Kapitel 18

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,,Du hast Angst vor Verlust"

Kaum hatte ich die Worte ausgesprochen, entfernte sich Hero von mir. Er versuchte es jedenfalls. Ich griff schnell nach seinen Händen und verhinderte dies somit. ,,Das ist doch Quatsch", spottete er. Wieso war er denn jetzt auf einmal wieder so. Ohne drüber nach zu denken, zog ich ihn zu mir und küsste ihn. Etwas überrascht erwiderte er den Kuss. Ich musste etwas in den Kuss lächeln, da Hero es tat. Ich weiß nicht wieso, aber mit diesem Kuss zeigte er mir, dass ich recht lag.

Nachdem wir uns gelöst hatten, sah ich, dass Heros Augen leicht tränten. Ich nahm ihn in den Arm und drückte ihn fest an mich. Er legte auch seine Arme um mich und drückte ebenfalls zu. Wir standen lange so rum und umarmten uns einfach. Ich spürte, wie meine Schulter nass wurde. Hero hat Angst vor Verlust. Deswegen fiel es ihm immer so schwer nett zu allen zu sein. Er wollte Niemandem vertrauen. Die Angst, verletzt und verlassen zu werden, konnte er einfach nicht ertragen.

,,Shhh, es ist alles gut. Ich bin da", versuchte ich ihn zu beruhigen. ,,Und wie lange noch? Bis ich langweilig werde?", es löste sich ruckartig von mir und sah mich entgeistert an. ,,Wieso sollte ich gehen?", fragte ich ihn vorsichtig. Seine mürrische Art tat weh. Er ging noch weiter auf Abstand und schrie mich nun an. ,,Kein normaler Mensch mag mich" ,,Ich mag dich!", schrie ich nun zurück. ,,Dann bist du eben verrückt", seufzte er und fiel in die Hocke. Er legte eine Hände in sein Gesicht und fing an zu schluchzen. ,,Geh bitte einfach, lass mich in Ruhe" ,,Ich werde jetzt sicher nicht gehen! Komm steh auf, wir gehen zurück zum Hotel und du wirst mir alles erzählen und ich werde zuhören", mit viel Überzeugung und Kraft hatte ich es geschafft, ihn zum Aufstehen zu motivieren.

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Beim seinem Zimmer angekommen, ging er sofort ins Badezimmer und schloss die Tür hinter sich ab. Kurz darauf hörte ich die Dusche. Ich hob seine Jacke auf, welche er eben auf den Boden warf, und legte sie über den Stuhl. Dabei fiel eine kleine Flasche, ca 4cm groß, raus. ,,Ketaminhydrochlorid" stand drauf. Ich googelte und war geschockt und sauer. Es war eine Droge. Ich war echt sauer. Ich steckte schnell die Flasche wieder weg, da ich hörte, wie die Dusche aufhörte zu prasseln.

Hero kam nur in Jogginghose wieder raus. Ich konnte nicht anders und staunte. ,,Also?", fragte ich ihn, nachdem ich wieder einen klaren Gedanken gefasst hatte. ,,Meine Schwester ist Nierenkrank und keiner aus unserer Familie kann ihr eine Niere spenden. Wir wissen es seit 5 Jahren. Kurz nachdem wir das Erfahren haben, starb mein Opa. Er war für mich wie ein Vater. Im Grunde war er mein Vater. Mein echter Vater verließ uns als ich 8 war. Vor ca. 5 Wochen kam er zurück. Er hatte wohl eingesehen, dass er eine Familie hat. Meine Mum hat ihm natürlich verziehen, was ich nicht verstehe. Naja, ich hatte erst ihn verloren, dann meinen Opa. Ich wurde verlassen. Ohne Vorwarnung. Als ich 16 war, hatte ich meine erste Freundin. Sie hieß Louisa und war meine erste und letzte Freundin. Ich kam mit den Verlusten nicht klar und nahm ab und zu Drogen, wenn es schlimmer wurde", fing er an und sah auf seine Hände. ,,Was wurde schlimmer", fragte ich vorsichtig, während ich seine Hände nahm. ,,Das schlechte Gewissen. Die Vorstellung davon, dass es alles meine Schuld war. Und da ich dann schon Schauspieler war, war es leicht an Stoff zu kommen. Erst war es Alkohol, dann fing ich an, zu kiffen und schließlich nahm ich härteren Stoff", gestand er weiter. ,,Nimmst du heute immer noch Drogen?", fragte ich ihn direkt. ,,Nur wenn es schlimm wird, ich hab immer etwas dabei". Jedenfalls log er mich nicht an, was mich leicht zum Lächeln brachte. ,,Findest du das witzig?" ,,Was nein! Du bist ehrlich, das macht mich glücklich", beruhigte ich ihn und streichelte weiter seine Hände. Darauf erwiderte er nichts, sondern stand auf und lief zu seiner Jacke. Er holte die kleine Flasche raus und gab sie mir. ,,Behalte sie", sagte er zu mir. ,,Ich will es nicht mehr, es macht mich immer sentimental". War er gerade unter Drogen, dass er mir dies gestand? ,,Bist du gerade unter dem Einfluss davon?", fragte ich und hoffte mit einem ,nein' als Antwort. ,,Es tut mir leid", er sah zu Boden. Warum sollte er mir sonst sowas auch erzählen. ,,Warst du, als wir in der Lobby waren unter dem Einfluss?". Wieder sah er nur zu Boden und nickte kaum merklich. Ich hätte es wissen müssen.

Doch anstatt jetzt zu gehen, umarmte ich ihn wieder. Er atmete erleichtert aus und umarmte mich zurück. ,,Kannst du bei mir schlafen?", fragte er mich leise. ,,Ja", gab ich als Antwort. Wir zogen uns um und legten uns hin. Hero schlief sofort ein, während ich noch Stunden wach lag und über Heros Vergangenheit nach dachte...

Run To You / Josephine L. & Hero T. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt