Zumutung

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,,Geht es dir nun besser?"
Fragte er besorgt.

,,Ja!"
Freudig sprang ich auf und fiel ihm in die Arme.

Ich drückte ihn fest an mich, wirklich fest. Meine Dankbarkeit ihm gegenüber konnte ich kaum in Worte fassen oder verbergen. Ich hatte meine Gesundheit wieder, meine Stärke, einfach alles! Darüber freute ich mich wirklich sehr.

,,Aber, was hast du gemacht?"
Ich ließ ihn los.

,,Ach nichts."
Lächelte er mich komisch an.

Hinterfragen wollte ich diese ganze Sache nicht. Hm komisch, er machte plötzlich einen anderen Eindruck auf mich. Der ist ein wandelndes Mysterium, mehr sogar. Ein wandelndes zweites Universum. Da weiß man schließlich auch nicht was vor sich geht - ach, wem mache ich hier eigentlich was vor? Ihm schon mal nicht, mir schon. Wären meine Eltern doch bloß zuhause, oder zumindest seine. Ich wollte mit ihm nicht alleine sein.

,,Wann kommen unsere Eltern wieder?"
Fragte ich entspannt.

,,Wenn ich das nur wüsste, keine Ahnung. Du sag mal Stefanie, hast du eigentlich einen Freund?"

Was sollte den die Frage jetzt plötzlich? Aber warte das war meine Chance ihm einen Strich durch die Rechnung zu machen!

,,Ja."

,,Warum lügst du mich an?"
Kam plötzlich von ihm, er ließ mich mein Ja nicht mal zu Ende aussprechen.

,,Warum fragst du wenn du die Antwort sowieso weißt? Woher auch immer..."
Ich wurde skeptisch.

Dieser Kerl war eine Zumutung für mich und alle anderen. Wenn meine Eltern davon wüssten, dann würden sie sofort nachhause fahren. Das war mein größter Wunsch, endlich nachhause zu fahren. Doch sie würden mir kein Wort glauben und Bill würde sicherlich alles abstreiten.

,,Ich fragte dich damit ich mal sehen kann, ob du ehrlich bist oder nicht."

,,Was hat das denn mit ehrlich zutun? Irgendwie bist du komisch Bill. Es geht dich nichts an ob ich einen Freund habe oder nicht."
Ich sah ihn an.

,,Das ist also der Dank dafür das ich dir dein Leben gerettet habe? Aber gut wenn du meinst."
Er zuckte wütend mit den Schultern und kam näher an mich.

Zu meinem Glück klingelte es gerade unten an der Tür. Dieses Geräusch war das schönste was ich heute hören konnte. Meine Rettung! Meine Rettung naht.
Ich eilte hastig zur Tür, doch Bill musste mich wieder ohne Worte nach hinten ziehen.

,,Kein Wort zu dem was heute passiert war."
Er starrte in meine Augen.

,,Hä? Aber meine Eltern werden bestimmt fragen was wir gemacht haben?"

,,Dann denk dir etwas aus. Ich behalte dich im Auge."
Bill zeigte auf mich und ging aus meinem Zimmer.

Er ging schnell die Treppen hinunter und ich stand angewurzelt mit offenem Munde da. Was soll ich jetzt bloß machen? Der hat es doch haarscharf auf mich abgesehen. Bestimmt. Er behält mich im Auge na sicher doch, er hat ja sonst nix besseres zutun. Vielleicht hat er Depressionen, oder irgendwas.
Ich ging ihm schnell nach, unten kamen meine und seine Eltern im Flur an. Er grinste alle an, ekelhaft dieses künstliche Lächeln. Einfach nein.
Als ich das sah verging mir die Freude und ich ging sofort wieder in mein Zimmer. Dort blieb ich an meinem Fenster stehen und starrte hinaus. Wieder wurde es langsam dunkel draußen und es schneite.

Ich war sauer. Aber der soll abwarten irgendwann räche ich mich - vielleicht ja sogar schon bald.
Wie ein Versager musste ich schlucken und hätte ihn am liebsten zermalmt. Ging aber nicht - immerhin rettete er mir das Leben. Man, hätte er mich doch bloß sterben lassen, im Ernst. Nein! Er wollte sehen wie ich leide. Oh man war ich sauer.

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