„Ich warne dich vor. So gut wie du bin ich nicht." Sarah lässt sich mit dem Wagen ein wenig nach hinten fallen, um den Abstand vor dem Fahrzeug vor ihnen zu vergrößern. „Das Schnellste, was ich bisher gehabe habe, sind ungefähr zweihundertzehn Sachen gewesen." Zwei brausen an ihr vorbei. Dann schießt Sarah aus der rechten Spur, unmittelbar auf die Mitte. „Ich bin etwas eingerostet." Ein prüfender Blick in den Außenspiegel. Es geht auf die linke. Der BMW stößt ein lautes Brummen aus und bringt viel Kraft auf, um wie ein anmutiger Panther über den Asphalt zu rennen.
„Spielen für mich keine Rolle." Ein zufriedener Ton untermauert die Stimme, während Sarah mit inzwischen hundertfünfundachtzig fährt. „Das Gefühl seien Gleiche." Es macht den Anschein, als würden die anderen Verkehrsteilnehmer in die Länge gezogen werden. „Du stellen dich an echt gut. Fahren sicher und wissen, wie du müssen haben Fahrzeug unter Kontrolle." Auch wenn einige unachtsam auf die Spur wechseln, auf welcher Sarah fährt, reagiert sie schnell. Sie vollführt Sprünge auf den verschiedenen Seiten, ohne das Tempo zu drosseln. „Zweihundertzehn. Nicht schlecht. Seien gut. Zwar nicht perfekt, aber dennoch gut." Nicht einmal der Jaguar hinter ihnen hat die Chance, sie zu überholen. Es sieht aus, als würde er frustriert aufgeben, als er sich in die ursprüngliche Spur geordnet hat. „Du seien niemals eingerostet. Das seien ich. Ganze fünf Monate, ich haben gekonnt nicht fahren. Das tun verdammt weh, zumal mein Porsche und ich seien eins." Jakub linst auf den Tacho. „Da gehen mehr. Viel mehr. Zweihundert müssen sein drinnen." Aber Sarah wird langsamer. Lässt ihn die letzten Kilometer zunehmend gemächlich auslaufen. „Warum, du werden langsamer? Du fahren ziemlich gut. Da seien kein Stau."
„Kein Stau, dafür 'n Blitzer." Sie nickt zu der rechten Seite. Der graue Kreiskreis hat bis hundertfünfundzwanzig abgespeckt. „Ich will ungern auf meinen Führerschein verzichten. Und so'n Ding ist teuer. Das wären über sechzig Stundenkilometer, die ich drüber wäre." Ein auffälliger weißer Kasten, der darauf wartet, tollkühne Raser zu erfassen. „Wenn du Glück hast, wird deiner nach einer Woche wieder ganz sein. So lange heißt es noch: Warten, warten und warten." Sie bleibt in dem aktuellen Bereich – Jakub erkennt nun, warum. Auf der Strecke werden Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt. „Ich war trotzdem ziemlich glücklich, dass ich ein Mal über zweihundert gekommen bin." Sie lächelt. „Klar, es ist ausbaufähig, aber anders als du oder die meisten Fahrer habe ich ein Kind zu Hause zu versorgen."
Jakub schaut bewusst dem Jaguar nach, der sich an ihnen vorbeischleicht. Ein schwarzer, der in den letzten Sonnenstrahlen des Tages funkelt.
„Ich wissen gar nicht, wie viele ich haben einfach ignoriert. Die haben mich erwischt so oft." Er grinst ein wenig. „Extremste seien gewesen, als ich seien gefahren mit hundertsechzig in Fünfziger-Zone. Seien gewesen im Ort. Mitten in Nacht, am Sonntag, die haben geblitzt. Werden ich mich halten an Gesetz, ich werden verlieren Führerschein ganz schnell." Die letzte Kontrolle wird ein paar Kilometern vor dem Zeichen mit der Geschwindigkeitsbegrenzungsaufhebung durchgeführt. Jakub macht sich etwas klein; ein Beamter sieht unwegsam zu ihnen. „Ich haben ignoriert immer Verwarnungen, Bußgeld oder Androhungen. Irgendwann, sie haben es gelassen, weil sie wissen, dass ich werden mich kümmern Scheiß um die." Der Körper vibriert leicht, denn der Panther läuft an, immer schneller werdend. „Eigentlich, ich müssen haben keinen Führerschein und kein Auto. Aber wer hören schon auf Mahnungen, wenn du scheißen eh auf alles?" Für ihn ist diese Selbstverständlichkeit ein Teil seines bisher jungen Lebens.
„Mit hundertsechzig in der Fünfziger-Zone." Der mattgraue BMW behält die hundertvierzig bei. „Kann man machen, muss man aber nicht." Ein flüchtiger Blick zu ihm. „Wirst du eigentlich jemals wieder nach Polen zurückgehen?"
Die entspannte Laune sackt etwas zusammen. Eine Frage, die er gern fern geblieben wäre. Jakub hat in den letzten Stunden insgeheim darüber nachgedacht und immer wieder die Möglichkeiten miteinander abgewogen. Ich will zurück. Diesem Land bin ich nicht zugehörig. Aber ich kann es auch nicht. Es ist ein Zwiespalt. Jakub lässt sich mit der Antwort Zeit. Das ist echt ein ungünstiger Moment, dass dieser Scheißtrack gespielt wird. Er wechselt jedoch nicht.
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Ein Atemzug entfernt II
Novela Juvenil„Was ist schon gut und was böse? Das ist scheißegal; letztendlich hast du dich eh verpflichtet." Jakub Zsaskaski ist auf der Flucht. Ein Wettlauf mit dem Tod. Jedes Hindernis könnte sein letztes Stündlein bedeuten. Und während des Wettlaufs stellt e...