Nebula

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Es raschelte in den Büschen hinter uns, Tinkerbell klingelte erschrocken irgendetwas, das nur Peter verstand und schon waren sie überall. Sie trugen Tierfelle und jeder Pfeil und Bogen über der Schulter. Ihre Haare waren lang und zerzaust, einige mit Vogelfedern geschmückt. Ihre Körper sahen zwar menschlich aus, aber irgendwie waren sie keine... man schien ihnen ihr Inneres irgendwie von außen an zu sehen. Einer von ihnen ließ gerade den Bogen sinken, er war es wohl gewesen, der den Pfeil abgeschossen hatte, und kam ein paar Schritte auf uns zu. Er grinste und entblößte dabei ein richtiges Maul voller spitzer gelber Zähne, dabei konnte ich sein keckerndes Lachen hören. Das mussten sie sein, die Wilden.

Ich spürte erst, dass ich einen Schritt nach hinten gemacht hatte, als der Saum meines T-Shirts einriss, genau an der Stelle, wo mich der Pfeil getroffen hatte. Alle Krieger hatten mit ihren Bögen auf uns angelegt. Bewundernd beobachtete ich, wie Peter mutig die Arme hob und ohne das kleinste Zittern in der Stimme zu sprechen begann: ,,Wir kommen in Frieden! Ohne böse Absichten!" Damit zog er seinen Dolch hervor, kurz blitzte in den Gesichtern der Wilden Angst auf, doch als Peter die Waffe ihnen vor die Füße warf, lächelten sie und senkten die Bögen etwas.

Der, der den Pfeil geschossen hatte und offensichtlich ihr Anführer war, schien den anderen mit grunzenden Lauten Befehle zu erteilen. Daraufhin kamen einige von ihnen zu uns, um uns zu fesseln und uns auf weitere Waffen zu durchsuchen. Sie nahmen auch die Muschel an sich und bestaunten sie. Tinkerbell wurde unter wütendem Geklingel in einen Beutel gesteckt. ,,Wirklich, eine ganz tolle Idee von dir!", zischte ich Peter im Vorbeigehen wütend zu. Der nickte mir jedoch nur aufmunternd zu: ,,Mach dir keine Sorgen! Das wird schon! Ich hol uns da schon irgendwie raus..."

Am liebsten hätte ich ihm eine weitere vorwurfsvolle Antwort gegeben, aber jemand knuffte mich von hinten, um mich zum Schweigen zu bringen. Ich hatte aber nun wirklich überhaupt keine Lust gefressen zu werden! Während ich mir noch weitere äußerst unschöne Gedanken über mein weiteres Schicksal ausmalte, schleppten die Kannibalen uns mehr oder weniger durch den Wald. Das konnte ja wohl nicht Peters ach so schlauer Plan gewesen sein?! Einfach zu diesen Menschenfressern zu gehen und zu sagen: ,,Hey Leute! Na, gut gefrühstückt? Wir haben da übrigens so'n kleines Problemchen und jetzt zaubert uns mal schön die Fee aus der Muschel heraus!"... oder etwa doch?

Meine Gedanken wurden unterbrochen, als wir plötzlich vor einem aus Bambusstäben gebauten drei Meter hohen Art Zaun Halt machten. Ein Wachtposten ließ uns durch ein großes Tor hinein auf einen Platz mit auf Stelzen gebauten Bambushütten. Die größte von ihnen stand relativ zentral und genau in dieses wurden wir hinein geschubst.

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