Der Brief

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Verzweifelt wartete und wartete ich, ab und zu hörte ich unsere Eltern unten rätseln was mit Bill los sei. Ich beschloss mal nach ihm zu sehen, draußen begann es dunkel zu werden. Doch man konnte immer noch den Weg vor Augen sehen wie es hieß.
Ich ging aus meinem Zimmer und klopfte an seine Tür, keine Antwort. Das war üblich für ihn, doch als ich hineinging war er fort.
Erschrocken ging ich hinein, sein Bett war ordentlich gemacht. Auf seiner Decke lag ein weißer Brief, geschrieben von Hand. Er war für mich, ich erkannte meinen Namen. Voller Schrecken nahm ich ihn in die Hand.

Liebe Stefanie,
wenn du dies ließt, werde ich weg sein. Für immer, ich kann es nicht länger ertragen mit einem Fluch zu leben. Ich will sterben, doch ich kann nicht. Man machte mich zu einem unsterblichen Wesen. Ich will nicht das du miterlebst wie ich immer weiter innerlich sterbe. Ich kann das nicht mehr länger, meine Seele schreit nach der ewigen Ruh. Es gibt nur eine Möglichkeit dies zu beenden. Komm zum See wenn du noch einmal mit mir sprechen willst. Wenn ich bis dahin noch nicht schon tot bin.
Bis dann, lebe wohl.
Bill

Oh mein Gott nein! Das kann er unmöglich ernst meinen! Ich musste sofort handeln. Ohne zu überlegen rannte ich die Treppen hinunter und zog mir meine Schuhe rasend an. Meine Jacke vergaß ich in der Aufregung, als ich hinaus stürmte hörte ich meine Mutter noch rufen: Stefanie wo willst du hin?! Doch das war mir in diesem Moment einfach egal. Ich rannte zum Stall und holte mir das weiße Pferd hinaus, auf dem ich das Reiten von Bill gelernt hatte. Ich vergaß leider seinen Namen.
Durch das schnelle Rennen wurde mir warm, also halb so schlimm.

Es hatte keinen Sattel, also stieg ich ohne Sattel auf. Auch Zügel hatte es nicht, bestimmt konnte ich das auch so. Ich ritt los und hielt mich am Hals des Pferdes fest, trotz der Geschwindigkeit fiel ich nicht hinunter. Ich ritt den selben Weg entlang wie Bill mit mir als wir zum See geritten sind. Bald war ich da! Nach ein paar Minuten ritt ich durch den Wald, die Mähne des Pferdes flog im Wind.
Als ich den See von Weitem sah, sah ich auch Bill. Er saß auf einem Steg der in den See führte. Hastig ritt ich auf ihn zu, als ich da war hoffte ich das es noch nicht zu spät war.

Er schenkte mir keine Aufmerksamkeit was mich stutzig machte. Ich sagte dem Pferd das es anhalten sollte - ohne große Probleme tat es dies. Ich stieg ab und eilte schnell zu ihm hin.

,,Bill!"
Ich rannte auf den Steg.

Er stand auf. Wieder lief seine Schminke an ihm hinunter wie ein schwarzer Wasserfall.
Der See...Immer noch pechschwarz. Bill hielt seine Hände vor die Augen, es wurde plötzlich dunkel. Der Abend brach an.

,,Bill!"
Rief ich erneut.

,,Stefanie, sieh mich nicht an."
Er schüttelte mit dem Kopf.

,,Wieso nicht? Was willst du mir sagen? Was hat es mit diesem Fluch auf sich?!"

,,Na gut. Wenn du es unbedingt wissen willst."
Er nahm seine Hände weg und sah mich an.

,,Oh mein Gott."
Stotterte ich.

Er hatte rote Augen. Also seine Augenfarbe war nicht mehr braun, sondern blutrot.
Das kann nicht sein, nein! Unmöglich nein.

,,Ich bin unsterblich, spürte keinen Schmerz, bis du gekommen bist. Stefanie ich bin ein Vampir, ein Vampir dessen Leid niemals enden wird."
Seine roten Augen sahen mich an.

,,Bill nein! Das ist doch nicht schlimm! Hättest du mir früher etwas davon gesagt dann... naja."

,,Nein. Außerdem ist heute Heiligabend. Geh nachhause, verbringe Weihnachten mit deiner Familie. Ich werde nicht mitkommen, ich werde nie wiederkommen. Außerdem fahrt ihr morgen nachhause, noch ein Grund nicht mehr zu leben."
Er sah auf den See hinunter.

,,Ich werde in den See springen. Ich möchte sterben."
Flehte er mich an.

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