Zusammen

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Rahel will  nicht weg. Möchte nicht von dem Menschen gehen, der sie gerettet hat. Sie liegt in dieser Nacht dicht an ihm. Seite an Seite. Er hält sie sanft in seinen Armen. Streicht über ihren Körper. Sanft.
Wochen sind seid der Begegnung am Strand vergangen. Mittlerweile haben wir Mitte November. Rahel liegt nackt neben ihm. Sie hat damit kein Problem. Sie vertraut ihm und er ihr. Sie spürt seine Haut an ihrer. Eng verwoben liegen sie im Bett.
Sie spürt, wie er mit den Fingern ihren Körper nachfährt und genießt es. Es hat lang gedauert, bis sie ihn so an sich rangelassen hat. Doch er berweist ihr jeden Tag, dass er sie liebt. Von ganzem Herzen.
Marcellino? Sie möchte ihn etwas fragen. Doch was wird er denken?
Marcellino sieht ihr in die klaren Augen. Seine Stimme ist ruhig als er antwortet: Ja?
Ich ähm... habe mich gefragt... Ich ähm muss ja... bald zurück... ich weißt nur nicht ähm... Na toll. Peinlicher geht es ja wohl auch nicht, ihn zu fragen!!! Naja, ich muss ja jetzt ähm demnächst weiter... Und ich ähm wollte fragen.. Ob du nicht ganz vielleicht.. Ich mein ähm mit... möchtest?! Marcellino sieht sie ernst an. Streicht ihr über die Brust und den Bauch: Weißt du, ich weiß wer ich bin. Ich weiß wo ich hingehöre. Ich weiß nicht, ob du das von dir auch behaupten kannst. Seine Stimme ist ernst. Seine Hand ruht auf ihrem Bauch. Ich weiß nicht, ob ich dir helfen kann dich zu finden... Ob das gut ist... Enttäuscht sieht Rahel weg.  Klar. Ich ähm verstehe. Schon gut. Sie spürt, wie die Tränen hochkommen. Ihre roten, langen Haare haben sich um seine Hand gewickelt und als sie aufstehen will, hält er sie zurück: Das war kein Nein. Ich würde gern mitkommen. Ich weiß nur nicht, ob dir das so viel hilft...
Vorsichtig zieht er sie wieder in die Umarmung. Wenn du möchtest, komme ich gern mit. Wenn das dein Wunsch ist.
Das war sein letzter Satz. Er löst sich aus der Umarmung, küsst sie energisch und geht dann. Verdutzt was gerade passiert ist sieht sie ihm nach. Hat er gerade ja gesagt? und Wenn ja, kommt er mit? Warum geht er dann? er verwirrt mich. Aber.. ich will ihm nahe sein. Ich will ihn dabei haben.

Fünft Tage später sitzen Marcellino und Rahel beide auf ihren Pferden. Vollbepackt mit Sachen. Marcellino hat eine Kutsche angehängt. In ihr sind die Lebensmittel drin und sie haben ein Dach über dem Kopf. So hätten sie es einfacher über's Mittelmeer nach Italien zu reisen. Das schönste an allem war, Rahel war nicht mehr allein! Sie verabschiedeten sich von Esmeralda und reiten los.
Weißt du, wie wir zur Fähre kommen? ängstlich, ob sie den richtigen Weg eingeschlagen haben schaut sie sich um.
Vertraust du mir nicht? Lacht Marcellino. Ja, wir sind richtig. Zwei Stunden in Richtung Osten und dann müssen wir gen Süden. Nach weiteren zwei Stunden kommen wir in einer kleinen Hafenstadt an. Dort müssen wir einen Transphär suchen oder noch weiter in die nächst größere Stadt.
Verwirrt sieht Rahel ihn an. Wie gut das ich dich habe.

Immer wieder machen sie kleine Pausen. Sie reiten Stundenlang und halten an jedem kleinen Ort an um zu trinken und Schatten zu suchen und die Tiere zu tränken. Das Termometer steigt auf heiße 35°C. Zu heiß um weiter zu wandern.
Wir machen hier Rast, bis es abkühlt. Dann reiten wir weiter. Ruh dich aus. Sanft küsst er sie und legt sich in den Schatten.
Rahel steht auf und sattelt die zwei Pferde ab, stellt sie in Schatten und sieht sich um. Sie sind in einem kleinen spanischen Küstendorf. Nicht viel los, denkt sie sich, als sie die geschlossenen kleinen Läden sieht und die verschiedenen Häuschen mit geschlossener Tür.
Hope steht ruhig im Schatten und döhst vor sich hin. Milow, liegt auf der Seite in der Wiese und schläft. Marcellinos Pferd, ein Spanischer Hengst. Reiner Rasse. Steht neben Hope und hat den Kopf leicht gesenkt. Sein hellgraues Fell schimmert leich im hellen licht der Sonne. Die Mähne ist lang und buschig. Ebenso wie der Schweif. Der Körperbau ist himmlisch. Ein wunderschönes Pferd. Statlich gebaut. Stark und elegant zugleich. Amgio, so heißt er. Und das ist er durch und durch.
Rahel geht zu ihm und streicht mit der flachen Hand über seinen statlich gebauten Hals. Fährt durch die füllige Mähne. Amigo genießt. Sie findet diesen Hengst wunderschön.
Ein paar Minuten steht sie da, streichelt ihn und redet sanft mit ihm. Bis sie sich abwendet und sich zu Hope stellt. Eine Haflingerstute. Lange hellblonde Mähne. Schimmert durchsichtug in dem hellen Licht, der brühend heißen Sonne. Auch sie streichelt sie eine Weile. Bis sie sich zu Marcellino gesellt. Milow sieht auf und drottet zu ihr. Legt sich an sie und schläft weiter. Schmunzelnt legt sich Rahel hin und ruht sich aus.

Während sie so daliegt, fällt ihr das Buch wieder ein. Die Sätze, die sie gelesen hatte bevor sie Marcellino  kennenlernte. "...wartet ihr nur ab." Was heißt das? Sie steht auf und holt aus der Satteltasche das Buch, den Notizblock und ihren Textmarker und einen normalen Stift, setzt sich wieder in Schatten und ließt. Marcellino schläft ruhig. Seinen Hut über die Augen gelegt, liegt er mit dem Kopf auf dem Pferdesattel von Amigo und schläft. Tief und fest. Rahel beobachtet ihn kurz und blättert dann das Buch auf. Sie hat es mittlerweile sechs mal gelesen. Vier mal bei ihm. Von dem sie es geklaut hat und zwei mal bei Esmeralda auf dem Hof. Heute würde sie es ein siebtes mal lesen. Sie öffnet das Buch vorsichtig. Die Seiten riechen nach altem, vermoderten Blättern. Gewillt es nicht kaputt zu machen beginnt sie zu lesen. Markiert und schreibt raus. Sie hat Zeit. Sie würden erst bei Sonnenuntergang weiterreiten. Durch die Nacht hindurch.
Aus Minuten werden Stunden, in denen sie versucht das Buch zu lesen. "Er nimmt ihn auf den Schoß."  Der Junge in dem es in diesem Buch geht heißt Tom und wurde aus irgendeinem Grund von irgendjemand komischen gerettet und macht viele komische Sachen. Aber sie versteht einfach nicht, warum dieser Junge gerettet wurde und warum er an einen fremden Ort, in ein Schloss gebracht wurde um komische Sachen zu machen.
Wieder entgleitet ihr der Inhalt. Seufzend packt sie das Buch mit allen anderen Utensilien wieder sorgfältig in die Satteltasche von Hope's Sattel, legt sich neben Marcellino und schläft ein.

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