Π KAPITEL XXII Π

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"Ryoko, konzentrier' dich!", fuhr mich Light an. Ich verstärkte meinen Griff um meinen schwarzen Kugelschreiber, Light hatte mich aus meiner Gedankenwelt dumpf in die Realität zurückgeholt.
Ich ordnete kurz meine Gedanken, dann setzte ich den Stift wieder auf dem Prüfungspapier ab.

"Schreib jetzt auf, was ich dir diktiere und träume nicht wieder, dazu fehlt dir die Zeit", zischte Light und sah sich die vorletzte Aufgabe genau an. Dank ihm habe ich mit Leichtigkeit bisher alle Aufgaben lösen können, nur noch zwei stehen mir bevor.
Vielleicht lerne ich durch diese Art nichts, aber wer braucht schon mathematische Gleichungen, wenn man Anwalt werden will-
Oder bald der Gott einer neuen Welt ist?
Gemeinsam mit dem Klingeln erklang Herr Sugawaras Stimme. "Die Prüfungszeit ist jetzt vorbei, abgeben!"

Grinsend lehnte ich mich zurück, während die ganze Klasse diskutierte, ob das Ergebnis bei der ersten Aufgabe nun 1,5672 oder 2,5672 ist.
"Hey, Ryoko. Dir sind die Aufgaben ja ganz schön leicht gefallen", bemerkte Near und musterte mich von oben bis unten. "Ich hab auch Hölle viel gelernt", entgegnete ich und setzte mich wieder normal hin.
"Gelernt, schon klar", lachte Light.
"Huhu, Ryoko! Rate Mal, wer die Prüfung nicht besteht!", rief Yoshiko von der anderen Seite des Klassenraums, in einem fröhlichen Singsang. Yoshiko war die Sorte Mädchen, die es scheinbar nicht juckt, wenn sie durchfallen. Mamoru hingegen war ein Typ, der bei Note drei schon deprimiert war.

Jetzt, wo ich mich wieder ganz der Verbrechensbekämpfung widmen konnte, verbringe ich auffällig wenig Zeit mit meinen Freunden.
Bevor ich die Haustür aufschließen konnte, klingelte mein Handy. Unterdrückte Nummer, wahrscheinlich Near oder Vater, der wieder lustig sein wollte.
"Lasse dich von Herr Matsuda zur Zentrale bringen", sprach Near mit verzerrter Stimme, ohne dass ich überhaupt etwas sagen konnte. Hätte er mir nicht einfach schreiben können?
Er hatte einfach wieder aufgelegt. Seufzend trat ich durch die Tür und sah Vater, der gerade etwas Obst aß. "Da bist du ja", meinte er und sprang auf. "Leg deine Sachen ab und steig schonmal ins Auto."

Ich nickte und trottete stumm die Treppen nach oben. "Komisch, was die alle von dir wollen..."
Schnell ließ ich meinen Rucksack von meinem Rücken gleiten und kickte ihn in die Ecke. Zum Glück hatte ich das Death Note gut versteckt.
"Bin dann im Auto", sagte ich Vater und ging hinaus. Zum ersten Mal machte ich mir wieder mehr Sorgen. Was, wenn er mich wieder verdächtigte? Unmöglich, ich werde nach der Schule nicht beschattet, und Kameras haben sie auch nicht versteckt, die hätte Light mir gemeldet.

Ich wartete auf dem Rücksitz, langsam wurde mir ein wenig langweilig.
"Tut mir leid, ich fahr direkt los", meinte Vater, als er die Fahrertür öffnete. "Near wird mich wieder anschnauzen..."
Mein Handy klingelte, diesmal gab sich der Weißhaarige zu erkennen. "Ja?", meinte ich knapp.
"Seid ihr jetzt schon losgefahren?"
"Ja, Vater ist gerade eben los."
Am anderen Ende hörte ich ein Seufzen. "So ein verpeilter Oberinspektor..."

Knarzend öffnete sich die Fahrstuhltür, Near kam uns direkt entgegen. "Da sind Sie ja endlich", sagte er, dann trat er direkt auf mich zu. "Oberinspektor Matsuda, wir müssen kurz etwas klären, entschuldigen Sie uns."
Abseits von den Ermittlern setzte ich mich.
"Weißt du, was die 'Yellow Box' ist?", fragte Near mich, ich überlegte scharf. Als ich nicht antwortete, erklärte er es mir. "Das ist der Ort, an dem Kira außer Gefecht gesetzt wurde. Ich habe eine Exkursion dahin beantragt, Herr Ikesaki wird sich freuen."
"Warte, du hast das schon beantragt?", fragte ich ihn perplex, zur Antwort nickte er.
"Die Bedingung ist, dass jeder Schüler allein hinfährt."

Light sah den Weißhaarigen misstrauisch an. "Near, du führst doch etwas im Schilde..."

Engel gibt es nicht | ᴰᵉᵃᵗʰ ᴺᵒᵗᵉ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt