14_Tyrone

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Ich atmete erleichtert auf, als Kai meinte, dass er nicht verletzt sei. Ich hätte mir sonst wirklich große Vorwürfe gemacht. Noch größere, als ich es ohnehin schon tat.

„Danke!", bedankte ich mich mit einem ehrlichen Lächeln und nahm das Taschentuch entgegen, mit dem ich mir dann vorsichtig das Blut von meiner Lippe abtupfte. Es blutete stärker als ich dachte. Hoffentlich würde bis zum Ende der Party nichts mehr davon zu sehen sein. Ich war mir nicht sicher, ob meine Mom mich jemals wieder zu einer Party lassen würde, wenn ich so nach Hause kam.

Natürlich könnte ich gegen ihren Willen handeln, aber ich wollte mir die gute Beziehung zwischen uns nicht kaputt machen. Obwohl meine Mutter streng war, ließ sie mir doch viele Freiheiten, weil sie mir vertraute. Und solange ich noch zuhause wohnte und zur Schule ging, wollte ich mir das auf keinen Fall kaputt machen. Manche mochten darüber vielleicht lachen oder es merkwürdig finden, aber ich hatte schon immer eine bessere Beziehung zu meiner Mutter als zu meinem Vater gehabt und stand meiner Familie zudem einfach nahe. Ich war wohl einfach ein Familienmensch und wer damit nicht klar kam- mir doch egal, die Person konnte mir gestohlen bleiben.

Als Kai vorschlug, dass wir uns auf eine Bank setzen sollten, nickte ich und folgte ihm dorthin. Ich ließ mich auf dieser nieder und lehnte mich mit einem Seufzen zurück. „Ich bin echt ein Schwächling, oder? Ich bewundere dich wirklich, du kommst mit solchen Situationen einfach besser klar... wären wir Zwillinge, würde wohl jeder sagen, dass du die bessere Hälfte von uns wärst. Du siehst besser aus, kommst besser mit Problemen klar und handhabst das Leben einfach viel leichter. Ich habe ständig das Gefühl, dass ich an der Schule nur wegen dir so beliebt bin- dass du mich sozusagen mitziehst. Was kann irgendjemand an mir schon groß finden? Ich verstehe Selene und auch alle anderen einfach nicht... Ich weiß, dass ich nicht komplett hässlich aussehe, aber ich bin einfach nichts Besonderes. Wie hältst du es mit mir als besten Freund bloß aus?" Ich grinste schief und blickte zu Kai hinüber- der Alkohol hatte meine Zunge gelockert, normalerweise sprach ich nicht ganz so offen über meine Zweifel. „Du dagegen bist einfach etwas Besonderes...", murmelte ich.

Heaven in HidingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt