Sparkling Star

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,,As we soared above the town that never loved me

I realized I finally had a family"

Ruth B. (Lost Boy)

Ich hatte gerade das Ende der Lichtung erreicht, da spürte ich eine Hand in meiner eigenen. Verwundert schaute ich in das Gesicht eines kleinen Jungens mit schwarzen Haaren: ,,Kannst du Geschichten erzählen?" Das verwunderte mich noch mehr. Tatsächlich war es eine meiner liebsten Beschäftigungen, mir Abenteuer auszudenken, die ich oder andere Personen erlebten, also sagte ich: ,,Ehm, schätze schon, ich weiß aber nicht, ob die so gut sind..." Meine letzten Worte gingen im lauten Jubelgeschrei der Menge unter. Schon drängten sich die Kinder hinter mich und drückten mich auf die andere Seite der Lichtung, zu einem riesigen Baum.

,,Aber!...", konnte ich Peter protestieren hören. ,,Komm schon Peter! Außerdem hat sie auch ihre Fee gefunden! Das wird bestimmt lustig! Vermisst du die Geschichten denn gar nicht?", fragte einer der etwas älteren. Interessiert betrachtete ich ihren Anführer, der nun zu Boden starrte und mit seiner linken Hand über seinen Nacken strich. ,,Na gut... aber nur,wenn ihre Geschichten spannend sind und nur für eine Nacht!", antwortete er entnervt, doch in seinen funkelnden Augen, konnte ich bei diesen Worten Freude sehen.

Bei diesem riesigen Baum, auf den die Jungs mich zu geschoben hatten, handelte es sich doch tatsächlich um ihr Versteck, denn er war von Innen hohl und geräumig. Durch mehrere Löcher im Stamm konnte man hinein klettern und fand sich darinnen in ausladenden Wohnräumen wieder. Die Wurzeln waren so groß, dass jede eine Art kleines Lager mit Bett und einer Deckenwölbung darüber darstellte. Außerdem hingen überall Hängematten herum und in der Mitte stand ein großer Tisch aus einem Baumstamm mit kleineren als Stühle darum herum. Hinter einem Vorhang schien es in einen weiteren Raum zu gehen, aber dorthinein wurde ich nicht geführt.

Alle Jungs waren gerade dabei, sich um den Baumstamm zu versammeln. ,,Essen!", riefen sie glücklich. ,,Was gibt es denn?", fragte ich neugierig mit knurrendem Magen. Ein kleiner mit großer Zahnlücke hielt mir etwas schleimiges entgegen: ,,Schnecken!" Beinahe hätte ich mich hier und jetzt übergeben, doch Peter nahm ihm lachend die Schnecke aus der Hand. Etwas besorgt beobachtete ich, wie sich die Jungs vor Holzschüsseln an den Tisch setzten. Peter hatte einen Thron ähnlichen Stuhl, der aus einer Wurzel gemacht war. Verwundert schaute ich zu, wie die Jungs sich etwas mit den Händen in den Mund schaufelten, aber da war nichts! Nichts, was sie hätten essen können! Einfach absolut nichts!

,,Komm schon! Sag bloß du willst keine Würstchen?!", forderte mich einer von ihnen auf. Sie waren verrückt! Allesamt! Peter schüttelte nur den Kopf und bedachte mich mit einem abfälligen Blick: ,,Vergiss es Oliver! Sie kann es nicht sehen!"

Was konnte ich nicht sehen? Etwa das Essen? Oliver forderte mich auf, mich neben ihn zu setzen. Er war tatsächlich nur ein wenig kleiner als ich. Dann deutete er auf eine große hölzerne Platte: ,,Was möchtest du haben? Lieber Kartoffelbrei oder einfache Salzkartoffeln? Und magst du Maiskolben in Butter gebacken?" Dabei bot er mir immer wieder von verschiedenen Tellern an. Da verstand ich endlich und plötzlich wurde alles sichtbar. Ich sah die Würstchen, die Kartoffeln, den Brei und noch vieles mehr! Sogar eine riesige Schokotorte! Aufgeregt und hungrig schaufelte ich mir die Köstlichkeiten in den Mund. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, dass Peter mich ungläubig betrachtete: ,,Sie kann es tatsächlich!"

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