Π KAPITEL IX Π

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Die vergangenen Tage waren sehr eintönig gehalten: Schule, lernen, Menschen ins Death Note schreiben, so tun als würde ich lernen. Und noch hatte ich keine Ahnung, wie Near eigentlich vorgeht.
Ich könnte Light fragen, was Near früher getan hat, oder gar wie L vorgegangen ist, doch das würde ihn noch mehr beschäftigen. Die ganze Zeit war er nur noch am Nachdenken.

"Ey, Ryoko!"
Ich drehte mich zu Ryuk um und sah ihn müde an. "Du bist ja ganz schön beliebt, da verfolgt dich jemand."
Ich stand von meinem Schreibtisch auf und trottete zum Fenster. Tatsächlich: An einer Laterne gelehnt stand ein großer Mann mit blonden Haaren. Er sah nicht so aus, als wäre er von hier, und doch blieb er selbstsicher stehen.
"Ein Spion, denke ich Mal", murmelte ich und grinste. Light hatte auch einen FBI-Agenten umgebracht, ich sollte das doch auch schaffen. Light schien aber nicht ganz begeistert zu sein.
"Rester", knurrte er, dann formte sich sein Mund zu einem bösen Grinsen. "Er ist clever, er ändert nur seinen Nachnamen."
"Wie meinst du das?", fragte ich ihn.

"Ich kenne ihn unter Commander Rester, aber sein Nachname lautet nicht Rester."
"Wie dann?", fragte Ryuk, der sich wieder bis zum Fenster durch gedrängelt hat. Light schlug sich die Hand an den Kopf. "Guck doch selber nach."
Ich seufzte. Wird wohl doch nicht so einfach, den auszuschalten.
Plötzlich passierte etwas, mit dem ich nicht gerechnet hatte:
Ein schwarzes Auto hielt wenige Meter neben dem Mann, ein kleines, weißhaariges Kind und ein junger, schwarzhaariger Mann stiegen aus.
"Naiv!", brüllte Light und lachte. Er lachte laut, er klang wie ein Verrückter.
"Near, du bist nichts weiter als ein naives, kleines Kind."
"Der Kleine da ist Near?", fragte ich den Shinigami perplex.

Der Blonde zeigte hinauf zu meinem Fenster, die anderen folgten mit den Augen. Es schien, als würde Near mir direkt in die Augen starten. Sein Blick war kalt, emotionslos. Weder Freude, noch Feindseligkeit war in ihnen zu erkennen. Als er den Blickkontakt schließlich abbrach, war mir eines bewusst geworden.

Er verdächtigte mich, Kira zu sein.

Es ist wohl am nahestehendsten, schließlich war der erste Kira auch das Kind des Oberinspektors gewesen.
"Light, Ryuk, habt ihr Vorschläge, wie wir den da loswerden?", fragte ich und drehte mich um. Keiner der beiden Shinigamis waren mehr anwesend.
"Wo seid ihr denn bitte?", fragte ich in den Raum, noch immer keine Spur von Light oder Ryuk. Ich klappte das Fenster an und sah noch einmal heraus. Das Auto fuhr gerade davon, und hinterher flog Light. Dicht dahinter war Ryuk, der wohl versuchte, Light von der Verfolgungsjagd abzuhalten. Ohne Erfolg.
Amüsiert grinste ich, es sah einfach zu lustig aus.

"Near ist ein schlaues Köpfchen."
Ich erschrak und wirbelte herum. Über meine Schulter hatte der schwarzhaarige Fremde, Ryuzaki, gelugt, nun wich er zurück. Mit geweiteten Augen sah ich ihn an, musterte ihn von oben bis unten. Er hatte etwas von einem Engel, als würde ein Heiligenschein über seinem Kopf schweben und ihn von oben beleuchten.
"Wie lang stehst du bitte schon hier?", fragte ich in einem Atemzug.
"Das spielt keine Rolle. Eine Rolle spielt allerdings die Frage, warum Near gerade hier ist", sprach er und sah mich neugierig an.
Ich drehte mich um und schloss das Fenster wieder, sonst würden die Nachbarn noch denken, dass ich verrückt wäre.

"Mich interessiert eher die Frage, wie du hier reingekommen bist", meinte ich leise, ich hatte mich wieder ein wenig beruhigt. "Das ist nämlich Einbruch und Stalking, strafbar."
Ryuzaki lächelte nur und drehte sich zum Schreibtisch, der nun nicht mehr ganz so ordentlich war.
"Ich bin mir der Gesetzlage bewusst, ich war schließlich Detektiv", meinte er.

Light hat Recht gehabt. Und dank ihm bin ich die einzige lebende Person, die seinen richtigen Namen kennt.
"Du bist dieser L. L Lawliet."

Engel gibt es nicht | ᴰᵉᵃᵗʰ ᴺᵒᵗᵉ ᶠᶠWo Geschichten leben. Entdecke jetzt