Ein Atemzug entfernt II

V

Vorspann:

Die nachfolgend eingestellte Mitschrift gibt den Verlauf der Hauptverhandlung am 12. 12. 2022 (dem 11. Hauptverhandlungstag) im Wesentlichen korrekt wieder. Sie enthält die Aufzeichnungen, die unsere Kollegin Elsa Hölser während der Hauptverhandlung simultan auf ihrem Laptop verfasst und anschließend nachkorrigiert hat. Leider komme ich zurzeit nicht dazu, die Mitschrift an diesem einen Verhandlungstag noch einmal mit unseren Aufzeichnungen und unserer Erinnerung abzugleichen und aus den – zum Teil nur in Stichwörtern vorhandenen – Aufzeichnungen einen sauberen Fließtext zu erstellen (Wie ich es mit den anderen Mitschriften der Kollegin Hölser gehandhabt habe). Inhaltsangaben aus dieser Mitschrift dürften also problemlos möglich sein, bei wörtlichen Zitaten würde ich jedoch eine gewisse Vorsicht walten lassen. Nahezu authentisch, da doppelt geprüft, sind die übrigen veröffentlichten Mitschriften. Absolut authentisch sind die Mitschriften vom 3., 5. und 10. Hauptverhandlungstag, die ein professioneller Stenograph, Prof. Dr. Hannes Wolff aus Aachen, gefertigt hat. Prof. Dr. Wolff war langjährig als Stenograph beim Nordrhein-Westfälischen Landtag angestellt und hat wiederholt auch für den Bundestag und andere Körperschaften gearbeitet. Die von mir verauslagten Kosten dieser Wortprotokollierung in Höhe von ca. 35.000 Euro werden den Pflichtverteidigern von der Staatskasse wahrscheinlich nicht erstattet werden.

Niels Strach, Berlin, am 21.01.2023

Strafverfahren gegen Kaden Larkin

Hauptverhandlung vor dem Oberlandesgericht Gericht am 12.12.2022

11. Hauptverhandlungstag

Beginn: 09.18 Uhr

VROLG Jacsikski: Präsenzfeststellung (OStA Dr. Rendbach, RA Kleve, Prof. Dr. Prof. Dachmann, Prof. Dr. Ehrenberger, Dipl.-Ing. Ruß, RA Dr. Straß, RA Odenwaldt, H. Müller)

Zeugen Sinn, Leczek, Ulrich, Sock, Bosser anwesend.

Belehrung der anwesenden Zeugen.

Zeuge Leczek um 09:21 Uhr

VROLG Jacsikski: Personalien:

Jacek Leczek, 19 Jahre, Elektriker, Litewska zwei. Krakau (Polen).

Nicht verwandt oder verschwägert.

Sie wissen wahrscheinlich, warum Sie zu diesem Prozess geladen sind. Warum genau haben Sie den langen Weg von Krakau auf sich genommen, nur um hier zu sitzen?

Leczek: Natürlich, dem bin ich mir bewusst. Ich habe den langen Weg auf mich genommen, um gegen Kaden Larkin auszusagen. Um Taten offenzulegen, die er begangen hat. Nein, um die Grausamkeit deutlich zu machen.

VROLG Jacsikski: Wie genau meinen Sie das?

Leczek: Man kennt nur die Taten, die er in der Öffentlichkeit begangen hat. Den Drogenhandel, die grausigen Morde. Die Überfälle. Aber innerhalb der Gang ... Da hat sich keine Behörde ein Bild von machen können. Jeder, der gegen ihn etwas gesagt hat, ist entweder erschossen worden oder anderweitig umgekommen. Manchmal ist man ohne irgendeinen Mucks verschwunden. Ganz plötzlich. Wir selbst haben davon kaum etwas mitbekommen. Es wird nach einer gewissen Zeit auffällig.

VROLG Jacsikski: Führen Sie es weiter aus.

Leczek: Als Jakub Zsaskaski beschlossen hat, hinter seinem Rücken zu arbeiten, ist erst einmal gar nichts passiert. Sie müssen wissen, dass auch andere Polen in der Gang gelebt haben. Nicht viele. Glaube, fünf oder sechs. Dann hat Larkin herausgefunden, dass Jakub ein Verräter ist. Sie haben bestimmt die Narbe gesehen, die beim linken Auge ist? Hat er Ihnen je den Grund genannt?