IV

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„Die müsste jetzt funktionieren. Die ... GPS-Daten von Kaden sind eingepflegt. Sobald sich irgendetwas verändert, sagt es dir Bescheid. Das Lämpchen würde grün aufleuchten." Riccie gibt ihm sein Handy. Jakub hat von Beginn an den Blick nicht vom Gerät abgewendet. Nicht, dass der Junge ihm ein Programm installiert, das ihm zum Verhängnis wird. „Zudem wird niemand dich mehr orten können. Nur noch Leute, denen du es erlaubst. Und, ähm ... Dein Handy ist vor Hackerangriffen geschützt. Auch vor unseren. Niemand wird dich mehr drankriegen." Er bleibt weiterhin von Angst gelähmt. „K-kannst du Nyze loslassen? Du hast jetzt alles, was du brauchst und wolltest." Riccie macht sich klein, als Jakub sich scharf räuspert. Nyze ist zwischenzeitlich bewusstlos geworden.

„Das, ich wollen auch hoffen für dich. Wenn nicht: Du wissen, was werden passieren." Er stößt den Rothaarigen von sich, sodass dieser nach vorn strauchelt. „Dziękuję. Es gehen doch, wenn man es wollen." Jakub schnappt sich das Gerät und betrachtet das Display. Ein leuchtend roter Punkt bewegt sich geradewegs in der Nähe von Frankfurt Oder. Jakub knurrt sehr leise und schaut wieder zu den beiden Kerlen. „Ich haben euch im Auge. Macht also nichts Unüberlegtes."

Riccie achtet nicht mehr auf ihn. Vielmehr ist er damit beschäftigt, seinem Freund Hilfe zu leisten. Nyze hustet laut und hat sich mit beiden Händen auf dem Tisch abgestützt. Ab und zu erbebt sein Körper. Riccie hat ihm eine Hand auf den Rücken gelegt und streicht behutsam darüber, während er leise mit ihm redet. Jakub gibt einen verächtlichen Laut von sich und geht anschließend zu der Treppe. Das Handy schiebt er in die Hosentasche. Sein Anliegen wäre erfüllt. Jetzt heißt es, nur noch hier herauszukommen. Das wird am schwierigsten werden.

Die Treppe ist schnell bezwungen. Jakub blickt zu beiden Seiten. Niemand. Lange überlegt er nicht und geht die entgegengesetzte Richtung von der, in welcher er zu Beginn gekommen ist. Dieser Weg würde zu einem der Seitenausgänge führen. Die, die nicht oft verwendet werden.

Seine Aggressionen sind derweil ins schier Unermessliche gestiegen. Jakub verspürt den Drang, wahllos Leute zu verprügeln. Die Finger kribbeln erwartungsvoll, die Lippen haben sich zu einem schwachen Grinsen verzogen. Er spielt durchaus mit dem Gedanken, die grausigen Vorstellungen in die Tat umzusetzen.

Eine fahrige Dunkelheit umgibt ihn. Die meisten Glühbirnen hier sind geplatzt und nie ausgetauscht worden. Jakub bewegt sich leichtfüßig. Stellt nach wenigen Metern fest, dass es hier nach getrocknetem Blut riecht. Der Geruch wird stärker, je näher er der Gabelung kommt. Jakub hebt ein wenig die Augenbrauen und lugt um die linke Ecke. Zieht sich reflexartig zurück, als er zwei Gestalten wahrgenommen hat, die auf einen dritten einschlagen. Sie schreien ihn an, während sie ihn brutal bearbeiten. Die mit Schmerz erfüllten Reaktionen werden bewusst überhört.

Aber es ist die Stimme, die Jakub dazu veranlasst, die Deckung zu verlassen. Die beiden prügeln nicht auf irgendeine beliebige Person ein. Jakub verengt die Augen und nähert sich ihnen. Sieht, wie der stark blutendende Blonde sich klein gemacht hat, die Arme schützend um den Kopf haltend. Ein gezielter Tritt zwingt ihn schließlich ganz zu Boden, und harte Schläge hageln auf den Typen ein, welcher immer wieder schreit und ums Aufhören fleht.

„Niemand will dich hier haben!", zischt der Braunhaarige und bricht dem Blonden eine weitere Rippe. Dieser schreit laut und rollt sich hilflos zusammen. „Du und deine Dreckslackaffen können dahin zurück, wo ihr hergekommen seid!"

„Wir haben schon genug Probleme." Sein schadenfreudiger Freund steht tatenlos daneben und schaut gehässig zu. „Fester. Da sind noch ein paar, die sind noch ganz. Lass' einfach alle Knochen brechen, dann wird er sich wünschen zu sterben."

„N-nein!", schreit der Blonde panisch los und stöhnt laut vor Schmerz; ein gezielter Tritt auf einen zersplitterten Knochen bringt ihn zum Schweigen.

Ein Atemzug entfernt IIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt