Π KAPITEL XXV Π

672 43 6
                                    

"Ich glaube, Near denkt immer noch, dass du Kira bist", seufzte Vater am Steuer des Autos.
Ich gab nur ein "Hm" von mir, ich hatte besseres zu tun. Wer war als Assistent geeignet und kann sich denken, dass Nate River Near ist?
Yoshiko schonmal nicht, sie plaudert jedes Geheimnis aus, egal ob absichtlich oder versehentlich.
Mamoru wäre da eine bessere Wahl, aber nach Sho's Tod wird er wohl nicht auf Kiras Seite sein.

Herr Ikesaki.
Er war ein Anhänger Kiras und würde womöglich der beste Assistent. Nur müsste ich ihn überzeugen, für Kira zu arbeiten, vorallem nach Tanakas Tod. Meine Identität müsste geheim bleiben.
"Ryoko, willst du heute irgendetwas besonderes zu Abend essen?", fragte Vater.
"Nein, nicht wirklich, du?", entgegnete ich ihm. Er schüttelte den Kopf.
"Wir lassen uns einfach überraschen, was Mutter und Akio gemeinsam kochen", seufzte ich.

"Vater, verdächtigst du mich, Kira zu sein?", fragte ich ihn, nachdem wir eine Weile geschwiegen haben.
"Ich möchte diesem Verdacht nicht glauben", meinte er. "Wir sind gleich Zuhause, da wird nicht mehr darüber geredet."
Leise seufzte ich, dann sah ich auf mein Handy. Yoshiko hatte mich mal wieder mit massenweise Nachrichten und verpassten Anrufen belagert.
Mir fiel plötzlich auf, dass Light verschwunden war. Wusste er von meinem Vorhaben?
Was, wenn er die falsche Person wählt?

Nein, so schlimm kann es nicht sein, er war selber einmal Kira und weiß, wen man so etwas anvertrauen kann.
Vater hielt den Wagen an und stieg aus. "Komm mit, du kannst später noch mit deinen Freunden schreiben."
Drinnen roch es wunderbar, der Tisch war bereits gedeckt. Mutter kam uns entgegen.

"In letzter Zeit seid ihr beide echt oft außer Haus, ihr kommt erst spät abends wieder nach Hause. Will einer von euch mich aufklären oder steht das auch unter Geheimhaltung eures extrem schwierigen Falles?"
Vater sah schuldig zu Boden, was mich kichern ließ.
"Das geht auch an dich, junge Dame!"
Abrupt hörte ich auf und sah Mutter an. Ich würde ihr es ja gerne sagen, aber das würde sie nicht glücklich machen.
"Ryoko lernt nur viel für die Aufnahmeprüfung an der Uni", versuchte Vater mich mit dieser Lüge herauszureden.

"Ihr wart selbst an Weihnachten ewig außer Haus, zum Neujahr bleibt ihr gefälligst hier", verlange sie, ihr ernster Gesichtsausdruck wurde zu einem sanften Lächeln.
"Jawohl!", rief Vater und saluttierte wie ein Soldat. Akio kam zu uns gerannt, ein Handtuch war über seinen Arm gelegt, eine zu große Krawatte hatte er sich über seinen Hals gelegt.
"Herrschaften, Sie dürfen jetzt essen", meinte er in einem überschwänglich vornehmen Ton und verbeugte sich.

"Wie niedlich", seufzte Light hinter mir, er hat wohl sein Vorhaben erledigt.
"Ich habe früher dasselbe gemacht, noch dazu habe ich mir so einen Bart mit Schminke ins Gesicht gemalt", lachte er.
Light war bestimmt mal ein liebenswürdiges Kind gewesen, ihm hätte man wohl nie zugetraut, Kira zu sein.

Wir begaben uns alle ins Esszimmer, nur um einen unerwarteten Gast zu sehen.
"Ich sitze neben Sayu!", rief Akio und sprang übermütig auf den Stuhl. Light sah seine Schwester an, eine Spur Trauer und Schuld konnte man in seinem rot glühenden Augen erkennen.
Ich setzte mich und sah in die Runde. Ein Stuhl blieb immer leer, doch dieses Mal sah ich jemanden auf diesem hocken.

Ohne Frage war es der schwarzhaarige Meisterdetektiv L. Ich blinzelte einmal, dann war er wieder verschwunden. Mir kam ein tolles und vorallem unauffälliges Gesprächsthema in den Sinn.
"Ich habe eine Frage an euch", meinte ich. "Was denkt ihr? Gibt es eine Art Schutzengel?"
Akio nickte und schluckte sein Essen hinunter. "Natürlich! Die Katze, die wir überfahren haben, die ist im Himmel und passt auf Leute auf!"
"Du hast 'ne Katze überfahren?", fragten Sayu und ich im Chor.
Es klopfte heftig an der Tür.
"Ich geh schon", meinte ich und öffnete die Tür.

"Herr Aizawa?"

Engel gibt es nicht | ᴰᵉᵃᵗʰ ᴺᵒᵗᵉ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt