Kapitel 14
Miray schlug auf der halben Strecke zum Anwesen die Augen schon wieder auf. Sie streckte sich und gähnte dabei laut. Sofort blickten sie zwei durchdringende Augenpaare an. Max und Malik.
Sie saßen neben ihr auf der Rückbank, während sie in die Mitte gequetscht wurde.
„Du bist wieder wach, wie schön!", wurde sie von einem grinsenden und fröhlichen Max begrüßt. Seine überschwängliche Freude steckte sie tatsächlich etwas an, weshalb er von ihr zumindest ein halbes Lächeln gab. Vor kurzem hatte er sie noch beschimpft und jetzt war er...so freundlich.
„Wie geht es dir?", raunte Malik von ihrer rechten Seite aus. Er hatte den Kopf auf seiner Hand abgestützt und starrte sie durchweg an.
„Hm...inzwischen ein wenig besser", antwortete sie und beobachtete Malik argwöhnisch. Ihr Kopf war definitiv durcheinander nach allem, was vorgefallen war. Noch immer war sie überrascht davon, wie sehr sie sich über den Anblick der Drei in der verlassenen Fabrik gefreut hatte.
„Gut. Weißt du, wer dich da hingebracht hat?", fragte Malik dann. Sein Blick war eine Spur düsterer geworden, seine Gesichtsmuskeln wirkten angespannt.
Miray war nicht nach großartigen Gesprächen mit ihm. Also schüttelte sie nur den Kopf, lehnte sich wieder an und schloss die Augen. Sie hätte gerne noch ein wenig geschlafen, was ihr allerdings nicht vergönnt wurde.
„Du solltest nicht mehr alleine nach Hause gehen", kam es plötzlich vom Fahrersitz. Christopher blickte durch den Rückspiegel genau in ihr Gesicht. Mit ihren geschlossenen Augen konnte sie das momentan aber nicht ausmachen.
„Ich werde hingehen wo ich will. Ob allein oder nicht!", presste sie hervor. Christopher hatte wirklich Talent darin ihre Wut zu schüren.
Sie hasste es, wenn andere über sie bestimmten wollten. Sie war kein kleines Kind mehr, dass an die Hand genommen werden musste. Ja, es war beruhigend als die anderen sie da herausholten. Über kurz oder lang wäre sie aber auch alleine herausgekommen.
Christopher schnaubte nur und richtete seinen Blick wieder starr auf die Straße vor sich. Sie waren bereits vor dem Tor des Anwesens.
„Wenn du dich gerne ein weiteres Mal entführen lassen willst..." Er versuchte seine Stimme beiläufig klingen zu lassen. Natürlich wusste er, dass er Miray so reizen konnte. Irgendwie machte es seinem inneren Teufelchen auch ein wenig Spaß, sie in Rage zu bringen. Es war einfach zu leicht.
Miray öffnete bei seinem Kommentar die Augen und warf böse Blicke in den Rückspiegel. Sie wusste genau, dass er sie wahrnehmen würde.
„Ich bin schon groß, ich schaffe das auch alleine. Noch einmal wird mich keiner überrumpeln."
Jetzt war es an Malik neben ihr verächtlich zu schnauben. Er packte mit einem Mal ihren Kopf, drehte ihn zu sich und drückte seine Lippen auf ihre. Er schloss nicht einmal seine Augen dabei.
Das Auto versank mit einem Herzschlag in einer unangenehmen Stille. Bis Miray mit aufgerissenen Augen realisierte, was Malik da tat und ihm eine schallende Ohrfeige verpasste. Genau von funkelnden Augen im Rückspiegel beobachtend.
Malik ließ sie los und lachte kurz auf.
„Dich zu überrumpeln ist ganz leicht", sagte er fast schon kichernd und lehnte sich wieder mehr ans Fenster. Christopher schien entsetzt zu sein von dem, was er da im Rückspiegel sehen konnte.
Sie war wütend. Furchtbar wütend. Ihre Augen fingen an sich zu verändern.
„Wag es nicht...so etwas noch einmal zu tun. Nie. Wieder!"
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Wanderer - Dreamcatcher ✔ WattyWinner 2019
FantasyWatty Awards Winner 2019 in der Kategorie Fantasy. Christopher war wutentbrannt. Doch das schnelle Zusammensacken des Körpers vor sich ließ ihn innehalten und seinen Angriff abbrechen. War er etwa zu weit gegangen? Er ließ Miray los und beobachtete...