9. Kapitel

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Die nächste Woche kam und langsam aber sicher lud sich die Luft in Hogwarts mit Spannung auf. Alle fieberten dem Spiel Gryffindor gegen Slytherin entgegen. Meine Klassenkameraden trainierten jeden Abend bis spät in die Nacht. Auf den Gängen wurden sie von den Slytherins angepöbelt und auch mich traf es, da ich meistens mit ihnen unterwegs war. Sie begannen wieder, mich Schlammblut zu nennen, doch diesmal schritt Jessie ein, als mich ein grosser, bulliger Slytherin-Fünftklässler beschimpfte.

«Lass sie in Ruhe, du Troll!», fauchte sie ihren Hausgenossen an. «Sie trägt in ihrem kleinen Finger mehr Magie als du in deinem ganzen Körper, du Squib!»

Der Fünftklässler funkelte Jessie an, als würde er sie am liebsten lynchen, zog aber dann ab, nicht ohne zu versprechen, dass er Jessies grossem Bruder davon erzählen würde.

Danach musste Jessie mir erstmal erklären, was ein Squib war. «Eigentlich das Gegenteil von dem, was du bist. Ein Squib ist jemand, der aus einer Zaubererfamilie stammt, aber keine Magie in sich trägt und folglich auch nicht Zaubern kann.»

Fred und George, die die ganze Episode mitbekommen hatten, kamen nun zu uns und klopften Jessie auf die Schulter. «Tja Silver, dir ist schon klar, dass du dich gerade als Gryffindor-Fan geoutet hast?», frotzelte George, wofür er von Jessie einen Schlag in die Rippen erhielt.

«Niemals würde ich mich auf die Seite von euch Gryffindors stellen. Ich habe nur meine beste Freundin verteidigt», stellte Jessie klar und zog uns dann weiter zu Flitwicks Klassenzimmer.

Wie sich am folgenden Tag herausstellte, hatte der Fünftklässler seine Drohung gegenüber Jessie wahrgemacht, denn am nächsten Morgen setzte sich eine wutschnaubende Jessie zu Fred, George, Lee, Angelina, Alicia und mir an den Gryffindortisch. Die anderen Gryffindors schauten ziemlich erstaunt aus der Wäsche, als sie eine Slytherin an unserem Tisch sitzen sassen und ein paar kamen sogar hinüber und wollten sie wegschicken. Oliver Wood zum Beispiel, der Jessie unterstellte, für die Slytherin-Mannschaft zu spionieren. Doch schliesslich war es Charlie, der die anderen Gryffindors dazu brachte, Jessie bei uns sitzen zu lassen.

Denn Rest der Woche war Jessie wann immer möglich mit uns Gryffindors unterwegs oder mit Cedric und seinen Freunden aus Hufflepuff, die Jessie ebenso bereitwillig aufnahmen. Abends sassen wir jeweils zu dritt in der Bibliothek und machten Hausaufgaben.

«Ich werde nicht zum Spiel gehen», verkündete Jessie am Vorabend des Spiels. «Ich habe keine Lust meinen Bruder und diesen Idioten Marcus Flint anzufeuern, wenn die sich so aufführen. Aber wenn ich stattdessen für Gryffindor bin, wird mir Jeremy das nie verzeihen.»

Cedric nickte: «Ja, dann ist es wahrscheinlich die diplomatischste Lösung, wenn du dich von dem ganzen Spektakel fernhältst. Wir können uns gerne hier treffen und Hausaufgaben machen.»

Jessie lächelte ihn dankbar an und sah dann zu mir.

«Ich werde zum Spiel gehen. Immerhin spielen alle meine Freunde aus Gryffindor, da muss ich sie doch anfeuern.»

Schliesslich war er da, der Morgen des Spiels, und ich sass mit unserem Quidditchteam am Gryffindortisch. Meine Klassenkameraden waren so aufgeregt, dass sie kaum einen Bissen hinunter bekamen. Charlie, Oliver und Paul Higgins, wie Charlie ein Siebtklässler, der in unserem Team den Sucher machte, redeten ihnen gut zu. Oliver erzählte von seinem ersten Quidditchspiel und dass er auch keinen Bissen hinunterbekommen hatte und ausserdem bereits in den ersten zehn Minuten des Spiels k.o. gegangen war. Das munterte Fred, George, Angelina und Alicia nicht wirklich auf. Auch Lee war total hibbelig. Heute würde er als Stadionsprecher das Spiel kommentieren und er murmelte die ganze Zeit die Namen der Spieler und diverse Quidditchausdrücke vor sich hin, was die anderen vier nur noch nervöser machte. Nachdem Charlie es geschafft hatte, alle dazu zu bringen, wenigstens ein Stück Toast und ein Glas Kürbissaft zu sich zu nehmen, machte sich die Mannschaft geschlossen auf den Weg zur Umkleide. Ich blieb zurück. Ich würde dann zusammen mit den anderen hinunter zum Feld gehen.

Unbequeme Wahrheiten - Adrienne Seanorth 2 (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt