Engel gibt es nicht | ᴰᵉᵃᵗʰ ᴺᵒᵗᵉ ᶠᶠ

Π KAPITEL XXVI Π

"Wo ist dein Vater?", fragte Herr Aizawa schnaufend.
"Kommen Sie rein", meinte ich und machte dem Polizisten Platz.
"Ich kann es nicht fassen, dass ich das Mal sage, aber... Chef!", rief er, Vater sprang sofort auf.
"Ein Notfall bei Near, er möchte umgehend Sie und Ryoko sehen", sprach er und verschwand schon wieder nach draußen. Vater schlüpfte im seine Schuhe und stürmte hinterher, ich war zuerst regungslos stehengeblieben.
"Beeil dich", zischte Vater mir zu und ließ mich hinten einsteigen.

"Was ist passiert?", fragte Vater und sah Near an. Um ihn herum lagen die leblosen Körper der Ermittler der SPK. "Kira hat sie alle umgebracht", murmelte Near emotionslos.
"Sie sagen das so, als wäre es nicht weiter schlimm", meinte Herr Aizawa vorwurfsvoll.
Near sah ihn unbeeindruckt an.
"Nach diesen Toden steht fest, dass Kira die Identitäten der Ermittler kannte. Commander Rester hat sich nur einer Person mit seinem richtigen Namen vorgestellt: Ryoko Matsuda."

Ich sah ihn fassungslos an. Er hatte mir eine Falle gestellt. "Ich saß aber eben noch am Esstisch, und demnach müsste ich auch die Namen der anderen kennen", erklärte ich, vollkommen von meiner Unschuld überzeugt.
"Und wenn ich Kira wäre, hätte ich doch auch dich umgebracht."
"Dann muss es einen dritten Kira geben", seufzte der Weißhaarige. Dieses Alibi reichte ihm nicht.

Ich verschränkte die Arme. "Sollte ich nur hierher kommen, damit du mir sagen kannst, dass der Verdacht gegen mich sich erhärtet hat?", knurrte ich. Soetwas ließ ich mir nicht gefallen.
"Übrigens, Ryoko", murmelte Light. "Du müsstest anonym Kontakt mit deinem Lehrer, Herr Ikesaki aufbauen. Er ist der neue Kira."
Ein kleines Grinsen musste ich mir verkneifen, Light hatte genau richtig gehandelt.
"Also Ryoko könnte rein theoretisch wieder gehen", sprach Near und zwirbelte eine Haarsträhne. Man konnte erkennen, wie sein Haar langsam wieder länger wurde.

Mit einem wütenden Schnauben verließ ich das Gebäude. Ich konnte nicht glauben, dass Near mich nur für so etwas nichtiges hergebeten hat. Er könnte mir das genauso gut schreiben oder mich dafür anrufen.
"Also, Ryoko, ich erkläre dir jetzt, wie du vorgehen könntest", meinte Light und flog hinter mir her.
"Du lässt deine Stimme verzerren und rufst ihn mit unterdrückter Nummer an, oder du gehst direkt zu ihm mit verzerrter Stimme."
"Zum Anrufen bräuchte ich einen Ort, an dem ich ungestört telefonieren kann", entgegnete ich dem Shinigami.
Ich muss mich also persönlich bei Herr Ikesaki melden.

Den ganzen Abend verbrachte ich damit, meine Stimme unkenntlich zu machen. Wenn ich diese Aktion vor Neujahr in die Tat umsetze, könnte Near schneller auf mich schließen, wenn etwas schief geht. Nach Neujahr besuche ich die Schule nicht mehr.

"Besser wird es, wenn du den Regler nach dort schiebst."
Verwirrt sah ich zur Seite.
L hatte sich über meinen Schreibtisch gebeugt.
"Wa-warum hilfst du mir?"
Der Schwarzhaarige sah mich freundlich an.
"Du hast deinen Weg für dich bestimmt. Nun ist es meine Aufgabe, dich auf diesem zu beschützen", sprach er leise, seine Stimme klang genauso wie beim letzten Mal, als Light und er aufeinander trafen.

Wut stieg in mir auf. "Du hältst immer noch an deinem Schutzengel-Gelaber fest, oder? Wenn du einer sein solltest, was machst du dann an diesem gottverdammten Ort?"
Ebenso wie Near sah er mich unbeeindruckt aus seinen schwarzen, glanzlosen Augen an.
"Wenn es Schutzengel wirklich geben würde, dann wären sie oben im Himmel und nicht auf der Erde. Demnach kannst du kein Engel sein. Aber weißt du was?"

Ich stand auf und kickte den Stuhl durch den Raum. Ich tippte ihm auf die Brust.
"Engel gibt es überhaupt nicht."

"So sei es", meinte L und sah mich an. Keine Feindseligkeit, keine Wut, überhaupt konnte man keinerlei Emotionen in seinen Augen erkennen.
Plötzlich war er verschwunden.
Ich spürte Hände an meinen Schultern, eine Gänsehaut bildete sich.

"So ist es gut", flüsterte Light, darauf folgte ein bedrohliches Lachen. Ich stimmte leise ein.
"Du hast Recht. Engel gibt es nicht."