Kommen wir wieder zurück zu dem, wo wir waren. Ich rede bei "Hochwasser" nicht von Flüssen oder Seen, sondern von Kleidung. Ich verstehe bis heute nicht wieso "Hochwasser" inzwischen als "dreiviertel" benannt wird. Zu kurz ist zu kurz! Was gibt es da schön zu reden?
Es ist entweder zu kurz ist zu lang. Im Sommer ist die Hose zu warm und im Winter friert man sich die Knöchel ab und wenn man wächst, dann hat man den Hosenrand unter den Knien. Wie nennt man das dann? "Einhalb"?
Wieso nennen wir dann Shorts nicht "Einviertel Hosen"? Es ist als wäre die Sprache einfach, weil man sie kompliziert gemacht hat.
Reden wir Mal darüber, dass mein Oberkörper seit der Grundschule nicht mehr in die Länge gewachsen ist. Proportional ist das doch schon ein Missverständnis. Genauso wie mein Kopf eine Erbse in Vergleich zu meinen Oberschenkeln ist. Der menschliche Körper ist mir ein weiteres Rätsel. Nicht so störend wie Qinn, aber schon nervig genug um mehr Miete zu verlangen.
Wieso interessiert es eigentlich wie groß ich bin oder wie klein mein Kopf ist? Können wir nicht einmal nicht auf unser Äußeres konzentriert sein. Den Fokus auf unser Inneres legen?
Wer hat sich diesen Begriff denn ausgedacht? Wenn ich "Inneres" sage, denke ich an Organe. Die heißen ja nicht umsonst "Innereien". Der Erfinder muss auch gedacht haben, dass er witzig ist. Zugegeben finde ich es etwas amüsant. Nicht zu viel, denn über so etwas zu lachen würde mich zu einem komischen Teenager machen, aber gut genug um mit den Augen zu rollen.
Das habe ich inzwischen richtig perfektioniert. Ich meine, ich finde genug Gründe meinen Blick nach hinten zu rollen bis ich fast Qinn sehen kann.
Für alle die so dumm sind, dass die schon wieder vergessen haben wer Quinn ist obwohl ich das im letzten Kapitel gesagt habe: Quinn ist mein Hirn. Zum Glück habe ich es noch nie bis zu ihr durch geschafft. Das wäre eine mehr als verwirrende Begegnung.
Das ich an sie denke muss doch auch selbst verliebt sein, oder? Das mein Gehirn an mein Gehirn denkt? Genau wie es auch für eine Diva gehört. Ich werde komplett manipuliert und würde ich jetzt meinen Kopf schlagen, dann würde ich mir nur selbst weh tun. Unfair und dich so taktisch, dass ich fast stolz auf Qinn bin. (Ich benutze einfach zwei unterirdische Schreibweisen für den Namen, weil Quinn die Leser auch gerne abguckt.)
Wir sind ja schon Freundinnen. Also Qinn und ich. Schließlich sind wir zusammen aufgewachsen. Nicht wie meine Haare, die ständig einfach in meiner Bürste bleiben oder einfach von meinem Kopf fallen, wie ein Fallschirmspringer. Sie verlassen mich einfach.
Naja, Qinn hat ja keine andere Wahl. Sie ist da oben gefangen und muss es mit mir aushalten. Wenigstens bin ich dann nie alleine. Egal wo ich bin, ich habe immer noch mich und Qinn. Unproportianal hin oder her, ich habe es geschafft. Sechzehnjahre und schon ein bisschen mehr.
Ich mag Geburtstage nicht. Das ist etwas zu früh, ich weiß. Sollte ich nicht erst mit dreißig anfangen traurig zu sein, dass ich älter werde? Sieht so aus als wäre Qinn schon mental dreißig, denn was sie mich so denken lässt ist nicht leicht.
Ich habe schon sechzehn Jahre meines Lebens gelebt und an drei kann ich mich ja nicht Mal erinnern. Habe ich dann drei Jahre nicht für mich gelebt sondern für andere? Für meine Eltern, die glücklich waren, dass ich aufgetaucht bin? Das ist ziemlich selbstlos von mir. Muss ich schon sagen. Vielleicht habe ich mir dann drei Jahre Pupertät verdient. Ein Orden würde es jedoch auch tun.
