100_Tyrone

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Als Kai murmelte, dass es eine schwierige Frage sei, konnte ich ihm innerlich nur zustimmen. Auf diese Frage gab es keine richtige oder falsche Antwort, kein „Ja" oder „Nein". Stattdessen war alles möglich, was unsere Zukunft betraf und es würde nicht gerade einfach sein, eine Antwort zu finden, mit der wir beide und auch unsere Umwelt leben konnten.

Kais erste Worte sorgten für eine angenehme Wärme in meinem Inneren, welche sich von meinem Herzen aus in meinem ganzen Körper ausbreitete. Aber dann schaltete sich mein Verstand ein und ich musste auch seinen letzten Worten Recht geben. Meine Gefühle für Kai würden in dieser Stadt niemals akzeptiert werden. Gleiches galt vor allem für meine Mutter und den Rest der Familie, genauso wie für Kais Familie. Es würde schwierig, wenn nicht sogar unmöglich sein, zusammen zu sein.

„Du hast auch immerhin noch deine Freundin- auch wenn du sie nicht liebst- ihr wird es das Herz brechen. Lydia liebt dich wirklich", erinnerte ich ihn. „Aber du hast natürlich recht... ich habe Selene und sie liebt mich- wenn auch vermutlich mehr, als ich das bei ihr tue..." Ich schwieg einen Moment und blickte zu Boden. Das hatte Kais Frage nicht beantwortet. Wie hätte ich es gerne? Ich würde gerne mit Kai zusammen sein, aber das war nicht möglich, solange wir hier wohnten. Und Selene... trotz allem liebte ich auch sie. Es war vielleicht eine andere Art von Liebe, als die, die ich für Kai empfand und gerade erst entdeckt hatte, trotzdem liebte ich sie. Und konnte ich diese Liebe einfach verleugnen, wenn ich doch genau wusste, dass ich zumindest in näherer Zeit keine Zukunft mit Kai hatte? Auch würde sie es niemals verstehen, wenn ich jetzt mit einem Mal mit ihr Schluss machte- alles war perfekt zwischen uns gelaufen. Bis zu der Party. Bis zu dem Kuss. Trotzdem konnte ich meine Gefühle für Kai nicht einfach verleugnen- ich wollte mehr davon.

Schließlich wandte ich mich wieder an Kai: „Ich mag jetzt sehr egoistisch klingen und habe vermutlich den für mich bequemsten Weg gewählt, aber bitte höre es dir zumindest mal an, ehe du ablehnst. Ich würde gerne mein Leben so weiterleben, wie bisher. Trotz allem liebe ich Selene und möchte das alles nicht aufgeben, wo das zwischen dir und mir zum einen noch so neu und unentdeckt ist und es zum anderen momentan einfach keine Zukunft gibt. Aber ich kann auch dich und die Gefühle, die ich für dich habe, nicht so einfach vergessen. Deswegen würde ich dich darum bitten, dass du mein Freund bist. Dass du mein Freund bist, immer wenn wir alleine zusammen sind, aber ich in den anderen Momenten immer noch Selenes Freund sein kann... so lange, bis ich mir meiner Gefühle vollends bewusst bin und weiß, ob es überhaupt eine Chance geben wird, dass wir eine gemeinsame Zukunft verbringen können. In dieser Stadt werden wir niemals akzeptiert werden..." Ich blickte Kai verlegen an. „Es ist in Ordnung, wenn du dem nicht zustimmst... immerhin wäre das dann so etwas wie eine offene Beziehung und du müsstest mich teilen. Selene auch- aber sie wird nichts davon erfahren. Ich wünschte ich könnte ihr das ganze erzählen, aber sie hätte kein Verständnis dafür... Ich werde sie betrügen, aber vermutlich habe ich das sowieso schon längst und es gibt kein Zurück mehr..." Ich schloss meine Augen. „Wenn es für dich okay ist, dann küsse mich jetzt und halte mich ganz fest, denn dieser Tag wird nur uns gehören. Wenn nicht, kannst du mich ruhig dafür schlagen, dass ich es dir überhaupt vorgeschlagen habe..."

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