Leben unter Zwang

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Plötzlich kam er wieder die Treppen hoch.
Wütend drehte ich mich um und hätte ihn am liebsten geschlagen, doch es war meine Mutter.
Sofort lachte ich und tat so als wäre nichts gewesen.

,,Na Stefanie? Wie war euer Tag?"
Fragte sie.

,,Normal, haben nichts besonderes gemacht. Und ihr?"

,,Wir waren in der Stadt bummeln, haben aber so richtig nichts gefunden. Naja, ich gehe runter zu den Erwachsenen, kommst du später nach? Es gibt bald Essen."

,,Klar."
Lachte ich meine Mutter an.

Sie ging wieder runter. Puh, dass war knapp. Sehr knapp sogar. Nach 2 Minuten erneutem Nachdenken hörte ich wieder Schritte die Treppe raufkommen. Es war Bill, ich sah wie er angeekelt in sein Zimmer rannte und die Tür schloss. Ha! Ich ging ihm langsam nach und klopfte an seiner Tür. Er sagte nichts, ich ging trotzdem rein. Hinter mir schloss ich die Tür und sah ihn, wie er verstört auf seinem Bett saß.

,,Was ist denn los?"
Fragte ich so tuend als wäre ich besorgt um ihn.

,,Heute gibt es irgendein Gericht zum Abendbrot mit Knoblauch...Ekelig. Ich hasse Knoblauch wie die Pest."
Er schüttelte angeekelt den Kopf.

,,Knoblauch ist doch super lecker! Da esse ich auf jeden Fall mit."
Knoblauch war wirklich lecker. Ich liebte es.

,,Nein? Du wirst nicht mitessen."
Befahl er.

Was stimmt denn mit dem eigentlich nicht? Seine Mutter war zwar sehr nett aber sie sollte besser auf ihre Brut aufpassen.

,,Ich esse mit, Knoblauch ist total lecker und wenn du das nicht magst ist das nicht mein Problem! Ich esse da mit und wie ich da mit essen werde."
Langsam machte es mir Spaß ihm blöd zu kommen und mich gegen alles was er befahl zu weigern.

Plötzlich stand er von seinem Bett auf und packte mich im Kragen, meinen Mund hielt er mir auch zu. Er hielt ihn mir fest und unsanft zu, es tat ein bisschen weh. Okay langsam bekomme ich echt Angst. Das Gefühl nicht um Hilfe schreien zu können machte mir erst recht Angst. Doch ich wusste mir zu helfen - mit Hilfe meiner Gedanken.
Irgendwann komme ich hier raus, Knoblauch ist seine Schwäche. Ich werde Knollen finden und sie überall in meinem Zimmer aufhängen. Sollen mich alle anmeckern, dass wird besser auszuhalten sein als das hier. Dann bin ich den wenigstens los.

Ich zappelte wild umher doch konnte keine Laute machen, er drückte mir die Luft zu sehr ab. Hätten das meine Eltern doch gesehen. Doch sie kamen nicht - das Gelächter von allen war bis oben zu hören, außerdem hörten sie Schlager. Selbst wenn ich geschrien hätte hätte es nichts gebracht.
Bill sah mir böse in die Augen, als hätte er einen Plan, oh mein Gott. Diesen Blick nehme ich mit ins Grab, den werde ich mein ganzes Leben lang nie wieder vergessen. Diese ganze Person werde ich nicht vergessen, diese ganze Angst.

Er hatte mich in der Hand, war ich von jetzt an in seiner Gewalt? Anscheinend schon. Seine Hände waren kalt, sie hatten Minusgeraden. Wie konnte so etwas sein? Ich kannte mich zwar nicht gut mit Temperaturen aus, aber meine Eltern und ich waren mal in der Mitte Russlands. Dort waren es -45° kalt. Diese Kälte hatte sein ganzer Körper, er war ein reiner Schneemann. 
Bitte kommt doch einer von euch hoch! Er sah mir in die Augen ohne etwas zu sagen. Die Stille war furchtbar. Ich wusste nicht was als nächstes passierte. Das Schneegestöber von draußen war leise zu hören und knallte an seine Fensterscheiben.

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