Happy End?

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Also, wie bereits ein paarmal erwähnt, würde Lea heute aus dem Krankenhaus kommen. Am Morgen war schon alles geklärt. Mena würde wieder hier bleiben und sich um Sissi und Pélé kümmern, Mum, Dad und ich würden zum Hotel fliegen. Weil dann aber noch drei Plätze frei waren, haben Mena und ich (okay, Mena) Paolo überredet, dass Krisch noch mit durfte. (okay, sie hat ihn nicht überredet. Sie hat nur „Schatz?“ gesagt, und schon war alles klar.) Also, alles war geregelt. In zehn Minuten ging unser Flug. Hatte Paolo jedenfalls so geplant, und ich hab zugestimmt. Krisch wird ja wohl nicht mehr als zehn Minuten hier hin brauchen. Ich musste ihm nur noch eben Bescheid sagen.

Meine Finger tippten seine Nummer. Wir hatten gestern Abend noch Handynummern ausgetauscht und ich konnte seine inzwischen blind. „wählt Krisch <3 <3 <3“, zeigte mein Handy an, darunter dieses tolle Bild von Krisch. Es war zwar schon dunkel, aber man erkannte ihn trotzdem gut. (danke, Lichtstärke-Kamera!) Seine kurzen, schwarzen Locken, dieses Lächeln. Diese dunkle Haut, die ich anfassen uns streicheln will. Und dann diese Augen. Zugegeben, auf dem Foto verlieren sie etwas von ihrer Magie, aber sie sind trotzdem einfach atemberaubend schön. Ach, ich könnte ihn mir ewig anschauen. „Hallo“, meldet er sich. Und diese Stimme! Diese tiefe, melodische Stimme! Sie lässt mein Herz direkt doppelt so schnell schlagen. „Hallo? Mea? Du kannst mit mir reden.“ Ein bisschen peinlich berührt halte ich mir das Handy ans Ohr. „Hi Krisch. Ich wollte dich fragen, ob,…“, irgendwie kam mir die Frage jetzt ein bisschen bescheuert vor. Ich meine, wieso sollte er Lea abholen, er kannte sie doch gar nicht. Trotzdem, da musste ich jetzt durch: „…ob du Lea mit abholen willst.“ „Ja klar, gerne.“ Ich atmete erleichtert auf.  „Wann soll ich denn kommen? Wann fahrt ihr los?“ „ihn, ähh, 7 Minuten?“ „Baby, wie soll ich das denn schaffen?“ Baby! Er hatte Baby gesagt! „Ja, tut mir leid, ich lass mir was einfallen. Bis gleich!“ Ich traute mich nicht, „Ich liebe dich“ anzufügen. „Bis gleich, Süße“, verabschiedete sich Krisch. Baby und Süße, direkt hintereinander! Oh Gott, wie ich diesen Jungen liebte.

Jetzt musste ich nur noch meine Eltern davon überzeugen, dass es wichtig war, noch ein bisschen zu warten. Und vor allem Paolo. Mena war nicht da, sie war mit Sissi und Pélé schon rein gegangen. Und wenn ich zu Paolo „Schatz?“ sagen würde, wäre nicht schon alles klar, sondern er würde mir einen Vogel zeigen. Außerdem wäre dann Krisch (hoffentlich!) eifersüchtig. „Mea, wo bleibt denn dein komischer Freund? Wir wollen los!“ Und da haben wir schon das Problem. „Krisch ist nicht komisch“, will ich instinktiv sagen, mache den Mund auch auf, aber dann auch schnell wieder zu. Dann überlegte ich und dann antwortete ich (Erst überlegen, dann reden, würde ich jedem empfehlen! Bringt echt was!) „Jaaah, er kommt gleich. Er braucht ein noch bisschen, weil seine Schwester verletzt ist.“ Das musste ich Krisch gleich noch erzählen. Er musste ja wissen, wenn seine Schwester verletzt war. „Na gut, dann warten wir noch ein bisschen. Aber sag ihm, er soll sich beeilen.“ „Ja, macht er ja.“ Der arme Krisch! Er konnte doch nichts dafür, wenn seine Schwester sich wehtat!

*

Wir warteten noch ein bisschen. Also, ziemlich lange. Also, Mum war ziemlich sauer. Sie schaute mich mit ihrem stechenden Blick an, der bei mir immer bewirkte „Entschuldigung“ zu stammeln und zu versuchen, es irgendwie wieder gut zu machen. Dad sah ziemlich genervt aus, er seufzte im Minutentackt. Paolo ließ sich nichts anmerken, aber er sah auch nicht so begeistert aus. Er hatte die Arme verschränkt. Ich selber wusste nicht, was ich machen sollte. Ich hatte Krisch bestimmt schon dreimal angerufen, aber immer war nur die Mailbox dran gewesen. Und zehn SMS hatte ich ihm auch schon geschrieben. Gerade als ich eine elfte SMS schreiben wollte, sagte meine Mutter, mit einer Stimme, die keinen Wiederspruch duldete: „Melanie, jetzt können wir aber wirklich nicht mehr länger warten. Lea wartet.“ Es ist keine schlaue Idee, bei einer Stimme, die keinen Wiederspruch duldet, zu wiedersprechen. Ich versuchte es trotzdem: „Nein, er ist bestimmt gleich da.“ Ohne ein weiteres Wort stiegen meine Eltern ins Flugzeug. „Also, kommst du jetzt oder kommst du nicht?“ Das konnte ich aber nicht machen. Gleich kommt dann Krisch und hier ist niemand. Allerdings wollte ich Lea auch nicht im Stich lassen. Sie wäre total sauer, wenn ich nicht mitkommen würde. Zwei bescheuerte Möglichkeiten. Ich wollte mich gerade entscheiden (zwischen etwas wollen und etwas wirklich tun ist ja auch noch mal ein Unterschied), da kam er. Allein sein Anblick ließ mein Herz mal wieder höher schlagen. Ich lief ihm entgegen. Eigentlich wollte ich ihn küssen, aber dafür war ich dann doch ein bisschen zu sauer. Stattdessen umarmte ich ihn. „Wo warst du denn? Meine Eltern sind schon total sauer.“ „Tut mir leid. Der Weg durch den Dschungel ist halt nicht so einfach. Du hättest mir auch mal früher Bescheid sagen können.“ „Und du hättest auch mal ans Handy gehen können.“ „Dann wäre es jetzt kaputt gewesen.“ „Das fängt ja toll an“, kicherte ich „wir sind gerade mal einen Tag zusammen und schon streiten wir uns.“ „Dann wäre ich dafür, dass wir das ganz schnell wieder beheben“, meinte Krisch. „Wär ich auch sehr dafür“, antwortete ich und zog Krisch hinter mir her zu meinen Eltern. „Mum, Dad, das ist Krisch, mein Freund.“ Meine Mum sah immer noch leicht sauer aus, aber sie riss sich zusammen und sagte

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