Kapitel 11
Schwer atmend wachte Miray auf. Sie hatte noch nicht verarbeitet, was gerade geschehen war. Sie wusste schließlich nicht einmal, was da geschehen war!
Als hätte jemand einen Amboss auf ihren Körper geworfen krümmte sie sich. Ihr tat alles weh. Sie fühlte sich, als wäre sie einmal zerquetscht worden.
„Shit..."
Es dauerte, bis die Schmerzen abebbten. Nur zögerlich streckte sie ihre Beine wieder aus. Noch langsamer richtete sie sich auf. Ihr Kopf drohte zu platzen. Sie sah auf ihre Bettdecke. Dicke Blutstropfen waren darauf. Sofort fasste sie sich an die Nase. Natürlich blutete sie wieder.
Diese Nacht war definitiv nicht erholsam. Eher niederschmetternd.
Sie brauchte an diesem Morgen über eine Stunde um zu duschen und sich anzuziehen. Es war eh noch zu früh, aber sie wollte in diesem Zustand auch nicht ihren Mitbewohnern begegnen. Wenn sie jetzt aufbrach, konnte sie ihren besorgten Blicken und Fragen ausweichen. Sie hätte eh keine Antworten gehabt.
Also schlich sie aus der Wohnung. Um 5:30 Uhr in der Früh.
Der Weg zur Villa war so unendlich weit an diesem Morgen. Jeder Schritt tat ihr weh. Sie bezweifelte, dass sie so trainieren konnte. Aber ihr Kampfwille war da. Bisher ungebrochen, sonst wäre sie wohl schon längst tot.
Somit schleppte sie sich weiter, bis sie vor der großen Eingangstür stand. 6:30 Uhr. Zu früh. Sie wusste jedoch nicht, wohin sie sonst hätte gehen sollen. Also klingelte sie einfach. Es dauerte auch nicht lange, da wurde ihr die Tür geöffnet. Der Angestellte sah sie mit hochgezogener Augenbraue an.
„Es ist ein wenig zu früh für Ihr Erscheinen."
Mensch, das wäre ihr gar nicht aufgefallen. Allerdings verbiss sie sich ihren sarkastischen Kommentar und bat einfach darum, trotzdem schon eingelassen zu werden.
„Nun gut. Sie können im Salon warten. Ich werde die Herrschaften informieren."
Dankend nickte sie ihm zu und ging den ihr bekannten Weg in den Salon. Sie erinnerte sich an Stühle und ein kleines Sofa. Vielleicht konnte sie sich ja noch ein paar Momente ausruhen.
Im Salon angekommen scannten ihre Augen den Raum, bis sie das rote Sofa erblickten. Sofort lief sie hin und ließ sich einfach darauf fallen. Es war ihr gerade vollkommen gleich, wo sie sich befand. Sie war erschöpft, verwirrt, wütend und noch vieles mehr. Ein einziges Chaos in ihrem Inneren, dass sie in diesem Moment nicht zu sortieren vermochte. Somit dauerte es nicht lange, bis sie einschlief.
Um halb acht öffnete sich die Tür zum Salon und Christopher trat ein. Er brauchte einen Moment, bis er die kümmerliche Gestalt auf dem Sofa entdeckte. Kam sie jetzt ernsthaft her um hier zu schlafen, nachdem sie ihn um seinen Schlaf gebracht hatte?! Das Miststück konnte was erleben.
Mit schnellen Schritten ging er zu ihr hin. Er wollte sie gerade aus ihrem Schlaf schütteln, hielt dann jedoch inne.
Sie sah blass aus, blasser als sonst. Ihre Haut war eingefallen. Auf dem Sofa, mit den angezogenen Beinen, wirkte sie unglaublich klein und verloren. Sein Blick glitt zu ihren Händen. Er hockte sich hin und versuchte sich vorsichtig die feinen Schnitte anzusehen. Dann erblickte er den Verband an ihrem Handgelenk. Gestern war ihm der gar nicht aufgefallen. Immer darauf bedacht sie nicht einfach aufzuwecken, wickelte er den Verband ab. Ihre Haut war hellgrün, die Haut gesplittert. Es sah aus, als wäre sie festgehalten und böse verletzt worden. Wie durch einen Alp verursacht. Christopher schluckte. Wenn sie ein dunkler Wanderer war, warum griffen die Alp sie dann an? Standen sie nicht auf der gleichen Seite?
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Wanderer - Dreamcatcher ✔ WattyWinner 2019
FantasyWatty Awards Winner 2019 in der Kategorie Fantasy. Christopher war wutentbrannt. Doch das schnelle Zusammensacken des Körpers vor sich ließ ihn innehalten und seinen Angriff abbrechen. War er etwa zu weit gegangen? Er ließ Miray los und beobachtete...