Engel gibt es nicht | ᴰᵉᵃᵗʰ ᴺᵒᵗᵉ ᶠᶠ

Π KAPITEL XXIV Π

Als ich die Straßen entlang lief, von der Schule nach Hause, dachte ich scharf nach. War es schon an der Zeit, den nächsten Schritt zu wagen? Was wird Nears nächster Schritt?
Bevor der Stichtag kam, muss ich noch einige Vorbereitungen treffen, um Near aus dem Weg zu räumen. Vielleicht brauche ich einen Assistenten?

"Light, ich habe einen Entschluss gefasst", sprach ich, ohne den Shinigami anzusehen. Er schwebte ohnehin immer hinter mir.
"Ich bin ganz Ohr."
"Ich werde dafür sorgen, dass Near beseitigt wird, und das vor dem Tag."
"Und wie willst du das anstellen?", fragte Light amüsiert.
Ich zuckte mit den Schultern. "Entweder ich schiebe das meinen Klassenkameraden in die Schuhe-"
"Vergiss das", unterbrach er mich.

"Er hat nur dir gezeigt, dass er Near ist, alle anderen kennen ihn unter dem amerikanischen Austauschschüler Nate River."
"Stimmt", gab ich kleinlaut zu.
"Dann brauche ich einen würdigen Assistenten."
"Und das soll ich erledigen?", hakte Light nach, ich spürte seinen durchbohrenden Blick im Rücken.
"Klar, aber bestenfalls jemand, der Nears Identität kennt", meinte ich, dann blieb ich abrupt stehen.
Etwas weiter entfernt stand Rester, oder besser gesagt Loud, und öffnete die Autotür des schwarzen SUVs.
"Was für ein Schwein", knurrte ich und trat dem Amerikaner entgegen.

"Miss Matsuda, Near erwartet Sie. Steigen Sie bitte ein", sprach der Blonde und deutete auf den Rücksitz. Er wirkte so groß und autoritär, dass niemand es wagen würde, ihm zu widersprechen.
Ich stieg ein und begann zu spekulieren.
Was hatte Near vor? Hat er mich durchschaut?
Es war Zeit für einen Assistenten.

Als sich die Tür öffnete, konnte ich sehen, wie Near auf dem Boden saß und mit einem Flugzeugmodell spielte.
"Was für ein Kleinkind", zischte Light verächtlich.
"Und so einer hat mich besiegt? Pah!"
"Ah, Ryoko", begrüßte mich der Weißhaarige. "Ich möchte mit dir über diverse Taktiken reden."
Ich sah ihn verwirrt an. Hielt er mich für so schlau?
"Ich gebe dir ein Szenario und du musst mir sagen, wie du als Kira handeln würdest."
Ich nickte zögerlich, obwohl mir dieser Gedanke überhaupt nicht gefiel.

"Stell dir vor, ich sperre dich erneut ein, um mich von deiner Unschuld zu überzeugen. Du hättest keine Chance, eigentständig die Mordserie weiterzuführen. Was würdest du als Kira in dieser Situation tun?"
Ich überlegte scharf. Ich würde mir jemanden suchen, dem ich vertrauen kann und der die Serie fortführt. Das war auch mein Plan, und wenn ich den jetzt vorstelle, weiß Near, auf was er sich einstellen müsste. Mir fiel auf, wie unruhig Light geworden ist, und auch, dass Near mich nicht ansah. Er starrte über meinen Kopf hinweg.
Konnte er Light sehen?

"Near, ich mag es nicht, wenn du mich nicht direkt anschaust", meinte ich und verschränkte die Arme. "Was ist so interessant über meinem Kopf?"
"Falls du Kira bist, müsstest du einen Shinigami bei dir haben. Vermutlich sieht er über deinen Kopf hinweg zu mir, und ich wollte ihn nur beunruhigen", erklärte der Weißhaarige mir. Ich sah ihn überrascht an. Das war also der Test gewesen.

"Jeder andere wäre bei dem Gedanken und der Vorstellung an einen Shinigami ängstlich geworden, du jedoch siehst mich nur überrascht an. Dabei wissen nur die wenigsten von der Existenz solcher Wesen. Die Sonderkommission, meine Wenigkeit und Kira."
Ich sah zu Vater, der wieder einen niedergeschlagenen Gesichtsausdruck hatte.
"Vater hat mir viel von einem Shinigami erzählt, Ryuk hieß er glaube ich", entgegnete ich ihm. Das war nicht einmal gelogen, Vater hat wirklich erzählt, wie Ryuk ihm einen Apfel weggeschnappt hatte oder von seinem Gelächter.

"Matsuda, Sie sind wirklich idiotisch", meinte Near und erhob sich. "Sie haben eine Möglichkeit verbaut, Kira zu schnappen."
Ich ergriff für Vater Partei.
"Da war ich noch etwas jünger, er konnte doch nicht wissen, dass Kira wiederkehrt!"
Vater trat lächelnd zu uns.
"Aber so bedeutet das ja, dass meine Tochter unschuldig ist!"

Near schüttelte den Kopf.
Er hält immer noch an meiner Schuld fest.