Kapitel 25
Das Anwesen war enorm. Das Grundstück umfasste mindestens vier Fußballfelder. Fern ab von jeglicher Zivilisation, umgeben von einem herrlichen Wald. Die Sonne strahlte hinab auf den Kiesweg, der hinauf zum schwarzen, gusseisernen Tor führte. In den Fenstern des Gebäudes spiegelte sich die Sonne und blendete die drei immer wieder.
Das Wort Anwesen war kaum passend für das, was sie vor sich sahen. Viel mehr glich es einer Art verwunschenem Schloss, so tief im Wald versteckt. Christopher, Malik und Max ließen sich davon jedoch nicht einschüchtern. Sie gingen den Kiesweg entlang. Das Knirschen der vielen kleinen Steinchen unter ihnen Schuhen ging im herrlichen Gesang der Vögel und dem Rauschen des Windes in den Blättern beinahe unter. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Sie hatten bereits alles besprochen.
Somit standen sie vor dem Tor und warteten. Christopher wusste, dass Konstantin ihre Anwesenheit längst gespürt haben musste. Mit Sicherheit würde er sein Grundstück vor jegliche Angriffe geschützt haben. Überraschenderweise öffnete sich das Tor einfach. Das elektrische Summen eines Motors war zu hören, während sich der Weg hinauf zum Anwesen offenbarte. Erst jetzt konnten sie einen genaueren Blick auf die Umgebung werfen, die sonst komplett von einer Mauer umrundet wurde.
Hohe Bäume säumten den Weg hinauf zum Anwesen. Skulpturen aus Marmor und Büschen. Edle Springbrunnen und Land so weit das Auge reichte. Doch sie schenkten der wunderschönen Umgebung kaum Beachtung. Alle hatten nur ein Ziel, Miray retten.
Christopher war sich seiner Sache absolut sicher. Trotz allem musste er vorsichtig vorgehen. Er wollte keinen Fehler begehen, der einem von ihnen womöglich das Leben kosten könnte. Er sog tief die Luft ein, als er vor der gewaltigen Eingangstür angekommen war. Bisher hatte er kein einziges Auto oder andere Menschen entdecken können, er war sich jedoch sicher, dass die Gegend gefüllt war mit Feinden.
Die Tür wurde von innen geöffnet und ein älterer Herr in feinem Zwirn stand dahinter. Er sah beinahe so aus, als hätte er schon lange auf sie gewartet. Sein Gesichtsausdruck war höflich und reserviert und doch schickte er ihnen eine Welle von Ärger.
„Die Herren mögen eintreten. Der Herr des Hauses erwartet sie", sprach er mit tattriger Stimme und trat zur Seite um ihnen Eintritt zu gewähren.
Keiner von ihnen sagte ein Wort. Sie nickten dem Butler nur zu und traten nacheinander durch die Tür. Jetzt gab es absolut kein zurück mehr. Entweder Leben oder Tod.
Eilig wurde die Tür hinter ihnen geschlossen und der Butler deutete ihnen, ihm zu folgen. Er schritt durch die Flure im Erdgeschoss und führte die drei in ein recht klein anmutendes Büro. Dort durften sie sich setzen. Als würden sie auf einen Termin warten. Christopher grummelte in sich hinein.
Tatsächlich dauerte es jedoch nicht lange, ehe eine andere Tür aufschwang und Konstantin höchstpersönlich den Raum betrat. Sofort waren alle angespannt. Jeder von ihnen wusste, dass ein falsches Wort den sofortigen Kampf auslösen würde. Zuerst mussten sie jedoch Miray ausfindig machen.
„Siehe da. Was verschafft mir die Ehre?", säuselte er und ließ sich süffisant lächelnd hinter seinen pompösen Schreibtisch fallen.
„Du solltest bereits wissen, weshalb wir hier sind", sprach Christopher gelassen. Dafür erntete er von Konstantin nur ein raues Auflachen.
„Haben wir nicht unmissverständlich klar gemacht, dass sie freiwillig herkam und es eine törichte Idee wäre, sie zu suchen?" Konstantin verschränkte die Finger ineinander und stützte sein Kinn darauf ab. Sein Blick schien regelrecht an Christopher festzukleben. Jetzt war es an diesem sein Gegenüber anzulächeln.
„Deswegen sind wir nicht hier. Wie es aussieht, hast du jedoch den falschen Sohn", erklärte Christopher weiter. Er beobachtete, wie Konstantin für einen Moment die Gesichtszüge entgleisten, dieser sich jedoch nur allzu schnell wieder fangen konnte.
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Wanderer - Dreamcatcher ✔ WattyWinner 2019
FantasyWatty Awards Winner 2019 in der Kategorie Fantasy. Christopher war wutentbrannt. Doch das schnelle Zusammensacken des Körpers vor sich ließ ihn innehalten und seinen Angriff abbrechen. War er etwa zu weit gegangen? Er ließ Miray los und beobachtete...