Kapitel 1

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Die Maschinen piepten andauernd und das Zischen des Beatmungsgeräts war rhythmisch. Es roch nach Desinfektionsmittel, dass Owen zusätzliche Kopfschmerzen bereitete. Doch er wollte den Raum nicht verlassen – wo sollte er auch hin? Er war ein Flüchtling der Erde, gefangen auf einem großem Raumschiff. Er blickte auf das Bett, in dem seine Angebetete lag. Ihre blauen Augen waren geschlossen, die Haut sehr blass und aus dem Mund ragte das Ende des Tubus, der an die Beatmungsmaschine angeschlossen war. Ohne den wäre seine Paddy schon längst gestorben. Sein Blick schweifte weiter über ihren mittlerweile sehr dünnen Körper, der teilweise von einer Decke bedeckt wurde. Auf ihrer Brust waren die Elektroden des EKGs befestigt, ihre Brüste waren lediglich durch einen BH geschützt. Die ganzen Stunden lag sie dort und sah friedlich aus – so friedlich, dass Owen dachte, sie hätte mit ihrem Leben abgeschlossen. Es bereitete ihm schwere Schmerzen im Herz, er konnte ihren Anblick kaum ertragen. Also schloss er die Augen, doch das Bild blieb. Mittlerweile beschleunigte seine Atmung, um der Pumpleistung seines rasenden Herzens gerecht zu werden. Doch er zwang sich mit aller Macht ruhig zu bleiben. Der einzige Grund, warum er noch nicht aufgegeben hatte, waren komischerweise die Maschinen. Sie zeigten ihm, dass seine Kleine noch lebte. Auch wenn er nicht wusste, wie lange sie sie noch am leben halten könnten, wollte er bis zu ihrem Tod durchhalten. Man hatte ihm gesagt, dass Komapatienten ihre Umwelt unterbewusst wahrnehmen würden und er wollte ihr in den schwersten Stunden beistehen. Doch eines war klar für ihn: wenn sie starb, würde auch er sterben.

Plötzlich spürte Owen ein Zucken in der Hand. Es war jene Hand, mit der er Paddys schmale, kleine Hand seit Stunden hielt. Die unkontrollierte Bewegung rührte jedoch nicht von Seiner. Als er seine Augen öffnete, sah er, wie Paddy am ganzen Körper zitterte. Instinktiv zog er die Decke bis zur Schulter. Ein Arzt kam hinein gelaufen, kontrollierte die Geräte und verschwand wieder. Owen konnte gar nicht so schnell reagieren, er war wie gelähmt.

„Soll diese Reaktion zeigen, dass sie kämpft oder gleich stirbt?" Tränen traten ihm bei dem Gedanken in die Augen, er wusste gar nicht, dass er noch welche hatte. Vor Tagen hatte er bereits ununterbrochen geweint, Sturzbäche liefen über seine Wangen, bis kein Wasser mehr aus seinen Augen floss. Jetzt aber waren sie wieder da. Owen wollte, dass Paddy ihn spürte, egal welche Konsequenz ihr Verhalten nach sich ziehen würde. Er legte einen Arm über die Decke, sodass seine Hand auf der rechten Wange ruhen konnte. In seiner Zweiten hielt er noch immer ihre Hand. Minute um Minute verging, doch es tat sich nichts. Er legte seinen Kopf auf ihre Schulter, da geschah es ein zweites Mal. Diesmal begannen die Geräte Alarm zu schlagen, ein schriller Ton, der nicht nur in Owens Ohren, sondern auch im Herz schmerzte. Ärzte kamen hineingestürmt und wollten ihn von Paddy trennen. Doch genau dies wollte er nicht zulassen, er wollte bei ihr bleiben, bis zur letzten Sekunde. Sein von Tränen verschleierter Blick vernahm ein Zucken der Augen.

„Soll dies das letzte Aufbäumen vor dem Tod darstellen?", fragte sich Owen und er spürte, wie sein Körper innerlich wie ein Kartenhaus zusammenklappte.

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Hey :)
Das ist meine zweite Story auf Wattpad, jedoch die erste, bei der ich mehr sämtliche Personen und Handlungen selbst ausgedacht habe. Ich hoffe, sie gefällt euch. Schreibt gerne Kommentare

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