Don't let me down...

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Krönungsmorgen

Audra wachte von selbst auf. Die Sonne war gerade erst am Himmelszelt erschienen und beleuchtete ihr Zimmer sanft. Sie erhob sich und zog sich einen Mantel über, ehe sie den Flur betrat. Es war still auf den Gängen. Außer den Wachen, lief keiner durch den Palast. Schnellen Schrittes bewegte sich die Göttin in den Schlossgarten. Sie hatte das Gefühl, nicht so schnell wieder Zeit dafür zu finden, dort zu sein. Seufztend setzte sie sich auf eine Bank und sah sich um. Leise zwitscherten Vögel und sie hörte ein Paar Insekten ihre Arbeit tun. Kurz schloss sie ihre Augen. Heute war es soweit. Sie würde Thor heiraten, ihrem Volk Frieden bringen, das Richtige tun. Das sagte zumindest ihr Kopf. Ihr Herz aber schreite nach etwas anderem, nach jemand anderem. Nach Loki, den sie schon seit einer Woche nicht mehr zu Gesicht bekommen hatte. Er hatte ihr versprochen, eine Möglichkeit zu finden, die Hochzeit zu verhindern, doch ließ sich nicht mehr blicken. Womöglich wollte er es nicht noch schwerer machen, als es schon war.

„Ich wusste du würdest hier sein. Ein letztes mal als freie Frau."

Audra öffnete ihre Augen. Vor ihr stand Loki. Mit den Armen hinter dem Rücken sah er sie lächelnd an. Doch sie erkannte, das es ein gestelltes Lächeln war. „Loki... Ich hätte nicht gedacht, dich noch ein Mal zu sehen." gab sie überrascht zu und stand auf, um ihm so besser in die Augen schauen zu können. Loki lachte bitter. „Verzeih, ich hätte bescheid sagen sollen. Doch ich traute mich nicht, dir wieder ins Gesicht zu Blicken. Audra ich habe versagt. Kein anderer Weg würde dir gefallen und ich handele nicht in deinem Unwohlsein." Er wante seinen blick enttäuscht ab. In Audras Augen sammelten sich Tränen. Sie wusste, es würde keine anderen Möglichkeiten geben, jedoch hatte sie trotzdem auf Lokis verstand gehofft. Sie legte eine hand an seine Wange. „Ist schon gut Loki... Du hast es versucht und dafür danke ich dir. Aber anscheinend wollen die Götter unser Zusammenleben nicht." sagte sie. Seine Augen wanderten wieder zu ihr und er fing mit einem Finger eine Träne an ihrer Wange auf. „Aber warum fühlt es sich so richtig an?" fragte er und legte seine Lippen sanft auf ihre. Audras gesamter Körper fing an zu kribbeln und sie konnte nicht anders, als sich dem Gott hinzugeben. Die Zeit blieb für sie und ihn kurz stehen. Doch nicht lang genug. Loki löste sich widerwillig von ihr. „Ich bitte dich ein letztes Mal die Hochzeit abzusagen. Auch wenn ich die Antwort kenne." fast schon verzweifelt sah er Audra an. Sie konnte sehen, wie sehr er auf eine andere Antwort als nein hoffte. Doch so sehr sie es wollte, sie konnte nicht nachgeben. „Ich wünschte wir wären uns anders begegnet." Sie streichelte seine Wange kurz und ließ ihre Hand dann sinken. Er seufzte und nickte zustimmend. Mehr Tränen flossen ihre Wangen hinunter. „Ich sollte derjenige sein." sagte er noch und ließ sie dann stehen. Allein. Audra setztes ich wieder hin und versuchte sich zu beruhigen. Sie würde einem ganzen Volk das Leben retten, dass ist das Einzige, woran sie jetzt denken sollte. Doch sie konnte nicht. In ihrem Kopf schwirrte Loki herum. Seine grünen Augen, sein schwarzes Haar. Er raubte ihr jeglichen Verstand. Doch sie musste stark bleiben. 

„Oh ein wunderbarer Tag. Audra, wir suchen dich schon überall. Frühstück wird heute im Zimmer serviert, schließich soll dich der Bräutigamm erst bei der Trauung sehen. Komm" 

Ihr Vater Alator kam in den Garten. Audra hatte sich nicht bewegt, seit Loki gegangen war. Sie schreckte auf und nickte. „Entschuldige, ich hatte Vögel beobachtet." erfand sie und folgte ihm zurück in den Palast. Angekommen im Zimmer ließ ihr Vater sie in der Obut von Frigga und ein Paar Bediensteten. „Audra! Setz dich, iss!" Frigga lächelte glücklich. Audra erwiderte es, jedoch weniger glücklich und eher gezwungen. Seufztend setzte sie sich und betrachtete ihr Essen. Sie hatte gar keinen hunger. „Iss ein bisschen. Wer weis, ob du bei der Feier die Gelegenheit dazu hast." Frigga nahm neben ihr Platz und legte ihr eine Hand auf die Schulter. Audra kamen erneut Tränen in die augen. „Ich bin stolz auf dich." Frigga lächelte aufmunternd. Audra sah sie an. „Es ist das richtige, für mein Volk."

Begging youWo Geschichten leben. Entdecke jetzt