Einige Zeit war vergangen, in der Rahel immer wieder mit Esmeralda geredet hatte und so das schreckliche Erlebnis nach und nach ein wenig aufarbeiten konnte. Mittlerweile war sie aus dem Krankenhaus entlassen worden und Esmeralda hatte sie aufgenommen.
Sie wohnte abgelegen auf dem Feld. Der Hof war klassisch wie in Spanien es üblich war. Die Pferde standen in großen Boxen. Rahel hat enldich wieder ihre zwei Tiere um sich.
Doch eins beschäftigt sie nach wie vor sehr... Das Buch, dass sie an jenem Abend mitgenommen hat. Alt. Verratzt. Kaum mehr zu lesen an manchen Stellen.Rahel sitz auf der Hängematte. Milow liegt auf dem Boden und hält sein nickerchen. Vertieft in das Buch merkt sie nichts mehr. In der einen Hand das Buch, in der anderen den Textmarker von Esmeralda. Sie versteht zwar nicht, warum sie dieses Buch anmalen soll, aber sie tut es. Jedes mal, wenn ihr etwas wichtig erscheint und es sie auf irgendeine Weise anspricht markiert sie die entsprechenden Worte und schreibt die Bedeutung in ein kleines Notitzbuch, dass sie von Esmeralda geschenkt bekommen hat.
"... wartet ihr nur ruhig ab" Diesen Satz ließt sie so oft, jeden Tag. Die Worte, die davor stehen sind unlesbar. Verwaschen.
Seufzend legt sie das Buch neben sich auf die Hängematte und starrt in den Himmel. Beobachtet die Wolken und versucht herauszufinden, was es mit diesen Worten auf sich hat die unlesbar sind. Versucht in Gedanken immer wieder deren Bedeutung herauszufinden. Sich zu überlegen, was da habe stehen könne, was das bedeutet.
Im Kopf geht sie verschiedene Möglichkeiten durch:
1. "Jeder wird das bekommen, was er verdient...
2. Bald ist es soweit..."
3. Der Weg wird sich ändern...
4. Die Strafe kommt gerecht...
Mit jeder Überlegung verzweifelt sie mehr. Der Sinn dieser Worte möchte sich ihr einfach nicht erschließen.
Wartet ihr nur ab. Was soll das heißen? Wer soll warten? Auf was? Strafe? Belohnung? Tod? Krankheit? Bekommt jeder das, was er verdient? Was heißt das für mich? Was ist das für ein Buch? Warum habe ich es mitgenommen? Warum versinke ich darin immer so? Was macht es so interessant?
Stunden liegt sie in dieser Hängematte und stellt sich immer wieder die selben Fragen. Überlegt und Überlegt. Denkt nach, beantwortet sich die Fragen selbst. Doch der Sinn dieser Worte, dieses Buches bleiben ihr unergründlich verschlossen. Wie ein Buch mit sieben Siegeln dreht und wendet sie es, spürt die alten maroden Seiten in der Hand, die schon in Gefahr laufen zu zerpröseln. Betrachtet den Einband, der aus altem endlen Leder edel gestaltet wurde und das Papier, das handgefertigt dort eingefasst wurde. Die Buchstaben, die Seiten, die immer mal wieder edel bemalt wurden. Feinsäubelich. Doch von keinem der Kunstwerke ist noch viel zu sehen. Frustriert legt sie das Buch auf die Seite, steht auf und geht zu Hope.
Die Haflingerstute steh in einer Box. Döst vor sich hin und wartet darauf, das etwas passiert.
Wir werden bald aufbrechen müssen. Ich möchte ungern im tiefsten Winter nach Hause kommen. Und es kommen noch einige gefährliche Gebiete auf uns zu.
Sie beobachtet das Tier, wie es frisst und döst einige Zeit, streichelt es immer wieder.
