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„Herzlich willkommen in meiner kleinen, aber feinen Trainingshalle. Du hast hier alles, was du fürs Nahkampf und für den Waffenumgang brauchst." Jakub ist mit dem Rücken voran in die beeindruckend ausgestattete Halle gegangen. Er hält den Blick zu seinen Begleitern aufrecht. „Ob du Gewichte stemmen oder auf einen Sack einschlagen willst; hier geht alles." Ein Hindeuten zu den hinteren Räumlichkeiten. „Da hinten, wo die vier Türen sind, habe ich jeweils ein Schlafquartier eingerichtet. Alles Nötige ist dort vorhanden." Eine Sache ist ihm soeben eingefallen. „Toiletten gibt's zwei. Jeweils hier", Hinzeigen zu der linken Wand, „und dann da." Die gegenüberliegende Seite. „Es ist also für alles gesorgt." Das Wesentliche gibt er an Sarah weiter. Sie teilt ihm mit, unweigerlich eins dieser Quartiere aufzusuchen – Oliver sei ziemlich müde. „Ist okay. Dann, wir hören und sehen uns morgen." Jakub fängt sie ab, schiebt die Hände um ihre schlanke Taille und holt die Brünette in einen liebevollen Kuss.

„Bleib' nicht mehr so lange wach", rät sie ihm lächelnd und legt die rechte Hand auf seine Wange. Auch auf seinen Lippen bildet sich ein glückliches Lächeln. „Du kommst sonst nicht rechtzeitig aus dem Knick." Dass die Nerven so empfindlich reagieren, hat Jakub lang nicht mehr erlebt.

„Ist versprochen", erwidert er etwas amüsiert. Wieder ein Kuss. „Ich gehen später ins Bett. Noch, ich bin nicht müde." Ein flüchtiger Blick zu Oliver. Der Junge ist still geworden. Manchmal reibt er sich mit einer Hand über die Augen oder gähnt. „Und du schlaf' gut, kleiner Mann. Immerhin, hier werden niemand herkommen. Jetzt, ich bin da." Jakub lässt Sarah los und streicht ihm durch das wuschelige Haar.

„Ganz, wie du meinst." Sarah sammelt die Tasche vom Boden auf und hebt Oliver mühelos hoch. „So, mein kleiner Kämpfer. Zeit, ins Bett zu gehen, hm? Du schläfst mir nämlich schon ein." Er beobachtet die Szene. Oliver ist nicht einmal mehr imstande, etwas zu sagen. Er hat den Kopf auf ihre Schulter gelegt und die Augen geschlossen. „Gute Nacht, Jakub."

„Wünschen ich dir auch, meine Liebe." Ehrlich gemeinte Worte, aufbauend auf wahre Emotionen. Jakub wartet, bis sie eines der Quartiere aufgesucht hat. Das erste. Er müsste es später Jevhen und Sasha mitteilen, nicht, dass die beiden sie unangenehm überraschen. „Gut, dann hätten wir jetzt Zeit für uns. Es sei denn, ihr beide wollt ebenfalls schlafen gehen. Dann können wir die Runde auf morgen früh verschieben." Jevhen inspiziert die Waffen, die Jakub aus der provisorischen Garage mitgenommen hat. Manchmal zerlegt er die Pistole und prüft kritisch die Bestandteile. Selbst Sasha kann die Neugier nicht mehr verbergen und streift nahezu lautlos an den Regalen vorbei, die allerlei Dinge enthalten. Von Putzzeug bis Ersatzteile oder gar achtlos verstaute Waffen; hier gibt es nichts, was fehlt. „Also? Wie sieht's aus?" Er stimmt eine entspannte Note an.

„Wie bitte? Ich habe gerade nicht hingehört", gesteht Jevhen ungeniert und platziert das Griffstück auf das ölverschmierte Tuch.

„Nehme ich dir nicht übel." Jakub nähert sich ihm. Dass Jevhen sich in der Ladeecke aufhält, überrascht ihn minder. „Ich habe wissen wollen, wie dein jetziger Werdegang aussieht. Möchtest du dich schlafen legen oder hast du noch Power, um etwas wachzubleiben? Ich weiß, dass ich in ein paar Stunden ins Bett gehe."

Der Ukrainer beginnt, die Pistole zu reinigen. Führt eine weißliche Kordel in das Rohr ein. Dieses Procedere führt er wiederholt aus.

„Das fragst du einem Händler, der die Nacht zum Tag gemacht hat? Also bitte. Ich dachte, dass Larkin dir in diesem Punkt ein paar Dinge klargemacht hat." Ein leises Gelächter von ihm. „Sobald du entscheidest, dich schlafen zu legen, werde ich es ebenfalls tun." Diese Routine fasziniert Jakub ein wenig. „Also, sag' an. Was hast du morgen vor?"

Jakub lehnt sich rücklings an den hüfthohen Tisch, stemmt eine Hand auf die Oberfläche und sieht manchmal zu Sasha, der die kleine Messersammlung gefunden hat. Er hat ein schwarzes an sich genommen. Berührt mit dem Zeigefinger die gefährlichen Zacken auf Höhe des Griffstücks. Drei sind es, drei große. Selbst die Klinge, zu der Spitze hin schmaler werdend, krümmt sich sehr leicht, sodass ein winziger Haken entstanden ist.

Ein Atemzug entfernt IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt