Kapitel 37

548 21 2
                                    

In dem Moment, wo ich den roten BH sah, wusste ich nicht, was ich fühlen sollte. Ich konnte es auch nicht beschreiben. War es Eifersucht? Wut? Enttäuschung? Oder doch eher eine Art der Erleichterung, da ich es geahnt hatte und mich noch nie in Jemanden getäuscht habe. Habe ich einfach wirklich zu viel von Jemandem erwartet, dessen Vergangenheit schon so viel über einen aussagt? Ich spürte nur eines. Mein Herz brach. In tausend Stücke. Ich würde am liebsten im Erdboden versinken. Wie konnte ich es zu lassen, so bloß gestellt zu werden? Hero lacht bestimmt im Inneren darüber, dass ich gerade so ,,ahnungslos" neben ihm lag. Nicht nur ahnungslos. Auch naiv.

,,Josephine? Alles gut?", hörte ich Hero fragen. Erst jetzt, wo ich seine Stimme hörte, sammelten sich Tränen in meinen Augen. Langsam kam ich wieder hoch und drehte mich langsam zu ihn um. Den BH hielt ich in meiner Hand. Zuerst noch hinter meinem Rücken. Würde er es auch ohne Beweis zugeben? ,,Warum war Julia heute hier?", fragte ich direkt. Er sah mich fragend an und erzählte mir dann den Grund mit ihren Freunden. Auch wenn es wirklich überzeugend klang, ich hatte den Beweis. ,,Lüg mich bitte nicht an", flehte ich schon fast und spürte die Tränen, welche immer mehr wurden. ,,Was meinst du?", fragte er verwirrt. Das Schauspielern liegt ihm wirklich im Blut. Vor Wut holte ich den BH hervor. Hero war nun noch verwirrter. ,,Das ist nicht meiner", stellte ich klar und warf ihn Hero zu. Hero war sichtlich überfordert mit der Situation und brachte kein Wort raus. ,,Wieso hast du das getan? War ich nicht gut genug?", schluchzte ich und stand vom Bett auf. ,,Was soll ich getan haben?", fragte Hero gereizt. ,,Warum hast du mich betrogen? Und warum ausgerechnet mit Julia?", schrie ich nun. Die Situation überforderte mich. Ich wusste nicht, wie ich mit ihr umgehen soll. ,,Ich habe dich nicht betrogen! Wieso sollte ich so etwas tun?", schrie er nun zurück. ,,Ist das denn nicht Beweis genug?", ich zeigte auf den BH und war wirklich wütend. Kann er es nicht jedenfalls zugeben? Das würde die Sache leichter machen. ,,Weißt du was? Ich kann auf deine Antworten verzichten. Lass mich einfach in Ruhe. Es ist aus!", zum Ende hin wurde ich immer leise. ,,Was?! Nein, Josephine ich liebe dich. Ich würde dich nie betrügen oder verletzen. Bitte verlass mich nicht aufgrund eines Missverständnisses", sagte er noch, bevor ich mich umdrehte und das Zimmer verließ.

Zu Annie konnte ich nicht, sie hatte genug Probleme. Da brauchte sie mich nicht als weitere Last. Mit roten, tränenden Augen verließ ich so schnell wie möglich das Hotel und lief die Straße zum Strand herunter. Wie auch so oft, war dort eine Party. Doch auf eine Party hatte ich gerade gar keine Lust. Ich lief an der Partymeute vorbei und setzte mich auf eine Bank. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen und ließ nun den Tränen freien lauf. Da es noch Sommer war, war es angenehm warm und ich konnte noch etwas bleiben anstatt bald wieder zurück zu müssen. Nach ein paar Minuten nahm ich mein Handy in die Hand und rief Connor an. ,,Josephine? Es ist Mitten in der Nacht bei mir. Ist alles okay?", hörte ich Connor verschlafen fragen. ,,Connor", meine Stimme zitterte und ich brachte nicht mehr raus. ,,Weinst du? Was ist passiert?", Connor schien nun völlig wach zu sein. ,,Hero...e-er....hat mich betrogen", schluchzte ich. ,,Ich weiß nicht, w-was ich m-machen soll", fuhr ich ehrlich fort. ,,Er hat was? Wie kann er nur? Okay Josephine, es ist jetzt erstmal wichtig, dass du die Schuld nicht bei dir suchst. Atme tief ein und aus, okay? Man, wie gerne wäre ich jetzt bei dir", murmelte er am Ende, doch ich verstand es. ,,Wo bist du eigentlich?", fragte er mich verwundert, als eine schreiende Gruppe an mir vorbei lief. ,,Ich bin am Strand. Ich wusste nicht wohin ich sollte. Es war einfach zu viel für mich", gab ich zu. Ich lehnte mich zurück, bis ich an der Lehne an kam. Das kühle Holz verursachte eine Gänsehaut auf meinem Körper. ,,Geh bitte wieder zurück ins Hotel. Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Wenn du willst, können wir drüber sprechen. Ich bin für dich da, okay?", sagte er ruhig. ,,O-okay", zitterte meine Stimme weiter. Ich stand auf und machte mich auf den zurück zum Hotel. ,,Und wenn ich Hero begegne? Wenn er an meiner Tür klopft?", ich wollte ihm nicht begegnen. ,,Auch wenn es schwer wird, du musst ihn erstmal ignorieren. Geh kein Gespräch mit ihm ein", beriet mich Connor. Allmählich konnte ich das Hotel wieder sehen. Da es nun ganz dunkel war, ging ich etwas schneller. ,,Wie geht es dir so?", versuchte ich das Thema zu wechseln. ,,Mir geht es super, die Tour könnte nicht besser laufen. Wir...", Connor erzählte mir viel über die Tour, doch ich konnte nicht wirklich zu hören. Meine Gedanken kreisten nur um Hero. Wie kann man sich in einer Person so sehr täuschen, wie ich es getan habe?

Run To You / Josephine L. & Hero T. Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt