Π KAPITEL IV Π

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Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich zu vorsichtig war. Ich besitze dieses Buch seit vier Tagen, und gerade mal drei Namen landeten im Death Note, einer davon vollkommen unabsichtlich. Solange man aber nicht den Verdacht hat, dass diese Personen nicht natürlich gestorben sind, ist alles gut.

Light stellte sich als äußerst nützlich heraus. Er war ein intelligenter Mensch gewesen, diese Intelligenz behielt er als Shinigami bei. Bei wichtigen Klausuren, wie gerade eben in Mathematik, sagte er mir einfach die Lösung vor. Niemand anderes sah oder hörte ihn. Solange er mit mir in die Schule geht, bestehe ich locker.
"Du spannst mich ganz schön auf die Folter, wer wird sein nächstes Opfer?", fragte er. Geduldig war er eher nicht. "Lass dich überraschen", flüsterte ich und schloss die Tür auf. Akio rannte direkt auf mich zu. "Ryoko! Rate Mal, wer heute wieder zu uns kommt!", rief der kleine Schwarzhaarige und sprang wie ein Flummi auf und ab.
"Der kleine erinnert mich an meine kleine Schwester... Wie niedlich", kicherte Light.

"Akio, ich muss noch Hausaufgaben machen. Sag mir Bescheid, wenn Sayu da ist", meinte ich und spazierte die Treppen hinauf. Light zögerte, ehe er mir folgte.
"Du bist 'ne Lügnerin", grinste der Shinigami und sah mir genau zu, wie ich meinen Rucksack auspackte. Unter einigen Schulheften versteckte ich das Death Note, doch um Light nicht länger zu quälen, beschloss ich, einen weiteren Verbrecher aufzuschreiben. Jede Faser meines Körpers wollte sich dem wiedersetzen, ich brachte überhaupt nicht gerne Menschen um.

"Der koreanische Japaner-Mörder, interessant", murmelte er und lugte mir über die Schulter. "Welche Todesursache?"
"Herzversagen", entgegnete ich ihm monoton. Er hatte mir zwar diese Mordwaffe gegeben, aber konnte ich denn nicht selber damit anstellen, was ich wollte? Light war definitiv ein nerviger Shinigami. Ich fragte mich, wie wohl sein Apfel-essender Kumpel sein würde. "Light, erzähle mir Mal von anderen Shinigamis", verlangte ich von ihm. Seine roten Augen fixierten mich. "Ich erkläre dir das draußen... Dann kommen die Erinnerungen besser zur Geltung", meinte er und machte sich schon auf den Weg. "Warte doch Mal kurz..."

Sayu würde zwar jeden Augenblick Zuhause ankommen, jedoch spazierte ich nun durch den Park. "Ryuk war nervig. Und du musstest ihn immer mit Äpfel versorgen, sonst wurde er noch nerviger. Und er hatte ein nerviges Lachen", erklärte Light wie ein Wasserfall. Wenn ich noch einmal das Wort 'nervig' aus seinem Mund höre, schreie ich ihn an.
"Oh, und er hat gerne einmal Regeln verschwiegen und viel zu spät erklärt, das war ziemlich nerv-"

Er brach seine Rede ab, und das nicht, weil ich ihn böse anfunkelte. Vor uns hatten sich drei Jugendliche angefunden, einer trug einen wunderschönen Labradorwelpen auf dem Arm. Mir ging das Herz bei diesem Anblick auf, jedoch sah Light nicht so erfreut darüber aus. Der Junge mit dem Welpen bückte sich und setzte ihn in eine kleine Mulde. Der zweite scharrte etwas Sand hinein, und das Mädchen der Gruppe schleppte schwere Steine an. Ohne dass Light mir erklärte, was da vor sich ging, verstand ich.

Ich ballte meine Fäuste. Die drei ließen den kleinen Hund in der Mulde zurück, und dann warf das Mädchen einen ersten Stein in die Richtung. Zum Glück verfehlte sie. Und auch beim zweiten Mal traf sie nicht. Mir stiegen Tränen auf, ich konnte meinen Körper nicht ein Stück bewegen. Genervt riss ihr der Junge die Steine aus der Hand, woraufhin das Mädchen verschwand. Der Kerl näherte sich dem Welpen und ließ den Stein direkt senkrecht nach unten fallen. Ein Jaulen erklang, und plötzlich konnte ich meinen Körper wieder bewegen.

"Verpisst euch! Lasst den Hund in Ruhe!", schrie ich die Jungs an und warf mich auf das Lebewesen. Böse grinste der eine, dann packten sie mich und hingen mich mit der Kapuze meines Pullovers an der nächstgelegenen Laterne auf. Schluchzend beobachtete ich die beiden Monster bei ihrer grauenvollen Tat. Gröhlend verschwanden die beiden schließlich, und ich purzelte auf den Boden.

Meine Tränen ließen den Sandboden nass werden. Aus meinem jämmerlichen Schluchzen wurde schließlich ein wütendes Knurren.
Von solch einem Abschaum sollte jemand die Welt befreien. Ich nahm mich meinem Schicksal an.
Fürchtet mich, ihr Monster. Denn ich bin Kira.

Engel gibt es nicht | ᴰᵉᵃᵗʰ ᴺᵒᵗᵉ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt