Star veil

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Erschrocken sah ich Peter an, am liebsten hätte ich ihn umarmt und getröstet, aber da ich diese Reaktion nicht von ihm erwartete hatte, stand ich nur reglos und verwirrt da und starrte ihn an. Dann versuchte er, sich die Tränen aus dem Gesicht zu wischen und schaute mich mit großen Augen an.

,,Was ich damit meine ist, dass ich dir schreckliches Unrecht getan habe. Du musst wissen, dass ich dich eigentlich schon ziemlich langer kenne. Wir haben uns kennengelernt, da warst du gerade mal in der ersten Klasse. Wir haben gemeinsam gespielt und ich habe dir alle möglichen Tricks beigebracht, aber am liebsten bist du immer geflogen... immer nur wir zu zweit, denn die anderen konnten mich nicht sehen, denn sie haben nicht daran geglaubt... sie haben nicht an mich geglaubt...", Peter seufzte, ,,Man sagt, Sehen, heißt Glauben, aber eigentlich bedeutet Glauben auch Sehen! Wir waren die besten Freunde, nur für alle anderen schien es, als hättest du einen Unsichtbaren Freund. Zwar hast du die anderen immer wieder versucht, von mir zu überzeugen, aber deine Mitschüler haben dich nur ausgelacht. Irgendwann haben sich auch deine Eltern Sorgen gemacht, als du gegen Ende der Grundschule immer noch mit "Fantasie-Freunden" geredet hast."

Der Junge lachte leise und man konnte sehen, dass sein Blick nach innen gerichtet war, wie wenn man sich an etwas erinnert und sich das Bild vor Augen rief. ,,Also haben wir uns damals eine geheime Zeichensprache ausgedacht, so konnten wir in der Öffentlichkeit unauffälliger miteinander reden...", fuhr Peter fort. Fassungslos lauschte ich seinen Erzählungen, als der Junge erst schluckte und dann weiter sprach: ,, Du wurdest älter und als du nicht mehr das kleine viel jüngere Mädchen warst, habe ich mich schlussendlich in dich verliebt, doch ich hatte ein Problem, eine Angst die mit der Zeit immer größer wurde... du musst wissen, dass du nicht das erste Mädchen bist, in das ich mich verliebt habe..." 

Aus irgendeinem Grunde versetzte es mir einen Stich ins Herz. Aber das waren weniger Peters Worte, sondern ehr der sehnsüchtige Ton, den seine Stimme annahm, als er weiter von diesem anderen Mädchen sprach: ,,Sie hieß Wendy! Auch sie war eine Spielgefährtin von mir, doch in der letzten Nacht, ehe sie erwachsen werden konnte, sind wir zusammen nach Nimmerland geflogen. Sie hat es geliebt!... aber irgen...irgendwann wollte sie zurück, zurück nach Hause..." Er begann wieder zu weinen und ich wollte ihn wirklich trösten, aber ich konnte nur an diese Wendy denken.

,,Ich habe alles versucht, um sie zum Bleiben zu überreden! Aber Wendy wurde so traurig und lustlos, als wäre ihre innere Freude für immer erloschen, da habe ich sie zurück gebracht. Ich konnte es kaum übers Herz bringen, sie zu verlieren, sie erwachsen werden zu lassen! Und an diesem Tag habe ich mir geschworen, mich nie wieder zu verlieben!... Aber dann habe ich dich kennengelernt und meine eigene Vorsorge gegen den schrecklichen Schmerz meiner verlorenen Liebe sofort wieder vergessen! Als du dann aber immer älter wurdest und meine Angst immer weiter anstieg, ich würde dich verlieren, du würdest erwachsen werden, du würdest nicht mehr an mich glauben... da habe ich es nicht mehr ausgehalten!", fuhr er fort und endlich überwand ich mich und nahm Peter in den Arm.

,,Da habe ich dich alles vergessen lassen, damit dir nicht das selbe geschehen würde wie Wendy und ich habe dich einfach mitgenommen, nach Nimmerland"

Lost GirlWo Geschichten leben. Entdecke jetzt