Plötzlich hört sie, wie ein Wagen auf den Hof fährt. Ängstlich versteckt sich Rahel im Stall. Was ist, wenn es es ist? Wenn er mich gefunden hat? Wenn er mich mitnimmt? Weiter macht, oder gar schlimmeres? In der Ecke kauernt wartet sie. Wartet lange. Schwere Schritte, eine Männerstimme. Verzerrt von der Entfernung: "Wo ist sie? Das junge Rothaarige Mädchen?"
Eine klare, ruhige Frauenstimme entgegnet: "Hier gibt es keine Rothaarige. Ich weiß nicht, von dem sie reden." "Ich schätz, dass wissen sie ganz genau. Die im Krankenhaus meinten, dass sie hier auf diesem Hof sei. Versorgt von einer jungen Frau, die sie sein müssen." Ihre Stimme hat einen leichten panischen Unterton: "Hier gibt es keine rothaarige Frau, die aus dem Krankenhaus hier her gekommen sein soll." Schritte. Viele Schritte. Der Mann scheint bedrohlich auf die junge Frau zu zugehen: "Sie lügen. Ich habe das rothaarige Mädchen erst gerade gesehen. Im Stall." Seine Stimme ist autoritär und klar. Er weiß ganz genau, dass ich hier bin! Panisch überlegt Rahel, was sie tun soll. Er ist es! Er hat mich gefunden! Er wird mich mitnehmen! Was dann? "Nein. Wie ich bereits erwähnt habe haben wir hier keiin rothaariges Mädchen. Und erst recht nicht aus dem Krankenhaus." Verzweiflung schwingt in ihrer Stimme mit. Ein Knurren. "Aus Milow. Zurück.", autoritär weist sie den Hund in seine Schranken und schickt ihn in den Stall.
"Das war ihr Hund!" Schreit der Mann und kann sich nun nicht mehr beherrschen. "Wenn sie mir nicht sagen wolle, wo das Mädchen ist, dann finde ich sie schon selbst! Ich will ihr nichts böses!" Schritte. Pfoten. Rahel kauert in ihrer Ecke. Sie hat Angst. Große Angst. Hope streckt den Kopf aus der Box und sieht sich um. Verzweifelt versucht sich Rahel so klein wie möglich zu machen und im Stroh zu verstecken. Vielleicht geht er an mir vorbei, wenn er mich nicht gleich sieht? Die Stalltür geht auf. Pferde wiehren, als sie aus den Boxen gedrängt werden.
Die schweren Schritte werden immer lauter.
Rahel hat Herzrasen. Sie hört, wie Esmeralda versucht den Mann aufzuhalten, doch in seiner Wut und in seiner Euphorie sie gefunden zu haben bemerkt er die kleine Spanierein nicht einmal mehr, als sie versucht ihn von Hope's Box wegzu schieben. Mit einem einzigen Schlag wird die Frau auf die Seite gedrückt. Ein harter Schlag, als ihr Körper auf dem Boden aufkommt. Rahel sieht, wie sich der Mann runterbeugt. Sie erkennt ihn nicht. Kann ihn nicht zuordnen. Ist es der selbe Mann?
Milow stellt sich schützend über Esmeralda's Körper und knurrt den Mann an. Tief und bedrohlich. Doch der wendet sich ab und geht in die Box rein. Es ist dunkel und unter dem Stroh versteckt kann Rahel nicht viel sehen. Sie versucht kaum zu atmen, keine Geräusche zu machen. Sich nicht zu bewegen.
Ihr Herz klopft laut, so laut dass er es ohne Stetoskop hören müsste.
Langsam geht er durch die Box, streicht über das Pferd: "Du bist ihr Pferd. Sie muss hier irgendwo sein. Oder sie ist gestroben."
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Allein-der richtige Weg?
AdventureRahel ist eine 22-Jährige Studentin, der es eigentlich an nichts fehlt. Außer an der Frage, wer sie eigentlich ist und warum sie hier ist. Kurzer Hand entschließt sie sich allein mit ihrer Haflingerstute und ihrem Australien Sheperd loszuziehen und...