt sie wie eine Art hoppel reiter auf seinem Bein hin und her zu wippen und Rahel erleidet unheimliche Schmerzen. Spürt, wie sie nur noch weg will. Doch wie? Er, der 1,80 Mann hebt sie das 1,60 Mädchen in der Luft und spielt mit ihr. Die zähne zusammen beißend beginnt sie verkrampft zu reden: "Macht es dir Spaß Kinder zu quälen? Andere Menschen zu schänden, ihnen Schmerzen zu zu fügen? Glaubst du, deine Eltern wären stolz auf dich? Deine Großeltern? Ich glaube nicht! Ich glaube, sie würden dich Hassen, für das was du mir angetan hast!" Bingo, ein wunder Punkt gefunden. "In Grund und Boden würden sie sich schämen. Sich im Grab umdrehen! Weil du so ein schlechter Mensch bist!", sie schreit. Obwohl sie nicht schreien will. Immer fester drückt er zu. Seine linke Hand wandert zur Küchenzeile und tastet. Tastet nach einem Gegenstand. "No hablas arriba mis padres!" Das Gesicht Wut verzerrt reißt er ein Messer in die Höhe und will es ihr in den Bauch rammen. Sie schreit. Unfähig etwas zu tun. Völlig überrascht. Sie spürt, wie die Klinge ihren Bauch streift und in ihren Schenkel eindringt. Ein Schrei voller Schmerz endläht sich. Sie zieht es raus, nimmt all ihren Mut zusammen und rammt es ihm in den Arm. Überrascht lässt er sie schwer auf den Boden fallen und steht bedrohlich über ihr. Starr sie an: " Das hättest du nicht tun sollen, mi amore!"
Sie will sich aufstellen. Als sie steht zuckt sie zusammen. Ihr Bein ist blutgetränkt und die Schmerzen sind schrecklich.
Panisch sieht sie sich nach der Pfanne um. Findet sie, nimmt sie und schlägt zu. "Schlaf gut" brüllt sie verzweiflet. Und steht über seinem regungslosen Körper. "Das hast du verdient." Schnell dreht sie sich um. Und sucht ihre Sachen zusammen. Macht sich eine Art Druckverband mit einem Hemd von ihr und das selbe für ihn. Ich kann ihn nicht umbrigen, ihn sterben lassen. Das bin ich nicht und das werde ich nicht.
Leise kniet sie sich unter Schmerzen neben ihn und beginnt ihm einen Durckverband anzulegen.

Danach sieht sie ihn an, legt eine Flasche Wasser neben ihn und Brot. "Du bist zwar ein schelchter Mensch, hast es aber auch nicht verdient zu sterben und erst recht nicht gläglich."
Anziehend beobachtet sie ihn, jeder Zeit darauf gefasst los zu rennen. Die Schmerzen in ihrem Bein bringen sie um. Sie versucht es so wenig wie möglich zu belasten. Sucht ein wenig Essen zusammen und schläppt sich dann zur Tür. Ein letztes mal zurück blickend geht sie raus in die kühle Nachtluft. Laut schleppt sie sich zum Stall, sucht Milow und Hope und hievt sich auf das edle Pferd. Beide Tiere sehen wohl genährt aus. "Immerhin euch, hat er gut behandelt", haucht sie als sie in die Nacht hinein reitet.
Das einzige was sie macht, ist sich auf das Pferd legen und zusehen, wie das Blut aus ihrem Bein tropft und das Gras unter sich rot färbt.

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