Zwei ganze Tage lang meldete sich Krisch nicht mehr.
Zwei (!) ganze (!) Tage (!). Dabei hatten wir doch schon abgemacht, dass wir uns jetzt jeden Tag treffen. Na ja, jedenfalls fast. Ich war am Boden zerstört. Wie konnte er mich nur so sitzenlassen? Gerade jetzt, in dieser schwierigen Zeit. Als ob ich nicht schon genug Probleme hätte! Jetzt sollte ich auch noch meiner ersten, großen Liebe hinterhertrauern?
Ne, ehrlich jetzt, ich wäre fast traurig gewesen. Aber dann habe ich es überhaupt nicht geschafft, zu weinen. Und was nützt es traurig zu sein, wenn man nicht weinen kann? Außerdem besuchte ich Lea fast jeden Tag im Krankenhaus, also hatte ich wenig Zeit, über Krisch nachzudenken. Ich bitte euch, acht Stunden am Tag, das ist doch echt nicht viel! Er war ja auch ein Traumtyp. Ich hatte schon über mehrere Jungs acht Stunden nachgedacht. Über die Italiener, zum Beispiel. Drei Stunden am ersten Tag, zwei Stunden am zweiten Tag und zwischendurch immer ein paar Minuten.
*
„Hey, hat er sich immer noch nicht gemeldet? Keine Angst, er wird schon irgendwann von selber drauf kommen, dass man mit Mädchen, auf die man steht, auch mal was machen muss. Wenn er wirklich so gut aussieht und so nett ist, lohnt es sich auf jeden Fall, auf ihn zu warten.“
Das alles sagte Mena. Und ich fragte mich, woher sie es wusste. Woher wusste sie, dass er auf mich stand? Das wusste ich ja noch nicht einmal selber. Aber vor allem, woher wusste sie, dass er gut aussah? Ich hatte zwar hin und wieder von ihm geschwärmt und vielleicht hatte ich auch manchmal sehnsüchtig seinen Namen geseufzt (nach drei Anläufen hatte ich es endlich richtig ausgesprochen!), aber welcher normale Mensch schließt denn aus so etwas, dass jemand gut aussieht? Obwohl Mena damit ja durchaus Recht hatte. Und eigentlich hatte sie auch Recht, wenn sie sagte, ich sollte noch auf ihn warten. Ich meine, zwei Tage. Was sind schon zwei Tage in diesem ganzen, langen Leben? Oder in diesen drei Wochen Urlaub. Ich musste jetzt nach vorne sehen.
Morgen würde Lea endlich wieder aus dem Krankenhaus entlassen werden! Wenn man sie jetzt so sah, konnte man gar nicht glauben, dass ich sie noch vor anderthalb Wochen mehr Tod als lebendig aus dem Wasser gezogen hatte. Alles (bis auf ihren Arm, aber der zählte nicht) an ihrem Körper konnte sie inzwischen wieder bewegen.
Und obwohl sie natürlich längst nicht so braun war wie Mena, konnte man in ihrem Gesicht so etwas wie Farbe erkennen.
Ich glaube, sie ging den Ärzten langsam auf die Nerven, weil sie jede Stunde fragte, wann sie denn endlich gehen durfte. Außerdem drückte sie ständig den Notschalter und beschwerte sich zum Beispiel darüber, dass sie die Matratze unbequem fand.
Vielleicht fanden es die Ärzte auch nicht so toll, dass sie die ganze Zeit mit den Jungs, bzw. Männern auf ihrer Station flirtete. Ich hätte ihr gerne mal einen Italiener mitgebracht, die waren wenigsten gesund und weniger als 50 Jahre älter als sie, aber das ging leider nicht. Bei den Italienern waren wir unten durch.
Genug von Lea, jetzt wieder zurück zu Krinschtak. Warum sagt mein Computer, das ist ein Rechtschreibfehler? Gut, lassen wir es bei Krisch. Zufrieden, Computer?
Ich hatte zwar gerade herausgefunden, dass zwei Tage ohne Kontakt gar nichts bedeuteten, guckte aber trotzdem jede Minute auf mein Handy. Er hatte zwar meine Nummer nicht, aber trotzdem. Wozu gab es denn schließlich Wunder?
Vielleicht wäre es ganz hilfreich gewesen, noch mal in den Dschungel zu gehen. Aber das wollte ich auf keinen Fall. Ich hatte Angst vor dem (darf man in Geschichten für Jugendliche eigentlich Schimpfwörter benutzen?) Na ja, vor diesem Gorilla jedenfalls, hatte ich Angst. Der lebte ja wahrscheinlich auch nicht alleine im Dschungel, oder? Wahrscheinlich gab es da eine ganze Gorilla-Familie, die nur auf ein zierliches, kleines, ängstliches Mädchen wie mich wartete. Bedauert mich mal, bitte! Ich könnte schließlich… „hi“. Habe ich Halluzinationen oder hatte da gerade jemand „hi“ gesagt? Und dieser jemand klang verdammt nach Krisch.
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Vollkommen planlos
HumorUrlaub im fünf Sterne Hotel gewonnen? 30 Grad an jedem Tag? Tollen Typ kennen gelernt? Aber was macht man im fünf Sterne Hotel wenn man nicht mal das Buffet findet? Und wie kann man die dreißig Grad genießen wenn man schwimmt wie eine Schildkröte? U...