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„Was hast du jetzt vor? Hey, bleib' doch hier. Ich bin hier." Oliver traut sich nicht, Jakub davon abzuhalten, zu den lauten Jungen hinzugehen. Sie könnten auch achtzehn Jahre alt sein – er kann es schlecht einschätzen. „Mann, Jakub. Ignorier' die; die machen das fast immer."

Die Drogen sorgen dafür, dass er nicht mehr auf die Stimme der Vernunft hört, die ihn inzwischen anschreit und von ihm verlangt, dass er unverzüglich aufhören soll. Der Verstand wird von diesem hinterlistigen dicken Nebel eingehüllt, und die Augen haben nur die zwei Jugendlichen im Fokus.

„Und? Machste das jetzt oder muss es erst 'ne blutige Lippe werden?" Der Rothaarige der beiden hat ihr das Handy abgenommen. „Alter, wie blöd muss man sein, um keinen PIN zu erstellen? Meine Fresse, du bist echt die dümmste Person, die mir unter die Nase gekommen ist."

Das Mädchen, sichtbar kleiner und unterlegener, wehrt sich vergeblich. Sie macht sich klein, als der Freund des Rotschopfes sie an die verglaste Wand drückt und ihr etwas zu murmelt. Jakub kann nur mäßig die Gefühle interpretieren, sobald er unter dem Einfluss seines Engels steht. Aber sie hat Angst, sehr große sogar.

„Alter, ist ja heftig." Der andere starrt erstaunt auf das Display. „Wusste gar nicht, dass du solche Fotos von dir machst. Geile Sache." Es ist dieses widerliche Funkeln in seinen Augen, das Jakub zu ihnen stoßen lässt. Ohne darüber nachzudenken, packt er die Schultern des aktuellen Peinigers und reißt ihn ohne Schwierigkeiten von dem Mädchen los. Sie mögen beide größer sein als er, doch Jakub weiß, wie er vorzugehen hat. Er lässt sich von der Größe nicht einschüchtern.

„Ihr seien echt die größten Deppen, die mir seien jemals untergekommen", eröffnet Jakub das Gespräch und hält sich mächtig zurück, sich nicht abrupt auf die beiden zu stürzen. „Ein Mädchen verprügeln, das können sich nicht 'mal verteidigen? Das seien verdammt armselig." Er grinst gefährlich los, als der Rotschopf sich vor ihm aufbaut. Das Mädchen wispert ihm panisch zu, dass er verschwinden solle. Der Pole schüttelt langsam den Kopf. „Warum auch? Jetzt, es werden besonders interessant."

„Was mischt du Arsch dich eigentlich ein?" Er kommt ihm sehr nahe. Jakub könnte mit Hilfe eines festen Griffes um den Hals und einem gezielten Tritt in den Bauch den Kerl zu Boden zwingen. „Hast du keine eigenen Probleme oder stehst drauf, wenn man dir die Fresse poliert, hm?" Er stößt Jakub fest zurück – nur kann dieser sich geschickt fangen. „Von 'nem bescheuerten Kleinkind lass' ich mir nichts sagen. Verpiss dich oder du kriegst ein paar Geschenke von mir."

Der Blonde hat derweil das Smartphone des Mädchens in die Jackentasche geschoben. Er hat erkannt, dass er seinem Freund Unterstützung leisten muss. Er tritt an die linke Seite von ihm.

„Hab' ich richtig hingehört? Erik, lass' ihn – der kriegt's ja noch nicht 'mal gebacken, ordentlich zu reden und ganz ehrlich", er lässt den abschätzigen Blick über Jakub schweifen, „der Zwerg ist's nicht wert. Der kann noch nicht 'mal richtig sehen."

Zwerg. Jakub verengt die Augen und verzieht ein wenig den Mund. Eine Bezeichnung, die ihn über all die Jahre keine Freude bereitet hat. Wie oft ist er vor Wut ausgebrochen, nachdem seine ehemaligen Leute ihn damit aufgezogen haben? Seine Aussprache ist noch nie die beste gewesen; darüber schert er sich nicht. Aber Zwerg ... Er ballt die rechte Hand zur Faust.

„Ach, kannst das nicht hören?" Der Rothaarige lacht hämisch und setzt zu einem Schlag an. Noch offensichtlicher kann er einen Schlag nicht beginnen – beim nächsten Mal sollte er sich ein Schild um den Hals hängen, das jedermann vorwarnt. „Dass du so'n kleiner behinderter Zwerg bist? Ich zeig' dir mal, was man mit Leuten macht, die meinen müssen, ihre Scheißnase in die Angelegenheiten anderer stecken zu müssen."

„Ich werden dir zeigen, was ich werden machen mit Nase von dir", knurrt Jakub und bekommt den Arm seines Gegenübers zu fassen. Eine geschickte Drehung und eine sehr schnelle Bewegung, und der Kerl liegt mit dem Rücken auf dem Boden. Er hat die Augen förmlich aufgerissen und scheint für ein paar Sekunden wie paralysiert zu sein. Ein entscheidender Fehler, den Jakub ganz am Anfang selbst oft begangen hat. „Und niemand nennen mich Zwerg. Vor allem nicht du!"

Ein Atemzug entfernt IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt