Starligt

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,,My only friend was the man in the moon

and even sometimes he would go away, too"

Ruth B. (Lost Boy)

Ich schlug seine Warnung einfach in den Wind und begann panisch zu laufen, ohne den Blick von der Silhouette des Jungens zu wenden, die sich am Himmel abzeichnete. Ich lief so schnell,  dass sogar die Fee aus dem Fluss, Mühe hatte, mir zu folgen. Seltsam, dass sie so etwas überhaupt tat? Vielleicht einfach nur aus Dankbarkeit? Hinter mir konnte ich immer wieder ihr aufgeregtes Stimmchen hören, doch ich hatte keine Zeit dafür! Ich durfte Peter nicht aus den Augen verlieren! Schon wieder dieses hohe Klingeln, sofort bildeten sich Wörter in meinem Kopf: ,,Warte! Nun warte doch! Ich kann dir helfen! Ich kann dich fliegen lassen!"

Bei diesem letzten Satz blieb ich abrupt stehen, nicht nur, weil ich ,,ich kann dich fliegen lassen", verstanden hatte, sondern auch, da ich den Jungen plötzlich nicht mehr sah. Er war wie vom Erdboden verschluckt. Ich drehte mich zu der kleinen Fee um, die japsend bei mir ankam, da wurde ich auf einmal von hinten gepackt und gegen einen Baum gedrückt. Ich spürte die kalte Schneide eines Messers, das mir an den Hals gedrückt wurde. Dann sah ich wieder in diese zwei funkelnden grünen Augen, doch sie waren zu Schlitzen verengt.

Peter schaute mich wütend und durchdringend an: ,,Wie kannst du es wagen, mir nicht zu gehorchen und einfach zu folgen, obwohl ich dich sogar gerettet habe?!" Dann fügte er zischend und abfällig hinzu: ,,Oder ist das etwa ein Trick, um den Weg zu meinem Versteck zu finden? Bist wohl eine Spionen der Piraten hm?!" ,,Nein!", ich schnappte nach Luft...

Plötzlichen ein Rascheln, Peter drehte sich verwundert um, denn aus dem Gebüsch vor uns kletterte ein etwa zehnjähriger Junge hervor. Er hatte zerzauste blonde Locken und ein verschmitztes Grinsen im Gesicht. Als er sah, wie Peter mich bedrohte, blickte er erst verwirrt, aber dann jauchzte der Kleine: ,,Juhu! Peter hat Besuch mitgebracht!" Schon raschelte es in den Ästen und Zweigen und überall tauchten Jungs auf, alle mit löchriger Kleidung und schmutzigen Gesichtern, aber einem großen Lächeln auf den Lippen. Sie riefen alle fröhlich und laut durcheinander, während sie auf uns beide zu gerannt kamen. Ein besonders kleiner und frecher Kerl kletterte an mir hoch, sodass Peter gezwungen wurde, von mir abzulassen. Einige hatten die kleine Fee an meiner Seite entdeckt und staunten sie begeistert an. Es war das reinste Affentheater!

,,Stooooooooooooopp!", gellte plötzlich ein lauter durchdringender Befehl. Auf einen Schlag war alles still, so leise, dass ich meinen und Peters Herzschlag hören konnte, der noch immer dicht vor mir stand. Er war es auch gewesen, der gerufen hatte. ,,Sie ist kein Besuch und war auch gerade dabei zu gehen! Nicht wahr?", damit schaute der Junge mich barsch an. ,,Ja, ich gehe ja schon...", gab ich mich geschlagen. Peter Pan machte einen Schritt zurück, während die anderen Jungs mich traurig ansahen: ,,Was...? Aber..."

Doch ich trottete nur mit hängendem Kopf zur anderen Seite der Lichtung, um wieder im Wald zu verschwinden. Dabei spürte ich ein Brennen in meinen Augen und sah wie alles unscharf wurde und verschwamm. Dann kullerte mir eine Träne über die Wange.

Lost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt