Engel gibt es nicht | ᴰᵉᵃᵗʰ ᴺᵒᵗᵉ ᶠᶠ

Π KAPITEL III Π

"Wie war die Schule?", fragte Vater mich grinsend. Durfte ich zumindest meinen Vater davon erzählen? Er ist schließlich der Oberinspektor. Bestimmt wird die Polizei in diesem Fall hinzugezogen.
"Es gab 'nen kleinen Vorfall", meinte ich und lehnte mich ans Geländer der Treppen. Oben war mein Zimmer.
"Sho ist irgendwie zusammengebrochen und dann haben wir Schluss gehabt. Wir dürfen nicht darüber reden..." Ich kratzte mich am Nacken. Vater lachte. "Aber mir erzählst du es natürlich", grinste er. "Du kommst klar?"
Ich nickte und setzte einen Fuß auf die Treppe.
"Gut, dann kann ich zur Arbeit. Haben 'nen Notruf."

Mein Herz machte einen Sprung. Ich hoffte, dass es nicht wegen Sho war. Aber solange kein weiterer Mensch an Herzversagen stirbt, wird die Sache nicht auffliegen. Ich musste dieses Buch nur loswerden, und vorher meine Skizze vernichten.

Ich legte das Death Note auf meinen Schreibtisch, irgendetwas war an diesem Buch besonders. Ich war zu interessiert, um es zu vernichten. Ich schlug es auf und fand Regeln vor. "Scheiße man", zischte ich leise. "Ich muss dieses Ding loswerden."
Mir würde es immer kälter, Gänsehaut breitete sich auf meinem ganzen Körper aus.

"Das gerade du dieses Buch gefunden hast, finde ich äußerst amüsant."
Eine ruhige, klare Stimme erklang von hinten. Es wäre nicht weiter schlimm gewesen, aber ich war allein Zuhause. Erschrocken wirbelte ich herum und starrte einem Monster mit leuchtend roten Augen ins Gesicht. Ich brachte keinen Ton mehr heraus, es war wie in einem Albtraum. Keine Möglichkeit zu flüchten, keine Möglichkeit um Hilfe zu rufen.
"Keine Angst, ich tue dir nichts", lachte das Monster vor mir und nahm ein wenig Abstand.
Schreien war immernoch nicht möglich, ich war wie erstarrt. Ein verdammtes Monster schwebte über meinem Bett! Ich will aus diesem Albtraum aufwachen! Oder zumindest in die nächste Schlafphase kommen.

"Ryoko Matsuda, Tochter des Oberinspektor Touta Matsuda. Weißt du, an was mich das erinnert?" Ich schüttelte den Kopf, ganz leicht. Die einzige Bewegung, die mir gerade möglich war. "Light Yagami, Sohn des Oberinspektor Soichiro Yagami. Kira."
Langsam bekam ich wieder Kontrolle über meine Atmung.
"Was bist du?", fragte ich in einem ruhigen, dennoch ängstlichen Ton.
"Ich bin ein Shinigami. Nein, nicht einer... Deiner!" Meine Augen wurden immer größer, sie glänzten vor Panik.
"Ich..."
Der Shinigami vor mir lachte. "Du wirst mich bis zu deinem Lebensende an der Backe haben. Oder du trittst das Besitzrecht an das Death Note ab", erklärte er mir. Ich drehte mich um und nahm das Buch in die Hand. "Dann... Hier", sagte ich und hielt es ihm hin.

"Du wurdest auserwählt. Auserwählt, Gerechtigkeit zu schaffen", knurrte er. "Dann sage mir, Kira, was ist Gerechtigkeit?"
"Gerecht ist es erstmal, wenn du mich Light nennst", seufzte er. "Oh, und wenn ich diesen Apfel da haben kann."
Genervt drehte ich mich um und drückte ihm den Apfel in die Hand. "Du beraubst mich damit meinem Snack", sagte ich ihm vorwurfsvoll.
"Was genau soll ich tun?" Light fixierte mich mit seinen roten Augen. "Ganz einfach: Schreibe Verbrecher in dieses Buch. Aber nicht zu auffällig", meinte er und sah sich meinen kleinen Flachbildfernseher genauer an. "Die Dinger sehen echt gut aus."

"Das ist ein altes Ding", meinte ich und schaltete ihn ein. Die Nachrichten gehen in knapp zehn Minuten los.
"Du gibst dich also dieser Rolle hin?", fragte mich Light skeptisch und rückte seine Brille auf seiner knöchernen Stirn zurecht. Ich schüttelte leicht den Kopf. Ich wollte nie Kira sein, ich wollte nie Menschen umbringen. Aber wenn ich es ablehne, bekommt sicher jemand anderes diese Macht. Wenn ich diese Macht habe, kann ich sie kontrollieren und die Menschen beschützen, die mir wichtig sind.

"Ja. Ja, ich nehme mich dieser Macht an und werde als Kira Gerechtigkeit schaffen."