Meine Hoffnung, mein Schutzengel würde mich retten, schwand von Tag zu Tag.
Gab es etwas wie Schutzengel überhaupt? Alles sprach dafür, ich konnte L sehen, berühren, und niemand anderen konnte das. Aber dasselbe gilt für Light, er ist auch für mich da.Ich merkte, wie L's Blick mich durchbohrte. Was wollte er von mir? Ich fragte mich, ob Near mich wohl gerade beobachtete. Wie spät war es eigentlich? Welches Datum haben wir? Ist es noch Winter, oder bereits Frühling?
Ich brauchte unbedingt Abwechslung, sonst sterbe ich hier vor Langeweile.
"Near?", fragte ich leise, in der Hoffnung, er hörte meine Stimme.
"Ja?", antwortete er.
"Wie geht's Vater? Und dem Rest meiner Familie?" Near zögerte, was mich beunruhigte. "Herr Matsuda hat sich so lange einsperren lassen, bis deine Unschuld bewiesen ist", erklärte er. "Den Zustand deiner restlichen Familie ist nicht bekannt." L begann zu lachen. "Er macht dasselbe wie Oberinspektor Yagami, er hat ihn sich wohl sehr zum Vorbild genommen."Ich rollte mich auf dem harten Bett hin und her, eine bessere Beschäftigung fiel mir beim besten Willen nicht ein. Near würde jetzt wohl denken, ich wäre irgendwie nicht ganz richtig im Kopf. Als ich mit dem Blick zur Wand liegen blieb, hörte ich, wie L auf mich zu lief. "Es ist Zeit. Wenn du das Death Note jetzt aufgibst, dann mache irgendein Geräusch und rolle dich herum."
Mir blieb nichts anderes übrig, als das zu tun, was er mir sagte. Seufzend rollte ich mich wieder herum, dann fielen mir meine Augen zu, es war unmöglich, sie länger offen zu halten."Ryoko! Geht's dir gut?", hörte ich Near rufen. Ich setzte mich auf, mein Kopf dröhnte. "Ja... Was ist passiert?", gab ich zurück. Ich brauchte einen Moment, bis ich realisierte, dass ich noch immer in der Zelle war. L war auch noch bei mir.
"Dann bist du vermutlich nur eingeschlafen", antwortete Near. L hockte sich vor mich hin und sah mir in die Augen. "Warum bist du hier?", fragte er mich, und erntete von mir ein ratloses Gesicht. Nach und nach erinnerte ich mich: Angeblich war ich Kira, und deswegen bin ich hier. Near irrte sich, ich war nicht Kira.Ohne das Near mich irgendwie vorgewarnt hatte, stand Vater vor dem Zellengitter, im Hintergrund konnte ich Herr Mogi und den eigentlich zurückgetretenen Herr Aizawa erkennen.
"Wir möchten dir einige Fragen stellen", erklärte Vater leise und öffnete die Zelle. Alle drei Polizisten nahmen vor mir Platz, sie haben sich Stühle mitgebracht.
"Also... Weißt du, wie lange du hier schon eingesperrt bist?", fragte Herr Mogi. Ich zuckte mit den Schultern. "Ewigkeiten", lautete meine Antwort.
"Und weißt du, weswegen du hier eingesperrt bist?" Diesmal stellte Herr Aizawa die Frage. "Angeblich bin ich Kira..."
Zuletzt stellte Vater die Frage. "Und denkst du, dieser Verdacht ist berechtigt?"Ich schlug meinen Kopf auf den Tisch, die Kraft hatte mich verlassen. "Ich bin nicht Kira, verdammt nochmal", knurrte ich und unterdrückte die Tränen. "Ich will nur hier raus, Yoshiko in der Schule wiedersehen, Akio, Mutter wiedersehen!"
Die Polizisten sahen zum Lautsprecher hinauf. L legte seine Hand auf meine Schulter. "Du hast dein Bestes gegeben", sprach er leise."Ja, ihr dürft sie befreien", kam die erlösende Antwort von Near.
Vater atmete erleichtert auf und kramte einen Schlüssel aus seiner Tasche. Im Nu waren meine Hände von dem Metall befreit, ich war wieder frei. "Kommen Sie bitte alle noch einmal zu mir", sprach Near ein letztes Mal durch die Lautsprecher.Der Weißhaarige ließ einen Fuß vom Stuhl hängen, gedankenverloren zwirbelte er etwas kürzere Strähnen seines Haars. "Ryoko, du bist vorerst frei, jedoch werden wir dich beobachten. Wenn jemand fragt, wo du warst, sage bitte nichts vom Kira-Fall", erklärte er mir. Ich lächelte glücklich.
L hatte mir doch geholfen.
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Engel gibt es nicht | ᴰᵉᵃᵗʰ ᴺᵒᵗᵉ ᶠᶠ
FanfictionGerechtigkeit siegt immer, hatte mir mein Vater immer gesagt, und damit hatte er schon immer Recht gehabt. Aber was ist Gerechtigkeit? Was macht eine Handlung gerecht? Darüber hatte mein Vater nie näher nachgedacht. _________ ∆COVER BY @Miss_Skailla...