Shootingstar

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Ich wusste nicht, wie lange ich nun schon oben auf dem hölzernen Balkon stand, den jemand am Stamm des alten Baumes befestigt hatte, den die Jungen als Haus benutzten. Ich starrte nur hinauf in den Sternenhimmel, der einzige Ort, an dem ich mich nicht einsam und alleine ohne Twinkle fühlte, denn es strahlten so viele Lichter zu mir herab, als wäre jedes der Lichter eine Fee. Wer weiß, vielleicht waren es ja auch die Feen und eine von ihnen war Twinkle, so musste es sein.

Plötzlich war da etwas warmes auf meiner Hand, die ich auf dem Moosbewachsenen Geländer abgelegt hatte. Es war Peters Hand, der auf einmal neben mir stand und eben so wie ich zu den Sternen aufsah. ,,Es tut mir leid!", sagte er. Stille. Dann wandte ich den Kopf in seine Richtung und antwortete: ,,Das muss es nicht, du kannst schließlich nichts dafür. Keiner kann das, es war ihr eigener Wille..." Aber Peter schüttelte nur den Kopf, sodass seine Harre hin und her wehten. ,,Nein, ich bin an allem schuld. Nichts hiervon wäre geschehen, wenn ich nicht so verdammt egoistisch und eingebildet gewesen wäre!"

Jetzt verstand ich überhaupt nichts mehr. Verwirrt sah ich in Peters leuchtend grüne Augen. Er machte einen Schritt auf mich zu, als wollte er mir erklären, was er meinte, doch dem war nicht so. Erschrocken wollte ich einen Schritt zurück machen, aber da war das Geländer in meinem Rücken und schon spürte ich Peters starke Arme, die mich umschlungen. Ich spürte seine Lippen auf meinen, doch es war kein Kuss wie aus diesen Filmen, wo man sich gegenseitig fast auffrisst, nein, es war ehr eine Zuflucht, eine Verbindung. Peter presste mich an sich, als wolle er mich nie wieder loslassen. Ich spürte, wie seine Finger sich in meinen Rücken bohrten, doch das machte nichts. Das war okay.

So plötzlich wie es begonnen hatte war es auch wieder vorbei und Peter machte einen erschrockenen Schritt nach hinten. ,,Es tut mir leid, alles tut mir leid, das wollte ich nicht!", beschämt sah er zu Boden, ,,Entschuldige, das war vielleicht etwas gelogen... ich glaube, es stimmt nicht ganz, dass ich es nicht gewollt hätte... aber ich hätte es trotzdem nicht tun sollen!" Ich schüttelte den Kopf: ,,Aber du musst dich nicht für den Kuss entschuldigen!"

Peter zuckte nur mit den Schultern und schaute weiterhin betreten zu Boden. ,,Gut Peter, was ist es dann?", fragte ich mit sanfter Stimme und legte einen Arm um den Jungen. Peter sah mir fest in die Augen und sagte: ,,Ich liebe dich! Und trotzdem habe ich dir dein Leben genommen... Ich habe es dir genommen, weil ich dich liebe!" Eine angenehme Wärme breitete sich in mir aus und durchflutete meinen ganzen Körper. Ich spürte ein angenehmes Prickeln in meinem Bauch und auf der Haut. ,,Ich liebe dich doch auch! Von ganzem Herzen und ich möchte nichts anderes, als für immer bei dir zu sein!", rief ich aufgeregt, aber Peters Reaktion, die meine Worte auslösten, ließ mein rasend schnell fliegendes Herz wie ein Stein zu Boden fallen.

Seine grünen Augen schienen glasig zu werden und Tränen rannen aus ihnen, seine wunderschönen Wangen hinab.

Lost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt