Rotes Grauen

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Ich zappelte weiter, Bill interessierte dies wenig. Er blieb weiterhin vor mir sitzen mit seinem kleinen Kästchen. Je mehr ich mich versuchte loszureißen desto mehr tat es weh. Die Kabelbinder hinterließen blutige Einkerbungen an meinen Handgelenken. Alles war rot, weh tat es nicht mehr besonders. Bestimmt wurden die Stellen betäubt von meinem Körper.

,,Bill mach mich los!"
Ich versuchte mich nicht mehr loszureißen, meine Handgelenke sahen dafür zu schlimm aus.

,,Was ist in deiner Kiste drin?"
Fragte ich verzweifelt.

,,Klingen."
Er öffnete sie.

Es waren wirklich Klingen, silberne Rasierklingen die mörderisch scharf aussahen. Mensch, der steht mit seinen komischen Gedanken aber auch echt auf Messers Schneide. Die Frage ist nur, was hatte er damit vor? Oh man wenn er mir irgendwas antut dann werde ich so schrill um Hilfe schreien wie noch nie. Doch es schien zum Glück nicht so, im Gegenteil. Er hielt eine vor seinen Augen und starrte sie an, dabei drehte er sie ein wenig zwischen seinen Fingern.

,,Was hast du vor mit diesen Klingen?"
Ich atmete schwer, vor Angst.

Einen Bart hatte er nicht, also dass war schon mal ausgeschlossen. Aber klar, man hat ja einfach so Klingen. Hab ich auch zuhause muss ich zugeben liegen ganz groß auf meinem Tisch rum - Was mache ich hier eigentlich?
Bill nahm die Klinge wieder runter und schaute sie weiterhin an, als würde er sie studieren.

,,Ich werde mir deinen Namen in meinen Arm ritzen."
Während er das sagte sah er mich an.

,,Wie bitte? Nein lass das! Das tut doch weh, und außerdem wieso willst du meinen Namen ewig in Narben bei dir tragen?"

,,Weil ich es so will und es mein Körper ist. Du bist angebunden und kannst es nicht verhindern. Also sei einfach leise und genieße den Moment."
Er schloss seine Augen.

Es schien als wäre er im siebten Himmel, in einer ganz anderen Welt. Bestimmt war er dort nicht alleine, sondern mit mir. Bill atmete kurz laut und öffnete dann wieder seine Augen. Hoffend das er mich nicht auf seinen Arm verewigt sah ich in seine Augen. Na gut, lieber er verletzt sich als mich. Mist was denke ich denn da! Niemand soll sich verletzten. Auch er nicht. Es blieb für immer.

,,Nein hör auf! Es bleibt für immer!"
Aus Versehen versuchte ich mich wieder loszureißen.

Ohne Erfolg - meine Handgelenke schmerzten plötzlich extrem stark. Aua aua tat das weh.
Es blutete viel und lief an meinen Armen entlang. Auf den Boden tropfte es nicht, es trocknete an meinen Armen und blieb kleben. Ich hatte das Gefühl das es nie wieder abging - hoffentlich täuschte mich dieses Gefühl.
Bill setzte die Klinge an seinem linken Unterarm an und begann, meinen Namen Buchstabe für Buchstabe in sich zu ritzen. Fühlte er überhaupt Schmerz? So wie er aussah nicht. Er fühlte sich noch gut dabei wie er immer wieder neu ansetzte.
Er drückte fest auf und schien es ab und zu mit geschlossenen Augen sogar zu genießen.

Auf seinem Arm entstand mein Name. Blutig, tief, schmerzhaft. Ich glaube nicht das er dabei Schmerzen gespürt hat. Er hat für mich kein Herz - keine Gefühle, keine Seele. Keine Hemmung, keine Freude, keine Liebe. Zu sehen wie ich nun auf seinem Arm stand raubte mir den Atem.

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