Kapitel 46

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Fünf Po.V

Ich konnte einfach nicht einschlafen. Die ganze Nacht lang gingen mir Alicias Worte durch den Kopf und ihre Bedeutung.
„Freunde" Ich war für sie bloß ein Freund...
Ich schnaubte bitter und erhob mich von meinem Bett.
Nach allem was ich für sie getan hatte? Und sie merkte nichtmal, dass ich auf sie stand! Das war doch glasklar! Selbst ein Blinder würde es merken! Allein die Art wie ich mit ihr redete... Sonst redete ich mit niemandem so.
Bloß mit Vanya manchmal.
Aber auch das nur ganz selten.
Ich zog die Gardine zur Seite um einen Ausblick aus dem Fenster zu haben. Die Sterne schienen einen Kampf darum zu machen wer am hellsten strahlte und der Mond hing einfach mittendrin.
Manchmal fühlte ich mich wie der Mond. Bleich und farblos in dieser bunten Welt.
Unsichtbar als würde mich keiner bemerken. Egal wie viel ich auch versuchte niemand schätzte es...
Ich war ein Außenseiter.
Die einzigen Personen bei denen ich mich wohl fühlte und ich selbst sein konnte waren Alicia und Vanya...
Sonst vertraute ich niemanden.
Ich zog die Gardine wieder zu und legte mich zurück ins Bett. Auch wenn klar war, dass ich nicht mehr einschlafen würde, wäre es besser es wenigstens zu versuchen.

~~

Am nächsten Morgen weckte mich Klaus der mal wieder high war und sich bestimmt beim Zimmer vertan hatte.
,,Verdammt geh raus!" Entfuhr es mir und ich drehte mich zur anderen Seite. Ich hatte bis fünf Uhr morgens noch gelesen und hatte nur zwei Stunden Schlaf bekommen.
Dementsprechend konnte man sich vorstellen wie kaputt ich jetzt war.
,,Na dann. Ist ja nicht mein Problem, wenn du weggesperrt wirst." Hörte ich Klaus und konnte mir fast schon bildlich vorstellen wie er dazu mit den Schultern zuckte und schlendernd mein Zimmer verließ.
Genervt stand ich auf um mich fertig zu machen.
Wegsperren tat er eigentlich nur bei Klaus und Vanya. Wir anderen bekamen andere Strafen, aber was Klaus damit gemeint hatte war mir sofort klar.
Wir hatten schließlich alle eine unterschiedliche Sicht was die Strafen anging und Klaus nannte das nunmal wegsperren.
Schnell machte ich mich fertig um mich dann in den Essensaal zu den anderen zu Gesellen welche alle schon an ihren Plätzen standen.
Das Essen verging wie jedes andere mal auch. Vater hatte das Radio angeschaltet und seine Zeitung bereit gelegt und wir anderen alle hingen unseren eigenen Beschäftigungen nach.
Trotzdem war ich umso erleichterter als ich es endlich hinter mir hatte und machte mich dann direkt auf den Weg zu Alicia.
Was sie wohl gerade machte?
Naja, es war ziemlich früh daher befürchtete ich, dass sie schon wach war.
Und das sollte auch so stimmen. Bei ihr zu Hause waren alle Lichter ausgeschaltet und die Gardine zu ihrem Zimmer war zugezogen.
Ohne zu zögern klopfte ich an ihrem Fenster und nach einer Weile öffnete sie dieses auch endlich für mich.
Mir fiel sofort auf, dass ihre Augen rot und leicht geschwollen waren und ihre Haut bleicher als sonst. Sofort schrillten meine Alarmglocken.
,,Liz. Was ist los?" Fragte ich besorgt als ich durch das Fenster geklettert war und nun vor ihr stand.
Alicia schloss kurz ihre Augen und atmete tief ein und aus.
,,Du siehst echt nicht gut aus." Murmelte ich und legte ihr meine kühle Hand an die Wange.
,,Danke Fünf. Sowas sagt man auch ganz sicher zu einer Lady." Meinte Alicia müde lachend und auch mir Schlich sich jetzt ein leichtes Lächeln auf die Lippen.
Sie hatte ewig keine Witze mehr gerissen.
,,Es ist meine Mutter." Sagte Alicia dann und ließ sich auf ihr Bett sinken, das Gesicht in die Hände gestützt.
,,Anscheinend ging es ihr doch nicht besser. Sie- Sie ist... tot."
Meine Augen weiteten sich.
Ihre Mutter. Sie war tot? Was zur Hölle?! Da war ich einmal kurz nicht bei ihr und sofort passierte sowas!
,,Was? Aber... Das kann doch nicht sein!" Entfuhr es mir aufgebracht und ich konnte es einfach nicht unterdrücken einmal heftig gegen die Wand zuschlagen. Einfach um meine Verzweiflung auszudrücken.
Das Mädchen, das ich mochte war ein seelisches Wrack und verlor gefühlt jeden Tag jemanden, geschweige denn davon, dass sie mal unter Drogen gesetzt wurde und dann vergewaltigt...
Fassungslos lehnte ich mich gegen die Wand und fuhr mir durch die Haare. Heute Morgen hatte ich mir gar nicht die Mühe gemacht sie zu kämmen.
Umso schlimmer sah ich jetzt aus.
,,Die wollen das Jugendamt heute vorbei schicken. Um zu sehen ob hier jemand ist der auf mich aufpassen kann. Ich komme ins Waisenhaus Fünf." Sagte Alicia und am Ende brach sie in Tränen aus.
Ich ging zu ihr und nahm sie in die Arme.
,,Wir werden eine Lösung finden. Ich werde dich da schon irgendwie rauskriegen." Meinte ich fest entschlossen.
Ich würde den selben Fehler nicht nochmal begehen.
Ich würde sie nicht hergeben.

Number Five FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt