Die Veränderung

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Wochen später...

Es vergingen Wochen, und es hatte sich einiges geändert. Ich lernte das Reiten ein bisschen, wurde nicht mehr vom Pferd runtergeschmissen. Bill brachte es mir bei, darüber freute ich mich. Also ich freute mich das ich es mit Mühe geschafft hatte zu lernen, nicht das er mein Lehrer war.
In seinem Buch habe ich nie wieder gelesen, dass war die beste Entscheidung die ich hier vielleicht traf.

Es war heute der 23. Dezember. Morgen war Heiligabend, und nach Heiligabend sollte es dann endlich nachhause gehen. Mein Glück, meine Sehnsucht, das Erfreuen meiner Seele könnte nicht größer sein. Ich wurde fröhlicher im Innern bald wieder alleine in meinem Zimmer zu sein, eben zuhause zu sein. Ohne Angst schlafen zu können und vor allem keinen dunklen Gesellen als Zimmernachbar zu haben. Meine Eltern bekamen von Allem nach wie vor nichts mit.

Alles blieb zwischen Bill und mir geheim. Gegen meinen Willen ich kannte dies ja. Er tat mir in den vergangen Wochen zum Glück nichts mehr an, körperlich jedenfalls nicht. Dafür psychisch. Er sagte immer er würde mich irgendwann umbringen, auf recht unschöne Weise. Ich verlor meinen Glauben an seinen Aussagen, denn ich war mir sicher das er dies niemals tun würde. Also ließ ich mir das gefallen ohne schlechtes Gewissen.
Meine Narben an meinem Arm heilten ein bisschen ab, mit der Hilfe von Salbe konnte ich sie beinahe vollständig beseitigen.

Bill hingegen ritze sich jeden Tag neu. Jeden Tag saß er alleine in seinem Zimmer, zog die Klinge über seinen Arm. Die Buchstaben von meinem Namen sollten auf ewig in ihm bestehen bleiben.
Natürlich heilten sie, doch das ließ er nicht zu. Warum auch immer - ich wusste es nicht.
Tag für Tag sah ich ihn durch einen Türspalt in seinem Zimmer sitzen, einsam und alleine.
Mit der Klinge in der Hand, und vielleicht auch Tränen im Auge.

Ich konnte mir nicht erklären als ich ihn weinen sah, wie er das schaffte. Wenn man weint vergießt man Tränen, Tränen bedeuten Traurigkeit. Und Traurigkeit ist ein Gefühl, und ich dachte er hat keine Gefühle. Hat er in meinen Augen auch nicht.
Doch er weinte viel, oft und lange. Lautlos, still, als hätte er jeden um sich herum vergessen. Oft sah ich sogar wie seine Schminke an seinen Wangen hinunterlief. Wie es auf seinen Arm tropfte und auf seinem Gesicht trocknete.
Einmal sah ich ihm sogar mal dabei zu, wie er vor seinem Schrank saß mit angewinkelten Beinen.

Dabei ließ er seinen Kopf zur Seite sinken mit geschlossenen Augen. Seinen blutigen Arm werde ich niemals vergessen. Das alles hier werde ich niemals vergessen. Morgen war Heiligabend, und ich wusste nicht wie ich das feiern sollte.
Wollte ich es überhaupt feiern? Keine Ahnung. Ich wurde selber traurig mit der Zeit, ohne Grund.
Einfach ohne jeglichen Grund, doch geweint habe ich nie.

Generell weinte ich nicht oft. Wenn ich mal Tränen vergoss musste es schon sehr schlimm sein.
Ab und an sah ich auch, wie Bill viele Zeilen in sein Buch schrieb. Lange Sätze, in schwarz.
Oftmals 2 Seiten voll, er saß meistens einen ganzen Abend an seinem Buch. Er laß sich sein Geschriebenes ebenfalls oft durch, dachte viel darüber nach.

Seine mit Mühe geschrieben Zeilen waren in diesem Moment nicht für meine Augen bestimmt. Das konnte ich spüren. Ich wollte auch gar nicht mehr in seinem Buch lesen. Bald war ich fort, was machte er dann? Ihn traurig zurückzulassen wollte ich auch nicht, allerdings darf ich nicht vergessen was er mir antat.

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