10_Tyrone

0 0 0
                                    


Ich musste grinsen, als Kai mit der passenden Antwort daherkam. Wir waren manchmal schon echt schlimm. Ich fragte mich, ob wir damit wohl ab und an Leuten gehörig auf die Nerven gingen, weil sie keinen Plan hatten, warum Kai und ich uns so seltsam verhielten. Aber das war mir ziemlich egal- es war gut so wie es war.

Bei seiner Antwort zu den Zigaretten verdrehte ich nur leicht die Augen, aber mit einem Schmunzeln auf den Lippen. Mit so einer Antwort hatte ich gerechnet- er würde sich wohl auch niemals vom Rauchen abbringen lassen- dabei setzte er stets seinen eigenen Kopf durch und meine Meinung hatte einfach keine Chance.

Etwas später quetschten wir uns durch Michaels Haus. Wie viele Menschen waren bitte- eingeladen oder auch uneingeladen erschienen? Immer wieder klopften mir andere Personen, sowohl bekannte als auch unbekannte, auf die Schulter und gratulierten mir zum Sieg meines Teams, was ich stets mit einem freundlichen Lächeln quittierte. Das war echt eine der vollsten Partys, auf der ich seit längerem gewesen war und viele schienen eher mit sich selbst oder ihrem Partner beschäftigt- wobei dieser in vielen Fällen auch durchaus Alkohol war. Ich schnappte mir unterwegs einen Drink, während ich Kai durch die Menge folgte und nach unseren Freunden Ausschau hielt. Bryan und Amy hatten sich entschuldigt, sie hatten anderes zu tun und auch Lydia und Selene waren ja unterwegs. Die einzigen, die also aus unserem engeren Freundeskreis heute dort warten, waren Cameron und Jackson. Ich nippte an meinem Drink- es würde der einzige für den Abend bleiben und musste daher noch ein wenig halten, als ich Cameron entdeckte. Er saß auf einem der Sofas- eine schlanke Blondine auf seinem Schoß und küsste sie mehr als innig- verschlang traf es da vermutlich schon besser. Ich hielt Kai zurück und deutete auf Cameron. „Also zumindest er ist gut bedient- ich glaube er würde es uns übelnehmen, wenn wir ihn jetzt stören...", meinte ich mit einem schiefen Grinsen. Ich nippte erneut an meinem Drink und bemerkte, wie mir die Wirkung des Alkohols langsam zu Kopf stieg. Leise begann ich bei dem Song mitzusingen, der momentan gespielt wurde. Ich vertrug echt viel zu wenig. Vielleicht sollte ich das mit dem Trinken für heute lieber lassen. Ich stellte meinen Becher irgendwo ab und bemerkte, dass ich Kai aus den Augen verloren hatte und mittlerweile war es so voll, dass ich auch keine Chance hatte ihn so schnell wiederzufinden, außer durch Glück.

Ich beschloss mich zumindest mal auf die Suche zu machen und mich dabei gleichzeitig umzusehen um herauszufinden, was sonst noch so los war. Kai und ich waren etwas später erschienen, weswegen die Party bereits in vollem Gange war. Ich schlängelte mich durch die Menschenmassen, welche quatschten, rauchten, tranken, tanzten, rummachten oder irgendwelche Trinkspiele spielten. Immer wieder grüßte ich irgendjemandem, blieb aber bei keinem lange stehen. Ich wollte lieber mit meinen besten Freunden feiern- vor allem natürlich mit Kai. Ich hatte ein einziges Mal eine Party ohne ihn besucht und danach nie wieder- es war einfach zu langweilig.

Irgendwann entdeckte ich Jackson, welcher mitten in ein Bier-Pong-Spiel mit einigen der Basketballer vertieft war und ich schloss mich ihnen eine Weile an, aber nur so lange, bis ich bemerkte, dass der Alkohol langsam wirklich zu viel wurde. Ich hatte nicht viel trinken müssen, weil die anderen schon angeheitert genug waren, um nicht mehr richtig zu treffen, aber es hatte gereicht. Ich beschloss etwas frische Luft zu schnappen, um wieder einen etwas klareren Kopf zu bekommen und trat hinaus in die kühle Nachtluft des Gartens. Hier war es etwas leiser und zudem war etwas weniger los. Ich lehnte mich an eine Hauswand an und blickte nachdenklich in den Sternenhimmel hinauf. Wo Kai gerade wohl war? Die Party war ohne ihn echt langweilig. Etwas weiter hinten im Garten glommen ein paar Zigaretten auf, was mich augenblicklich wieder an Kai erinnerte? Ob er wohl bei den Leuten war? Ich beschloss einen Versuch zu wagen und lief zu den Personen hinüber. „Kai?", fragte ich und die Köpfe der versammelten Personen drehten sich zu mir um. Kai war nicht dabei, aber die Personen kannte ich dafür all zu gut. Es waren einige der Gegner von unserem Spiel heute. „Du...", gab einer einen unwilligen Laut von sich und stierte mich aus glasigen Augen an. Er hatte definitiv schon zu viel intus. Was machten die denn hier? Es kam selten vor, dass Gegner aus einer anderen Schule bei den Partys danach teilnahmen. „Du hast uns das Spiel versaut..." Die Stimme des Typen klang bedrohlich und er war mehr als zehn Zentimeter größer als ich und deutlich kräftiger gebaut. Ich erinnerte mich nur zu gut an ihn. Er war der Kapitän der anderen Mannschaft und hatte im Spiel den einen oder anderen unfairen Move gemacht. Die anderen Spieler, welche alle etwas nüchterner als ihr Kapitän wirkten, redeten beruhigend auf ihn ein- zumindest ein paar von ihnen, ein paar andere grinsten dagegen nur schadenfroh. Der Kapitän packte mich grob an den Schultern und drückte mich gegen die Hauswand hinter mir. „Wird Zeit dir eine kleine Lektion zu erteilen, was?" Ich war stark, aber nicht stark genug um mich von seinem Griff zu befreien, wie ich nach einigen erfolglosen Versuchen feststellte. „Lass mich augenblicklich los!", sagte ich mit fester Stimme und blitzte den Typen wütend an. „Sonst was? Fängst du an zu heulen und rennst zu deiner Mami?" Ich warf einen Blick um mich herum, aber die Menschen, die im Garten waren, waren entweder zu sehr mit einer anderen Person beschäftigt oder bereits viel zu besoffen um viel mitzubekommen. Da würde mir wohl niemand helfen. „Der, der hier am Ende heulen wird, wirst du sein. Nur weil du mich jetzt zusammenschlägst, ändert das nichts an der Tatsache, dass ihr das heutige Spiel verloren habt...", meinte ich spöttisch. Zu viel Alkohol- ich konnte nicht mehr klar denken. Provozieren war in diesem Moment echt denkbar schlecht. Ich war kein Mensch, der sich gerne prügelte, sondern versuchte meistens mit Worten zu schlichten, aber durch Provokation machte ich das ganze jetzt nur noch schlimmer.

Der andere schien von meinen Worten tatsächlich nicht sonderlich erfreut zu sein, denn er holte aus und schlug mich direkt ins Gesicht. Mein Kopf knallte nach hinten und ich schmeckte Blut auf meiner Lippe, wo er mich getroffen hatte.

Heaven in HidingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt