Die Bestimmung

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Rita sieht Rahel an. Lächelnd erklärt sie, wie auch sie sich auf den Weg quer durch die Welt gemacht hat um herauszufinden, wer sie ist. Nirgends fand sie eine Antwort. Nirgends fand sie, was sie eigentlich suchte. Lange zog sie umher. Mehrere Monate.
"Meine Eltern haben nichts von mir gehört. Kein Brief, kein Anruf, kein Lebenszeichen. Lange. Für zwei Jahre." Vorsichtig sieht sie zu Elisabeth um ihre Reaktion zu prüfen. Nickend lächelt Elisabeth ihr zu: "ich hab ihr verziehen. Auch wenn sie mir damit das Herz geborgen hat. Ich hatte keine Ahnung."
"Naja als ich weg ging herrschte in einigen Ländern Unruhen. Gerade auch in vermeintlich sicheren Ländern. Überall begann sich etwas zu bewegen. Einige Zeit saß ich im Gefängnis. Allein. Niemand da.
Doch dann..." Grinsend sieht sie zu Daniel. "Kam Daniel. Auch er wurde rein und nie wieder raus gelassen. Lange Zeit passierte nichts. Aber wir lernten zusammen uns zu gedulden. Zusammen ruhig zu werden und zu warten. Lange Zeit passierte nichts."
Daniel hat sich hinter Rita gestellt und streicht ihr sanft über den Rücken. Seine Berührung ist zärtlich, wie am ersten Tag im Gefängnis. Seine Liebe zu ihr sichtbar wie am ersten Tag. Rita nimmt seine Hand und fährt fort: "wir lernten voneinander, halfen uns und hielten an der Hoffnung fern. Bald merkten wir, dass wir das selbe Ziel hatten und haben. Nach einiger Zeit schafften wir es abzuhauen und endlich frei zu sein. Tageslicht. Flucht.
Wir mussten weg. Also gingen wir nach Spanien. Zu der Zeit ein Recht sicheres Land mit guten Möglichkeiten."
Sie erklärt mit schnellen genauen Worten, wie sie weiter gezogen sind und frei geworden sind. Auf dem Weg durch Spanien verliebten sie sich.
Plötzlich beginnt Daniel ruhig zu reden: "ich sagte ich, wir sollten pilgern gehen. Über den Jakobusweg. Sie wollte nicht. So weit und sie war müde."
Verliebt sieht er sie an. "Ich wollte. Unbedingt. Rita gab nach und wir machen uns auf den wochenlangen Weg quer durch Spanien bei elender Hitze. Der Weg ist steil und schwer zu meistern." "Gemeinsam.", Rahel lächelt. "Ihr habt es gemeinsam gemacht... Deshalb habt ihr es geschafft. Aber... Was war euer Ziel?"
Vor Neugier platzend ruht Rahels Blick unruhig auf dem jungen Paar. "Warum seid ihr nicht einfach nach Hause? Nach Deutschland? Warum seid ihr hier geblieben? Ihr hattet doch eher Ziel erreicht!" Verwirrt sieht sie zu Marcelllino der schweigen neben ihr sitzt und die Szene beobachtet.
Rita sieht zwischen den anwesenden Personen hin und her. "Nein, es war nicht zu Ende. Es gab einige Dinge, die wir noch tun müssten. Zum einen unser Band festigen.
Wir heirateten."
Estala kommt wie ein Pfeil reingeschossen und schreit: "Mama!"
Rita dreht sich erschrocken zu ihrer Tochter um und sieht sie an: "was hast du?" "Das hübsche Pferd da! Es bewegt sich nicht mehr!"
Geschockt springen alle auf und rennen raus. Rahel vorraus. Mit Panik in den Augen rennt wie in den Stall und sieht den Hengst an.
El Salvador liegt auf dem Boden. Seine Augen sind unnatürlich trüb und er atmet kaum. Rahel schmeißt sich neben ihn. Streicht über den kräftigen Hals des Tieres und redet sanft zu ihm.
Kurz nach ihr trifft der Rest ein.
Elisabeth erkennt sofort den Ernst der Lage, nimmt die Kinder und verschwindet mit ihnen im Haus.
Daniel nimmt sein Telefon und ruft beim Tierarzt an während Rita sich neben Rahel kniet und sie sanft wegschiebt. "Hol ein Tuch und einen Eimer Wasser."
Mit gezielten Griffen und Befehlen an Rahel und Marcelllino wendet sie sich den Tier zu. Milow schnüffelt an El Salvador und versucht zu helfen, sich Rita schiebt ihn sanft weg.
Einige Zeit sitzt sie da. Werckelt an dem geschundenen Tier und versucht es wieder zum Leben zu bringen. Rahel sitzt zitternd und besorgt neben ihr und wird immer wieder von Marcellino auf die Seite genommen, klettert aber kurze Zeit wieder zu ihr um dem armen Tier nah zu sein.
Rita gestattet keinem in die Atmosphäre einzudringen, in der nur sie und das Tier Platz hat. Gelegentlich Daniel, der etwas für sie holen oder tun soll.

Einige Zeit vergeht und der Tierarzt war da. Keine konnte sagen, was El Salvador hat. Doch jeder konnte sehen, dass es ihm nicht gut geht. Sein Zustand verschlechtert sich mit jedem Herzschlag und seine Augen werden immer trüber.
Seufzend tritt Rita einen Schritt zurück, nimmt Rahel in den Arm und flüstert: "ich kann nichts tun." Schluchzend sieht Rahel zu ihr auf: "Was soll das heißten?!" "Das wir abwarten müssen." Rita steht auf und verlässt den Stall. Nur noch Rahel und Marcellino bleiben mit Milow zurück. Rahel kniet sich neben das geschundene Tier. Sie legt die Hand auf dessen starken Hals und streicht mit der Hand sanft zu der Wunde. "Wenn ich doch nur etwas tun könnte um dir zu helfen." Ihre Stimme ist leise. Sie erstickt im Schluchzen und SChütteln ihres Körpers als sie sich über Es Salvador lehnt, ihm durch die lange Mähne streicht und seine Augen frei legt. Seine Augen schauen sie klar an. Ohne jeden Vorwurf blicken sie unverwandt in ihre. Wie als wollen sie sagen, dass sie sich keine Sorgen machen  muss. Das alles gut sei, wie es ist. Sanft streicht Rahel über seine Wange, am Auge vorbei und beobachtet das Tier genau.
"Ich komm wieder. Versprochen." Marcellino hebt seine Freundin sanft auf die Füße und geleitet sie rein.

An diesem Abend ist die Stiummg in dem kleinen Haus getrübt. Alle merken, dass heute Nacht etwas passieren würde. Jeder konnte es spüren und jeder wusste es. Beinahe der ganze Hof war angespannt. Hope und Milow wachten beide die ganze Nacht bei El Salvador, während sich Rita, Daniel, Marcellino immer abwecheln. Immer zu zweit sitzen sie neben der Box, trinken Tee und reden.

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