Als ich Krisch sah, konnte ich mal wieder nicht glauben, dass es so etwas wie ihn wirklich gab. Und noch unglaublicher war, was er in der Hand hielt. „Wo hast du das denn her?", fragte ich mit großen Augen. Krisch lächelte nur. Oh Gott, er wusste wirklich, wie man Mädchen wie mich verführte. Er gab mir ein Eis mit Nuss und Stracciatella. Die Sorten mochte ich zwar gar nicht, aber das war egal. Eis! Er hatte Eis gekauft! Wenn das mal kein Date war. Es weiß doch jeder, dass zu einem richtigen Date Eis gehört. Und ich hatte fast verzweifelt, als ich vor zwei Tagen keine Eisdiele gefunden habe. Sofort war vergessen, dass er sich so lange nicht gemeldet hatte. Ich musste ihm ja was bedeuten, wenn er mir Eis gekauft hatte. Ein Tropfen Nuss Eis tropfte auf mein Top, was sich mit der weißen Farbe von letzterem überhaupt nicht gut verstand. Ich leckte das Eis schnell da ab, wo es tropfte und stellte fest, dass es gar nicht so ekelig war. Na gut, superlecker war es jetzt auch nicht. Aber für ein 2. Date durchaus ausreichend. Vor allem hatte es den guten Nebeneffekt, dass ich nicht mit Krisch reden musste, wenn ich mit Eis essen beschäftigt war. Also liefen wir einfach stumm nebeneinander am Strand entlang. Leider, leider, war das Eis irgendwann aufgegessen. Ich hatte überhaupt keine Ahnung, was man in so einer Situation tat. Sollte ich was sagen? Sollte ich darauf warten, dass er was sagte? Oder sollte ich einfach gar nichts machen und den Dingen ihren Lauf lassen? Ich konnte nicht mehr nachdenken, denn in dem Moment griff Krisch vorsichtig nach meiner Hand und hielt sie fest.
Ich konnte es nicht glauben! Hielten wir jetzt wirklich Händchen? Ich hätte vor Freude Luftsprünge machen können. Aber ich machte sie nicht, denn das wäre wohl ein bisschen komisch gekommen. Stattdessen lächelte ich dieses verklärte verliebt-sein-Lächeln, dass Mena schon den ganzen Urlaub drauf hatte. Meiner Meinung nach hätten wir stundenlang so weiter laufen können. Hand in Hand, wie ein verliebtes Pärchen. Und Ausnahmsweise achtete das Schicksal mal auf meine Meinung. Ich war vollkommen glücklich. Irgendwann drehte sich Krisch langsam zu mir um. Er legte eine Hand auf meine Schulter und mein ganzer Körper kribbelte. Er sah mich aus diesen tollen Augen an. Sein Gesicht kam immer näher und ich, ich... drehte mich weg. Aber nicht weil ich Krisch nicht küssen wollte, dass wollte ich nämlich wirklich, dass wollte ich sogar unbedingt. Tausendmal hatte ich mir vorgestellt, wie sich seine Lippen auf meinen Lippen,... na ja. Jedenfalls drehte ich mich weg. Weil ich, obwohl ich nur noch so halb in dieser Welt war, irgendwie aus den Augenwinkeln mitbekam, dass Mum und Dad sich verdächtig nah an unserem Standort aufhielten. Ich konnte den stechenden, beobachtenden Blick meiner Mutter quasi in meinem Rücken spüren. Außerdem wollte ich nicht, dass meine Eltern bei meinen ersten Kuss dabei waren. Also, bei meinem ersten richtigen Kuss. So fünf, sechs, hatte ich ja schon hinter mir, vom Flaschendrehen auf Geburtstagsfeiern. Aber die zählten nicht wirklich. Krischs Kuss landete also statt auf meinem Mund auf meiner Wange. Das war aber auch schon tausendmal schöner als die ganzen ekeligen Küssen mit unreifen Jungs die man noch nicht mal mochte. Krisch sah mich total irritiert an. Scheisse, wie sollte ich ihm das jetzt erklären, ohne dass meine Eltern es hörten. „Ok", flüsterte ich. Ich griff nach seiner Hand und rannte mit ihm dahin, wo unsere Eltern uns bestimmt nicht sahen. Und wahrscheinlich auch kein anderer: in den Dschungel. Manchmal sagten Taten mehr als Worte. Hoffte ich jedenfalls. Bevor ich ihn einen Fuß in den Dschungel setzte, hatte ich, ehrlich gesagt, schon ein bisschen Bammel. Aber als ich dann drin war, war alles ganz easy. „Tut mir leid, Krisch ehrlich. Aber da waren meine Eltern." „Ist schon okay." Und dann nahm er mich in den Arm und küsste mich wirklich. Und zwar ziemlich lange.
Was soll ich sagen? Es war tausendmal besser als ich es mir jemals vorgestellt. Jetzt würde ich wohl leider nicht mehr beim Flaschendrehen mitmachen können. Nach diesem Kuss mit Krisch konnte ich mir gar nicht mehr vorstellen, wie es war, einen sabbernden Jungen aus meiner Klasse zu küssen.
Ich sah Krisch noch mal an. Er hatte so weiche Lippen, die nach, lasst mich kurz nachdenken,... Nein, ich komm nicht drauf. Ich war leider zu überwältigt davon, dass er mich überhaupt küsste, um auch noch über den Geschmack von seinen Lippen nachzudenken. Jedenfalls muss er gut gewesen sein, denn ich konnte nichts dagegen tun, ich musste ihn einfach noch mal küssen. Krisch schien auch nicht wirklich was dagegen zu haben, und deshalb machten wir noch ziemlich lange so weiter. Nur als einmal seine Hand unter mein Top rutschte, drückte ich sie zaghaft, aber bestimmt, (obwohl sich das ja eigentlich schon ausschließt) zurück.
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Vollkommen planlos
HumorUrlaub im fünf Sterne Hotel gewonnen? 30 Grad an jedem Tag? Tollen Typ kennen gelernt? Aber was macht man im fünf Sterne Hotel wenn man nicht mal das Buffet findet? Und wie kann man die dreißig Grad genießen wenn man schwimmt wie eine Schildkröte? U...