Ich wäre gerne wieder vierzehn. Dafür möchte ich aber niemals sieben, acht und neun gewesen sein. Ich wünsche, ich könnte mein Leben wie im Restaurant ein Gericht bestellen. „Bitte einmal extra vierzehn, aber ohne Akne und auf Mobbing bin ich allergisch." Wahrscheinlich hätte die Bedienung mich ausgelacht.
Vielleicht müssen wir deswegen irgendwann sterben, damit wir versuchen zu genießen, was ungenießbar ist. Trotzdem unlogisch, dass genau das, zu Depressionen führt.
Das ganze Konzept hat eh seine Fehler. Wieso zählen wir eigentlich die Jahre, die wir überlebt haben? Das ist doch deprimierend. Ich möchte nicht wissen wie viel Zeit ich schon verschwendet habe. Besonders wenn wir meinen sechzehnten Geburtstag feiern, obwohl mein sechzehntes Lebensjahr doch schon vorbei ist. Das klingt für mich wie ein kranker Witz.
Es macht mich richtig wütend, wenn Leute mir dazu gratulieren. „Herzlichen Glückwunsch zum weniger Leben. Heute bist du wieder ein bisschen mehr auf dem Weg zum Tot."
'Aufwachsen' tuen wir gar nicht. Wir leben in dem Moment in dem wir das erste Mal Atmen. Dann sind wir neu und frisch. Danach läuft die Zeit in die falsche Richtung. Ab da werden wir krank. Ab da wird alles anstrengend. Ab da fallen wir hin und tuen uns weh.
Das klingt sehr pessimistisch und viele sehen es verständlicherweise anders als ich, aber viele sind auch nicht ich. Unsere Knochen tragen uns. Unsere Muskeln bewegen sich. Wir lassen unser Herz arbeiten und wie es sich gehört geht es irgendwann nach der Arbeit in die Rente. Manche sind faul und andere Arbeiten zu viel. Das ist was passiert.
Und eh wir uns versehen, sind wir alt. Dann haben diese ganzen Geburtstag einen bitteren Nachgeschmack. Wieso also nicht jetzt schon?
Wieso zählen wir eigentlich rauf? Fangen bei Null an. Ist das nicht etwas unkreativ? Ich würde viel lieber runter zählen. Schließlich läuft unsere Zeit ab und nicht rauf. Es würde viel mehr Sinn machen. „Herzlichen Glücklich zu hundert Jahren und mehr." So würde ich gerne anderen gratulieren.
Und Gesellschaftsspiele wären auch viel mehr Spaß. Die Altersbeschränkung würde dann nämlich sagen: „Von plus hundert bis minus eins" und 'minus eins' hört sich irgendwie unberechenbar an. So wie ein Vampir der länger lebt als vorausgesetzt. Das ist etwas worauf man stolz sein kann. Das man minus eins Jahre lebt oder minus drei. „Wie alt sind sie?"
„Minus 4" Ich wäre beeindruckt. Es hört sich auch weniger alt an als „Hundert vier." Außerdem wäre es nicht so ein Schwindel. Es wäre klar und rational und ganz sicher nicht trauriger.
Ich hätte noch plus vierundachtzig Jahre vor mir. Meine Eltern noch plus einundvierzig. Ich mag diese Art zu zählen.
Meine beste Freundin hat zu mir gesagt, dass sie nur Leben will, bis sie Abitur hat. Als ich das meiner Mutter sagte, war diese schockiert. Ich selbst fand das sehr verständlich. Arbeit ist nervig und ich möchte mein Leben nicht damit verbringen in einem Büro zu sitzen oder Kaffeeklatsch zu machen. Ich möchte frei sein und es ist das dümmste was ich je wollte.
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Mein Tagebuch
Teen FictionWenn dir langweilig ist und du glaubst du kannst auf ne weitere Gehirnzelle verzichten, dann ließ das hier.