32. Kapitel

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«Du bist gar nicht meine Ma», murmelte ich tonlos. Blicklos starrte ich auf den schwarzen See hinaus. In der Nähe des Schlosses plantschten einige Schüler im Wasser herum, während die Frühsommersonne warm auf das Gelände herabschien, doch in mir war alles eiskalt.

«Das stimmt nicht, Adrienne! In allem was zählt, bin ich deine Mutter», sagte die Frau, die ich mein Leben lang für meine Ma gehalten hatte, vehement und versuchte, mir einen Arm um die Schultern zu legen. Ich wich ihr aus.

«Aber ich bin nicht von dir», stellte ich fest. Wie viele Lügen gab es denn noch? Womit hatte diese Frau mich noch alles belogen und betrogen?

«Adrienne, du verstehst das nicht – «, versuchte sich zu erklären, doch ich fiel ihr ins Wort.

«Oh doch, das tu ich. Du hast mich belogen, immer und immer wieder! Dass du eine Fey bist und keine Muggel, arbeitest in einer Geheimabteilung der Regierung statt in einer Bank und dass du mir mein ganzes Leben lang die magische Welt vorenthalten hast, das alles hätte ich dir vielleicht verzeihen können», schrie ich sie an, «aber, dass du es nicht einmal für nötig erachtet hast, mir zu sagen, dass ich gar nicht deine Tochter bin ... Du hättest es mir sagen müssen!» Wütend und enttäuscht stand ich auf, sprang von dem Felsen herunter und rannte davon.

«Adrienne! Warte!», hörte ich die Stimme der Frau hinter mir, doch ich rannte nur noch schneller. «Ach verdammt!», hörte ich sie noch fluchen.


Ich floh ins Schloss und versteckte mich an dem Ort, wo sie mich niemals finden würde. In dem Bett, das einst meines gewesen war, rollte ich mich zu einem Ball zusammen und begann zu schluchzen.

Irgendwann hörte ich Stimmen draussen auf dem Flur vor den Schlafsälen. «Sie ist sicher in ihrem Zimmer», vernahm ich Kaspars Stimme, «die nächste Tür links.» Dann flog die Tür auf und Kaspar, Jessie, Cedric und Charlie stürmten herein.

«Adrienne! Was ist passiert?», fragte Jessie besorgt und setzte sich neben mir aufs Bett.

«Deine Ma war ganz durcheinander, als McGonagall sie in unseren Gemeinschaftsraum geführt hat. Und als sie dich dort nicht gefunden hatte, hat sie mich dazu verdonnert, dich hier zu suchen», erklärte Charlie und sah mich ebenfalls besorgt an.

Kaspar hingegen sah entschuldigend drein. «Ich hoffe, es ist für dich in Ordnung, dass ich die drei hergebracht habe?»

Ich nickte nur, meiner Stimme traute ich im Moment nicht.

«Was ist los, Adrienne?», fragte Cedric leise und setzte sich ebenfalls aufs Bett.

«Meine Ma – «, brachte ich hervor, bevor ein Schluchzen mir das Wort abschnitt, «... ist gar nicht meine Ma.»

Die vier sahen mich verwirrt an und ich beeilte mich, die ganze Geschichte zu erklären.

«Und was heisst das jetzt? Du bist ein Wechselbalg?», fragte schliesslich Kaspar.

«Vielleicht», antwortete ich ihm schniefend.

«Nein, sicher nicht», verteidigte plötzlich Charlie meine Ma. «Wir hatten in letzter Zeit alle viel mit Kathleen zu tun – sie ist zwar etwas aufbrausend und rau, aber ich will nicht glauben, dass sie jemandem ein Kind aus der Wiege stehlen würde. Das passt einfach nicht zu ihr.»

«Woher willst du das wissen?», hielt Cedric dagegen. «Du hast doch gehört, in wie vielen Dingen sie unehrlich war. Jemandem, der so gut lügen und sich derart verstellen kann, traue ich alles zu.»

Jessie nickte bedrückt. «Würde mich nicht wundern, wenn Kathleen in Slytherin war. Das würde zu jemandem aus meinem Haus passen.»

«Trotzdem solltest du zumindest mit ihr reden», ging Charlie dazwischen.

Unbequeme Wahrheiten - Adrienne Seanorth 2 (HP FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt